Eckpfeiler der Demokratie eines Kunst-"Dreamteams"
Eine riesige Delegation der Linzer Kunstuni feierte gestern in Venedig die Eröffnung des österreichischen Beitrags ihrer Professorin Anna Jermolaewa (Experimentelle Gestaltung). Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich beeindruckt und erinnerte daran, dass auch er ein Flüchtlingskind war: "Die Themen von Jermolaewas Beitrag, Unterdrückung, Flucht und Vertreibung, sind leider aktuell." Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) sagte, dass Kunst ein Eckpfeiler der Demokratie sei, und bezeichnete Jermolaewas Arbeit als Beispiel "für die Kraft der Kunst, die einen friedlichen Widerstand gegen gefährliche politische Entwicklungen leisten kann". Jermolaewa erneuerte ihre Forderung an Russland Präsident Wladimir Putin, den Krieg zu beenden und "zur Hölle aus der Ukraine zu verschwinden".
Schwebende Gewehrkugeln
Oberösterreich bringt sich mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Kulturdirektorin Margot Nazzal nicht nur persönlich sichtbar, sondern auch finanziell spürbar bei der Biennale ein: Mit 100.000 Euro unterstützt das Land Jermolaewas Arbeiten. "Dieser Venedig-Beitrag ist ein weithin sichtbares Signal, wie sich Oberösterreich für zeitgenössische Kunst engagiert – Jermolaewa und Spindler sind ein oberösterreichisches Dreamteam", sagte Stelzer. Von Mayers Kultur-Staatssekretariat kommt der Sockelbetrag von 550.000 Euro. "Es war also nötig, uns um weitere Sponsoren zu bemühen", sagte Kuratorin Gabriele Spindler, die in der Kultur GmbH des Landes die Abteilung Kunst- und Kulturwissenschaften leitet.
300 Meter weiter wird die riesige Schlange vor dem kunterbunten USA-Pavillon nicht und nicht kürzer. Mit Jeffrey Gibson, einem Mitglied der Choctaw, repräsentiert erstmals ein indigener Künstler die USA in Venedig. Vor dem Gebäude promenieren Menschen mit traditionellem Federschmuck. Gibson gibt ein Interview nach dem anderen und betont die Bedeutung seiner Einladung, auch im Kontext des Biennale-Übertitels "Fremde überall" von Chefkurator Adriano Pedrosa. Auch in dessen Heimat-Pavillon Brasilien weisen indigene Künstler auf ihre Lebensbedingungen als Fremde im eigenen Land hin. Scheinbar schwebende Gewehrkugeln zielen auf kunstvoll bemalte Musikinstrumente.
Polen hätte ursprünglich Werke des Künstlers Ignacy Czwartos zeigen sollen. Im Herbst hatte sich der damalige rechtskonservative Kulturminister Piotr Glinski für die Ausstellung "Die polnischen Übungen in der Tragik der Welt. Zwischen Deutschland und Russland" entschieden. Nach der Wahl Ende des Jahres befand der neue Kulturminister Bartlomiej Sienkiewicz von der Bürgerplattform Obywatelska, nun doch die Videoperformance "Repeat after me" des ukrainischen Künstlerkollektivs Open Group zu zeigen. Ukrainische Geflüchtete ahmen Geräusche der Angriffe der russischen Armee nach. Damit ist Polen neben Österreich eines der wenigen Länder, die sich künstlerisch mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigen. Davor und dahinter patrouillieren Hunderte Polizisten. Sie sind wegen der propalästinensischen und israelfeindlichen Demonstrationen alarmiert.
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