Vergessene Künstlerin – auf der Suche nach Fräulein Newald
Das Nordico begibt sich dieses Frühjahr auf die Spuren der Linzer Malerin Fanny Newald.
Fanny Newald, Tochter aus gutem Hause – ihr Vater war Präsident der Linzer Rechtsanwaltskammer – war ihr Leben lang ein Fräulein. Auch dann noch, als sie 77-jährig völlig verarmt starb. Die 1893 in Linz Geborene maturierte in ihrer Heimatstadt und erhielt hier privaten Mal- und Zeichenunterricht. In München studierte sie ab 1924 Kunst an der dortigen Akademie und feierte erste Erfolge. Am Ende ihres Lebens war sie allerdings mittellos und ohne die ihr gebührende Anerkennung für ihr Werk.
Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der erfolgreicher Germanist in der Schweiz und in Berlin geworden war, konnte sie ihre Berufstätigkeit nicht weiter ausüben, als die Eltern krank wurden und gepflegt werden mussten. Das Fräulein Newald kam 1933 nach Linz zurück und malte von da an nur mehr still für sich. Die Künstlerin heiratete nicht und hatte keine Kinder. Obwohl sie Mitglied in der Berufsvereinigung bildender Künstler war, stellte sie nicht aus und konnte so gut wie keine Bilder verkaufen. Zu zurückhaltend und bescheiden war sie, um für sich selbst und ihre Kunst Werbung zu machen.
In den 1920er Jahren hatte die Familie Newald allen Reichtum verloren. Auch das repräsentative Haus an der Linzer Promenade, in dem die Künstlerin noch eine Zeit lang lebte, musste sie bald aufgeben.
Die Künstlerin bat nie um Hilfe
Das vornehme Fräulein Newald ließ sich aber, was man heute über sie weiß, nie anmerken, dass es ihm materiell an so viel fehlte. „Statt um Hilfe zu bitten, ordnete sie in den Nachtstunden Lose in die OÖNachrichten ein, um sich ein paar Schilling zu verdienen“, erzählt Brigitte Reutner vom Linzer Stadtmuseum Nordico. Außerdem malte sie von 1945 bis 1960 die Kulissenbilder des Linzer Puppentheaters. Mit dessen Direktor, Franz Pühringer, verband Newald eine Freundschaft. Bei der Familie Pühringer fand sie Anschluss.
Das Nordico wird die in Vergessenheit geratene Künstlerin und ihr Werk im Frühjahr 2014 in einer Ausstellung präsentieren. Kuratorin Reutner ist dafür noch auf der Suche nach Spuren zu Fanny Newald: „Am meisten würden mich Briefe interessieren, Leute, die sie gekannt haben oder Bilder besitzen. Auch Leihgaben für die Ausstellung wären schön.” Der Aufruf in den Medien soll, so die Kuratorin, dazu führen, dass sich Personen melden, die mit Fanny Newald zu tun hatten oder Werke der Künstlerin besitzen.
Anlässlich ihres 70. Geburtstages stand in den OÖNachrichten über Fanny Newald geschrieben: „Vielleicht gibt der Siebziger Anlaß, dieser Künstlerin in unserer Mitte zu gedenken. Sie hat gewiß noch mehr zu bieten als die treuen Dienste, die sie als gebildete Mitarbeiterin der städtischen Kulturverwaltung leistet und den Linzer Puppenspielen als Kulissenmalerin!” (OÖN vom 9.1.1963) Wenn Sie, mehr als fünfzig Jahre nach diesem letzten Aufruf nach mehr Aufmerksamkeit für diese stille Künstlerin, zur Vervollständigung des Bildes von Fanny Newalds Leben und Arbeiten beitragen können, melden Sie sich unter kultur@nachrichten.at.