Ina Regen: "Das war wie ein Ritterschlag"
Mit ihren Liedern öffnet sie Herzen und für sie haben sich mit ihrer Musik innerhalb von zwei Jahren viele Türen geöffnet. Jetzt geht die 35-Jährige auf Tournee durch ihre Heimat Oberösterreich. Am 6. Oktober geht es los.
In den vergangenen zwei Jahren hat Ina Regen ein (künstlerisches) Leben wie im Traum durchgemacht. Doch die als Regina Mallinger in Gallspach aufgewachsene Songwriterin und Musikerin ist trotz Höhenflügen extrem bodenständig geblieben. Ein Gespräch über viele Wies und einige Aber.
Was ist seit dem Aufstieg alles anders geworden?
Ina Regen: Man hat auf einmal doppelt so viele Freunde (lacht).
Aber du bist bei dir geblieben?
Gerade am Anfang hat mich die Popularität mehr gefordert, als ich es in dem Moment gespürt habe. Erst mit dem Blick zurück merke ich, dass man da schon sehr gut an seinem inneren Kompass dranbleiben muss. Jetzt denke ich mir, dass ich es selbst am besten wissen muss, wer ich bin und wer ich sein will, wo in der Musik mein Richtig ist. Das erfordert viel Mut, Kraft und Vertrauen.
Hat sich der Druck erhöht?
Am Anfang habe ich gemerkt, wie es mich stresst, wenn mich Menschen privat und als Ina Regen kennen und sie mir dann Rückmeldungen geben, ob das zusammenpasst oder nicht.
Gelingt es dir immer, der Mensch zu sein, der du bist?
Ich habe gelernt, dass es okay ist, dass ich Fehler mache – auch in der Öffentlichkeit. Gerade am Beginn wollte ich alles richtig machen, wollte ich die große Chance, die ich vom Leben bekommen habe, nicht verscheißen (lacht). Seit es Ina Regen gibt, sind so viele Dinge passiert, die ich mir zuvor nie vorstellen hätte können. Ein Duett mit André Heller, Conchita Wurst und Helene Fischer – wie weit ist das auseinander? Und doch ist alles innerhalb eines Jahres passiert.
Kam André Heller zu dir oder du zu ihm?
Es war tatsächlich sein persönlicher Wunsch und das spürt sich wie ein Ritterschlag an. Wir waren vor einem Jahr bei der "Wider die Gewalt"-Gala von Marika Lichter, wo er ausgezeichnet wurde und ich gespielt habe. Das hat ihm offenbar gefallen, denn wenige Wochen später bekam ich ein E-Mail von ihm, dass er an seinem neuen Album arbeitet, und ob ich nicht einmal vorbeikommen könnte.
Was ist im Studio passiert?
Es war sehr beeindruckend, ihn zu erleben, denn er ist eine Erscheinung. Gleichzeitig lässt er dir auch Raum. Da ist so viel Wertschätzung und Interesse an dem Menschen da, das war sehr besonders. Dann hat er mir das Lied vorgespielt, ich habe dazu gesungen und er fand es perfekt. Jetzt ist das Duett auf seinem Album.
Wenn sich plötzlich so viele Türen auftun, glaubt man dann manchmal zu träumen?
So unspektakulär das klingt, aber es ist nur die Arbeit, die man macht, die Zeit, wie man sein Leben verbringt. Wenn ich in den Momenten der Ruhe, die ich mir nehme, dann zu Hause sitze, spüre ich die pure Freude und Dankbarkeit über das Geschehene, das sonst nur an einem vorbeirauscht. Seit ich 18 bin, wollte ich Musikerin werden. Plötzlich durfte ich Künstlerin sein. Ich darf das teilen, was ich erlebt habe und die Menschen nehmen daran Anteil. Das ist ein großes Privileg und ein sehr großes Geschenk.
Man sucht gerne nach Erfolgsgeheimnissen. Bei dir sind es die Stimme und die Stimmung sowie das Gefühl, dass es sich wahr anfühlt. Wie siehst du das?
Aus Rückmeldungen höre ich, dass man in meiner Musik das Streben nach Wahrheit oder Wirklichkeit erlebt. Wenn ich jetzt auf die Zeit vor dem Durchbruch von Ina Regen zurückschaue, dann habe ich viele künstlerische Sackgassen erlebt, aber das, was sich durchzieht, war genau die Suche in mir selbst nach meiner Wahrhaftigkeit.
Waren die Irrwege im Nachhinein gesehen notwendig?
Natürlich. Denn ich habe gelernt, zu hinterfragen, wenn etwas nicht stimmt. Ich wollte mich nicht verbiegen und habe gespürt, dass ich mich besser fühle, wenn ich zugebe, wer ich bin. Ich will keine Mauern aufziehen, aber ich will auch keinem Bild entsprechen, das die Öffentlichkeit von mir hat.
Hast du dich je in Frage gestellt?
Kurz bevor ich zum Dialekt gefunden habe, dachte ich, vielleicht muss ich den Traum vom Musiker-Dasein aufgeben. Als ich mich so radikal in Frage gestellt habe, fragte ich mich: Kann ich ohne die Musik leben? Die Antwort war Nein und ein paar Tage später habe ich "Wia a Kind" geschrieben.
Deine "Klee"-Tour führt dich in deine Heimat. Sind Heimspiele etwas Besonderes?
Ich singe in meiner Muttersprache, die hier verstanden wird. Das wird immer besonders bleiben. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich jemanden im Publikum kenne. Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens in Oberösterreich verbracht. Somit sind die Heimspiele speziell, aber ich fühle mich auf jeder Bühne daheim.
Du schreibst schon an deinem zweiten Album. Haben deine Erfahrungen deine Musik, deine Lieder verändert?
Musikalisch habe ich mehr Vertrauen gewonnen in meinen Geschmack. Als der Dialekt für mich als poetische Sprache so neu war, da war ich noch viel unsicherer. Inhaltlich ist das zweite Album schwieriger, wie es alle sagen. Denn für das erste Album hast du dein ganzes Leben lang Zeit, um die angesammelten Geschichten zu verdichten.
TOUR-TERMINE UND HINTERGRUND
Danach folgen am 17. Oktober Bad Ischl (Lehar Theater), am 19. Oktober Freistadt (Messehalle), am 2. November Kremsmünster (Bezirkssporthalle), am 3. November Braunau (VAZ) und am 5. Dezember zum Abschluss Linz (Musiktheater).
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