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Das „Aktuelle Sportstudio“ feiert 50er

09. August 2013, 00:04 Uhr
50. JubilSum ZDF-Sendung Çdas aktuelle sportstudioÈ
Die Moderatoren Dieter Kürten, Michael Steinbrecher, Katrin Müller-Hohenstein, Sven Voss und ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz (v.l.n.r.) Bild: (dpa)

Die TV-Institution mit der Torwand feiert am Samstag im ZDF (22 Uhr) mit einer großen Jubiläumsshow.

Das „Aktuelle Sportstudio“ des ZDF zählt zu den Sport-Klassikern im deutschen Fernsehen. Es ist ein Stück TV-Geschichte. Am Samstag feiern die Mainzer ihren 50. Geburtstag. Natürlich mit Gästen und mit Torwandschießen. Diese Übung ist und bleibt das unverwechselbare Erkennungszeichen der samstägigen TV-Sendung.

Das erste Sportstudio flimmerte zur Geburtsstunde der Fußball-Bundesliga am 24. August 1963 in Schwarz-Weiß über den Bildschirm, moderiert vom Österreicher Heribert Meisel. „Wir planen zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison eine Mischung aus aktueller Berichterstattung und Rückblick“, erläuterte Sportschau-Leiter Oliver Schmidt die zweistündige Jubiläumsausgabe. Sie beginnt bereits um 22 Uhr. Das Moderatoren-Trio mit Katrin Müller-Hohenstein, Sven Voss und Michael Steinbrecher, der sich nach 21 Jahren aus der Riege ausklinkt, erwartet viele bekannte Gratulanten. An der Spitze „Kaiser“ Franz Beckenbauer, ohnehin der häufigste Gast im Sportstudio, sowie Rekord-Moderator Dieter Kürten.

Seine erste Sendung im Oktober 1967 hat der 78-jährige Kürten nicht vergessen: „Es war ein Sprung ins kalte Wasser, ohne Probe. Wir haben um eine halbe Stunde überzogen.“ Das Privileg des Überziehens hat sich das „Aktuelle Sportstudio“ als ein Format aus Information, Unterhaltung und journalistischer Qualität erworben. „Wir verstehen uns auch weiterhin als eine Institution für seriösen Sportjournalismus, das gelegentliche Augenzwinkern eingeschlossen“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz.

Von Muhammad Ali bis Pelé

An die Höhepunkte aus fünf Jahrzehnten (siehe unten) können sich vor allem die älteren TV-Zuschauer erinnern. Etwa an das „Interview“ von Rainer Günzler mit dem beharrlich schweigenden Boxer Norbert Grupe, an den Affen, der der Frau von Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller die Perücke vom Kopf riss, oder an den Reitversuch des schwergewichtigen Moderators Wim Thoelke auf einem Dressurpferd. Prominente Sportler wie Muhammad Ali, Max Schmeling oder Pelé, Künstler, Schauspieler, Politiker oder Königin Silvia von Schweden traten in der Sendung auf.

Allerdings hat sich die Medienwelt in den vergangenen Jahren stark verändert. Wenn früher ein Bundesliga-Profi am Nachmittag drei Tore in einem Spiel erzielte, war es klar, dass er am Abend im Sportstudio aktuell darüber berichtete. Das ist heutzutage fast unmöglich. „Die Termine mit Spielern und Trainern müssen mit ihren Beratern ein oder zwei Wochen vorher abgestimmt werden“, berichtet Gruschwitz.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey verteidigt die bei vielen Sportfans umstrittene Sendezeit 23 Uhr, die seit 2010 gilt. „Das ist eine späte, aber verlässliche Startzeit, die die Zuschauerzahlen stabilisiert und die Marktanteile erhöht hat“, argumentierte Frey. Allerdings sinkt die Quote, vor allem bei gleichzeitigen Box-Übertragungen in der ARD oder bei RTL, oftmals unter die Zwei-Millionen-Grenze.

Vom Profi-Boxen hat sich das ZDF verabschiedet, das „Aktuelle Sportstudio“ bleibt. Die Uhr und die von Max Greger komponierte Titelmelodie haben die fünf Jahrzehnte unverändert überstanden. Wann genau die Torwand erstmals zum Einsatz kam, lässt sich in den Archiven nicht ergründen. Als das ZDF das Requisit einmal abschaffen wollte, hatte der Sender die Rechnung ohne die Zuschauer gemacht. „Die Leute haben sich gebärdet, als hätte man einem Kind das Spielzeug weggenommen. Das Telefon hat nicht stillgestanden. Dann haben wir das Ding wieder hingestellt“, berichtet Kürten. Acht Fußballer, darunter Günter Netzer, haben bisher fünf Treffer an der Torwand erzielt. Auf den ersten „Sechser“ warten die Sportstudio-Macher seit einem halben Jahrhundert.

 

Einige Moderatoren
Einige der mehr als 20 Moderatoren in der Sportstudio-Geschichte waren selbst zuvor Leistungssportler, beispielsweise Eiskunstläufer (Rudi Cerne, Moderation 1999–2006) oder Leichtathleten (Wolf-Dieter Poschmann, Moderation 1994–2011).
 
Der Österreicher Heribert Meisel (1920–66) moderierte 1963/64. Seine journalistische Karriere begann er 1945 bei der Salzkammergut Zeitung. 1961 erfand Meisel anlässlich eines 2:1-Sieges bei einem Ländermatch gegen Ungarn den „Tor-Tor-Tooor!“-Ruf.
 
Harry Valérien (1923–2012) war Mitbegründer des Sportstudios, moderierte von 1963 bis 1988. Zu seinem Markenzeichen wurden seine bunten Pullover, v.a. in Gelb. Immer wiederkehrend war die Frage nach dem Standort der Kamera: „Wo simma? Wo samma?“
 
Wim Thoelke (1927–95) war ab 1962 Leiter der ZDF-Sportredaktion. Das Sportstudio moderierte er bis 1970 115-mal. Nachher moderierte er Unterhaltungssendungen wie „Drei mal Neun“ und „Der große Preis“.
 
Günther Jauch moderierte von 1988 bis 1997, Johannes B. Kerner von 1997 bis 2006.
 

Premiere

Unvergessen: Mit Carmen Thomas moderierte am 3. Februar 1973 erstmals eine Frau eine deutsche Sportsendung. Bekannt machte sie aber am 21. Juli 1973 der legendäre Versprecher „Schalke 05“, auf den die heute 67-Jährige selbst heute noch nahezu wöchentlich angesprochen wird.

 

Wilder Ritt

Störrisch Unter Anleitung von Dressurreiter Josef Neckermann wagt sich „Sportstudio“-Moderator Wim Thoelke am 1. Juni 1968 auf den Rücken des Pferdes Antoinette. Die Pferdedame ist damit allerdings überhaupt nicht einverstanden und versucht, Thoelke abzuwerfen.

 

Völlige Stille

Schweigsam Im Juni 1969 hat es Moderator Rainer Günzler mit einem ganz besonderen Gast zu tun: Norbert Grupe, erfolgreicher deutscher Boxer, will plötzlich einfach nichts mehr sagen. Immerhin bedankt sich Grupe zum Abschied artig für das Interesse.

 

Tierischer Unfall

Haarig Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller und seine Frau Maria sind am 16. Oktober 1971 zu Gast im „Sportstudio“. Da darf auch Cheetah nicht fehlen, genauer gesagt Cheetah II – ein Schimpanse, der es gerne haarig mag und Frau Weissmüller die Perücke vom Kopf reißt.

 

"Kaiser" in Form

Treffsicher 1994, der FC Bayern hat sich zum Meister gekrönt und ist in Feierlaune. Das führt zu Experimentierfreude: Beim Torwandschießen wird der Ball für Franz Beckenbauer auf einem Bierglas zurechtgelegt. Wie es sich für den „Kaiser“ gehört, trifft er.

 

Fünf Treffer

Günter Netzer war der erste, der bei der legendären Torwand im „aktuellen sportstudio“ fünf Treffer schaffte. Sechs Treffer wären das Maximum, das hat allerdings bis heute niemand geschafft.

 

 

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