Salzburger Festspiele haben mit bejubelter "Lukaspassion" begonnen
Passion, Leidenschaft, Ekstase haben sich die Salzburger Festspiele 2018 auf die Fahnen geschrieben - und bereits am ersten Abend geliefert:
Mit Krzysztof Pendereckis dramatischer "Lukaspassion" für Soli, Sprecher, drei Chöre, Knabenchor und Orchester legte Kent Nagano beim Festspieldebüt am heutigen Freitag seines Orchestre Symphonique de Montreal in der Felsenreitschule Grundsätzliches fest.
Pendereckis 1966 uraufgeführte Passion, eher frei nach dem Lukasevangelium, versöhnt unbedingte Avantgarde mit traditioneller Religiosität und das biblische Leiden mit dem Bewusstsein der Tragödien des 20. Jahrhunderts. Das durchwegs auf Latein vorgetragene Chorwerk hob ihn, damals bereits ein aufstrebender Komponist, endgültig auf die große Bühne. Bejubelt wurde Penderecki auch heute inmitten des Riesenensembles im großen Schlussapplaus. Mit dem Orchestre Symphonique de Montreal hat der polnische Komponist in den vergangenen Jahren oft zusammen gearbeitet.
Chefdirigent Nagano, der in der Neuen - und auch nicht mehr ganz so Neuen - Musik stets das Überzeitliche, die DNA der Musikgeschichte freilegt, fungiert hier zumindest so sehr als Regisseur, wie als Dirigent. Er inszeniert das hoch theatral gesetzte Geschehen rund um den letzten Weg Jesu Christi wie einen allgemeinmenschlichen Thriller vor dem ewigen Gestein der Felsenreitschule. Seine herausragenden Protagonisten waren neben dem versatilen Philharmonischen Chor Krakau und dem Warsaw Boys' Choir die Solisten Sarah Wegener, Lucas Meachem, Matthew Rose und - als oben im einzigen Gesteinsfenster platzierter Erzähler - Slawomir Holland. Besonders Bariton Meachem empfahl sich mit seinem berührenden Christus-Part für höhere Festspiel-Weihen nach diesem Debüt.