Dominique Meyer, ein Herr vieler Häuser
Erfolgreich, streitbar: Der Ex-Staatsoperndirektor und jetzige Scala-Chef wird am 8. August 65 Jahre alt.
Eine bedeutende Persönlichkeit der Opernwelt feiert demnächst Geburtstag: Dominique Meyer, bis Juni Direktor der Wiener Staatsoper, wird am 8. August 65 Jahre alt. Pensionsreif also an Lebensjahren, nicht aber, was das Engagement des Franzosen betrifft. Vorgestern präsentierte Meyer das Saisonprogramm seines neuen Arbeitgebers, der Mailänder Scala. Von März bis Juli hatte er sogar beide Häuser – Staatsoper und Scala – geleitet.
In Wien, wo er 2007 sein Amt angetreten hatte, hatte sich Meyer zuvor vergeblich um eine dritte Amtszeit bemüht, doch der damalige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) zog ihm Bogdan Roscic vor, der nun seit 1. Juli das Amt bekleidet. Aber auch die neue Aufgabe in Mailand ist wohl weit mehr als ein Trostpreis in der Karriere des Musikmanagers, der lange selbst als Wandler zwischen den vermeintlich getrennten Welten der Politik und Kultur wechselte. Meyers erste Leidenschaft gehörte aber der Wirtschaft und der Politik, wo er ab 1980 im Industrieministerium tätig war. Vier Jahre später wechselte der Franzose ins Kabinett des damaligen Kulturministers Jack Lang.
1986 gelang ihm der Sprung zur Pariser Oper, zunächst als Berater, drei Jahre später als Direktor. Weitere Karrierestationen waren die Oper von Lausanne und das Theatre des Champs-Elysees in Paris. Die Wiener Philharmoniker, deren französischer Stützpunkt das Champs-Elysees ist, ermunterten Meyer schließlich, sich in Wien als Nachfolger von Ioan Holender an der Staatsoper zu bewerben. Der folgte dem Rat und setzte sich teils gegen den Wunsch von höchster Stelle durch.
"Generell bin ich der Überzeugung, man kann an einem Haus wie der Wiener Staatsoper nur sanfte Anpassungen vornehmen", gab Meyer zu Beginn als Motto aus. Entsprechend vorsichtig legte er die Programmierung an. Zu Erfolgen wie einer "Anna Bolena" mit Anna Netrebko und Elina Garanca oder Thomas Ades’ "The Tempest" gesellten sich teils weniger glückliche Regieentscheidungen – allen voran der Da-Ponte-Zyklus unter Jean-Louis Martinoty, der nach heftiger Kritik an den Inszenierungen von "Don Giovanni" und "Figaro" noch vor der "Cosi" abgebrochen wurde.
Harsche Kritik von Welser-Möst
Von internen Querelen blieb die Ära Meyer an der Wiener Staatsoper auch nicht verschont. 2014 legte Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst sein Amt nieder. Nach Ablauf einer vertraglichen Schweigeverpflichtung übte dieser Anfang Juli in einem Interview mit den OÖN harsche Kritik an Meyers Arbeit. Der Franzose konterte, es handle sich um "nachweislich falsche Aussagen" Welser-Mösts.