Er hinterlässt mehr als den Sound von Michael Jackson
Er hat "Thriller" produziert, das meistverkaufte Album der Welt, von dem geschätzte 70 Millionen Exemplare (oder mehr) über die Ladentische gingen. Aber Quincy Jones hat Michael Jacksons Sound nicht nur etwa bei den "Thriller"-Hits "Beat It" und "Billie Jean" beeinflusst, sondern als Produzent auch bei den Alben "Off the Wall" und "Bad" (im Doppel 90 Mio. verkaufte Exemplare).
Am Sonntag ist Jones im Kreise seiner Familie mit 91 Jahren in Bel Air, Los Angeles, gestorben. Woran genau, wurde nicht bekannt, nur dass sein Ableben "friedlich" war, wie Sprecher Arnold Robinson der Welt mitteilte.
Das musikalische und popkulturelle Erbe, das der 28-fache Gewinner des Musik-Oscars "Grammy" hinterlässt, geht aber weit über seine Rolle für den bahnbrechenden Jackson-Sound hinaus. Der gebürtige Chicagoer hatte wohl für jeden US-Star gearbeitet, der in der afroamerikanischen Musik etwas zu sagen hatte – von Jazz über Pop bis Hip-Hop: Louis Armstrong, Count Basie, Frank Sinatra, Ray Charles (ein Jugendfreund), Aretha Franklin, Miles Davis, Billie Holliday, Ice-T, Tupac Shakur und so viele mehr. 1985 produzierte, arrangierte und dirigierte Jones 40 Stars – unter anderem Jackson, Stevie Wonder und Diana Ross – für die Benefiz-Single "We Are the World".
Wie aber begann es, dass am Ende die ganze Welt wohl einmal Quincy Jones im Ohr haben sollte? Als Jones elf war, brachen er und sein Bruder Lloyd in ein Freizeitzentrum in Seattle ein, um Essen zu suchen. In einem Zimmer sah Jones ein Spinett, ein Klaviaturinstrument. Später sagte er, wie die New York Times schreibt, dass ihn "ein Flüstern Gottes" zum Spinett führte, um es zu berühren. Jones trat der Schulband bei, wurde Multi-Instrumentalist (Fokus auf Jazz-Trompete).
Seine Mutter war die Musik
Warum aber suchten die Kinder nach Essen? Vater Quincy Sr. war in zweiter Ehe verheiratet mit acht Patchwork-Kindern – und Quincy Jr. und Lloyd sollen unter der Stiefmutter so gelitten haben, dass Quincy beschloss, "dass die Musik seine Mutter ist". Die leibliche Mama hatten sie an eine psychische Krankheit verloren. Jones’ Karriere nahm nach einem Uni-Stipendium Form an – als begnadeter Arrangeur, Komponist und Musiker. 1964 stieg er zum ersten schwarzen Vizechef eines Labels (Mercury) in weißer Hand auf. Später wurde er als erster Afroamerikaner in Hollywoods Filmmusik breit akzeptiert, sein größter Erfolg waren seine Oscar-nominierten Kompositionen für "Die Farbe Lila" (1985). In den 1990ern produzierte er Serien wie "Der Prinz von Bel Air", für Star Will Smith war er ein Mentor.
Überhaupt wird Jones in US-Nachrufen als Verbinder der Kulturen und Genres gefeiert. Sein eigenes Beziehungsleben ist jedoch von Brüchen geprägt: Jones hinterlässt sieben Kinder aus gescheiterten Lieben (u. a. mit Nastassja Kinski) und drei Ehen. Was Jones über Filmmusik sagte, gilt wohl eben auch fürs Leben: "Dissonanz und Harmonie, Anspannung und Loslassen sind alles."
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