Wider den Strom des Vergessens
Von Irene GunneschEin eindrucksvolles Stück Zeitgeschichte, das in keiner Bibliothek historisch Interessierter fehlen sollte: Ein engagiertes junges Team des Linzer Medienrealgymnasiums (MRG) Fadinger rund um Projektleiter Manfred Pilsz und die Geschichtsstudentin ...
Ein eindrucksvolles Stück Zeitgeschichte, das in keiner Bibliothek historisch Interessierter fehlen sollte: Ein engagiertes junges Team des Linzer Medienrealgymnasiums (MRG) Fadinger rund um Projektleiter Manfred Pilsz und die Geschichtsstudentin Johanna Reifmüller produzierte anlässlich des 70. Jahrestags des nationalsozialistischen November-Pogroms (1938) die höchst empfehlenswerte DVD „fadinger erinnerungen im ,strom des vergessens’“.
Vor 70 Jahren begann eines der dunkelsten Kapitel in der österreichischen Geschichte. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 starteten die nationalsozialistischen Machthaber einen brutalen Feldzug gegen die jüdische Bevölkerung. Tausende Synagogen und Geschäfte wurden niedergebrannt, Zehntausende Juden verhaftet und deportiert, Dutzende Juden allein in dieser Nacht getötet.
Das so genannte November-Pogrom, von den Nazis zynisch als „Reichskristallnacht“ bezeichnet, war nur der Anfang der millionenfachen Vernichtung der Juden durch die Nazis.
Der Ansatz der neuen Radio/Video-Produktion des MRG Fadinger ist, dass die Geschehnisse der sogenannten „Reichskristallnacht“ damals beim Linzer Tempel ja direkt vor den Fenstern der Fadingerschule stattgefunden hatten.
Davon ausgehend wurden als Zeitzeugen der einstige Fadingerschüler Walter Buchberger und George Wozasek, Präsident der Linzer Kultusgemeinde, zu ihren Erlebnissen interviewt. Dazu kommen Gespräche mit den Historikern Michael John und Verena Wagner sowie Ulrich Fuchs von Linz09.
Die daraus resultierenden persönlichen Erzählungen, kritischen Anmerkungen und wissenschaftlichen Fakten bündeln sich zu einer Dokumentation, die von Reifmüller, Bettina Kager, Verena Duller, Nicole Usewicz und Ruth Wagner auch insgesamt sehr klug umgesetzt wurde: Hier wirken allein die Fakten. Das Nazi-Grauen braucht kein zusätzliches Spektakel, um Eindringlichkeit zu vermitteln.
Info: www.fadi.at>