Wie Karl Farkas zu Fuß über die Pyrenäen floh
Eine Schau in Linz beleuchtet beherzt Überleben, Emigration und Dichtkunst des großen Kabarettisten
Die Geburt des Fernsehens öffnete für Komiker Karl Farkas eine neue Welt. Am 30. September 1957 verkündete er, ein Urvater des Kabaretts, seine erste, bissige "Bilanz des Monats" im ORF. Das höhere Alter des Wiener Pointenkönigs, damals 63, spielte keine Rolle.
Die Kamera liebte den gut gealterten, "feschen Kampel" und noch mehr seine Doppelconférencen mit Ernst Waldbrunn, die heute auf YouTube laufend angeklickt werden. Dass der frühe Star des Wiener Kabaretts "Simpl" mehr war als ein Sketche-Macher und unfreiwillig zum weitgereisten Mann von Welt wurde, macht die Schau "Karl Farkas – Schauspieler, Kabarettist, Dichter. Emigration und Heimkehr" in Linz begreifbar.
Die Ausstellung im Stifterhaus skizziert seine Biographie (1893– 1971) chronologisch. Reich an Fotografien und Archivschätzen, die beinahe symbolische Wirkung entfalten, von Weltkriegen, Flucht vor den Nazis, Emigration nach New York, Rückkehr nach Österreich und privaten Schicksschlägen erzählen. All jenem, das Farkas auch vor sich hertrieb und prägte. So erinnert etwa eine Schwarz-Weiß-Aufnahme an seine vom Holocaust zerstörte Familie, beide Schwestern und ein Neffe wurden getötet.
Die Schau beleuchtet auch weniger bekannte Facetten seines Schaffens. Kuratorin Katharina Strasser von der Dokumentationsstelle für Literatur Niederösterreich, dem Ort von Farkas’ Nachlass, hat akribisch seine Saison am Landestheater Linz recherchiert: 1920/21 spielte er 24 Rollen, inszenierte 18 Stücke und fünf Opern. Abseits des Spiels, im Schreiben verarbeitete er seine Flucht, die ihn von Wien über Frankreich und zu Fuß über die Pyrenäen führte. Im Werk "Lisboa" schrieb er über die Schiffsfahrt nach Ellis Island, typisch Farkas: "Man erzählt den letzten Überseewitz – Wenn man doch nur schon das Visum hätt!"
Eröffnung: heute, 19.30 Uhr, Stifterhaus Linz, bis 9. Sept.