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Nikolaus Habjan pfeift in Gmunden auf den Tod

Von Karin Schütze, 01. Juli 2024, 17:38 Uhr
Der Puppenspieler und Regisseur Nikolaus Habjan ist auch ein Ass als Kunstpfeifer. Bild: Marjan Kanizaj

Das Grazer Multitalent ist mit den Philharmonia Schrammeln bei den Salzkammergut Festwochen zu erleben.

Die meisten Menschen fürchten ihn. "Ich pfeif’ auf den Tod!", verspricht hingegen Nikolaus Habjan. Was der 36-jährige Grazer am 3. Juli im Stadttheater Gmunden mit den Philharmonia Schrammeln im gleichnamigen gemeinsamen Programm auch hören lassen wird. Denn der begnadete Figurentheaterspieler und Opernregisseur hat sich auch als Kunstpfeifer international einen Namen gemacht.

Nach 15 Jahren am Konservatorium habe er als Jugendlicher erkannt, "dass ich viel besser pfeifen, als je auf der Geige spielen kann." Woraufhin er sich in "einen großen Prozess des Sich-selbst-Kennenlernens" stürzte, "bis die Koordination zwischen Lunge, Zwerchfell, Zunge und Lippen funktionierte. Ich habe es einfach für mich selber rausgefunden und weiß auch gar nicht, ob ich es jemandem beibringen könnte", obwohl er längst ein Profi ist, der mehrere Stunden am Tag übt. "An guten Tagen schaffe ich viereinhalb Oktaven." Besonders in der Höhe fühle er sich "total wohl. Da hab ich die meiste Kraft und die beste Wendigkeit. Ich bin eher eine Koloratursopranistin."

Gemeinsam mit den aus Wiener Philharmonikern zusammengesetzten Philharmonia Schrammeln schlägt er diesmal die Brücke von Mozart über Strauss zu Ziehrer, Schrammel und Georg Kreisler. "In den Wiener Liedern geht es ganz oft um den Tod. Von Kreisler stammt auch ,Der Tod, das muss ein Wiener sein‘ – wir haben uns gedacht, dass man dann auf den Tod pfeift, passt ganz wunderbar", erzählt Habjan, der eine alte Kunst der sogenannten "bessern Kreise" wiederbelebt.

Der Fiaker Johann Tranquillini (1855–1895), genannt Baron Jean, war beizeiten Wiens bekanntester Kunstpfeifer. "Er hat schon mit den Gebrüdern Schrammel gepfiffen und ist von Kronprinz Rudolf sehr gefördert worden." Österreichs letzte professionelle Kunstpfeiferin war Jeanette Baroness Lips von Lipstrill (1924–2005). Warum das Kunstpfeifen in Vergessenheit geraten ist? "Es war immer an Personen geknüpft", erinnert Habjan auch an Pfiffiges von Ilse Werner und Roger Whittaker. "Gerade sprießen wieder Kunstpfeifer hervor. Wenn Leute jetzt anfangen zu pfeifen, dann freue ich mich und bin stolz, dass ich sie vielleicht inspiriert habe. Ich glaub nicht wirklich an Konkurrenz im künstlerischen Sektor", sagt der erste, "aber hoffentlich nicht der letzte" Kunstpfeifer in der Hamburger Elbphilharmonie. So sehr es um die "gute Laune" geht, wenn er in Gmunden auf den Tod pfeift, so ernst ist die Mission des Puppenspielers Nikolaus Habjan: Zum 630. Mal ist im September sein Stück "F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig" über das einstige "Spiegelgrund-Kind" und 2015 verstorbene NS-Opfer in der Josefstadt zu erleben. In Berlin hatte erst vor zwei Wochen sein Stück "Böhm" über den Dirigenten und NS-Mitläufer Premiere. "Direkt nach der NS-Zeit, da schlummert noch ganz viel, was uns jetzt auf den Kopf fallen wird. Es ist erschreckend zu sehen, wie schnell unsere Gesellschaft wieder verroht, jetzt, wo es kaum mehr Zeitzeugen gibt. Dass es in letzter Zeit so viele Angriffe auf Politiker gibt, ist eine neue Entwicklung, die mich unglaublich erschreckt."

Mit "L’Orfeo" 2025 in Salzburg

Groß ist hingegen seine Freude darüber, heuer gleich doppelt für den österreichischen Musiktheaterpreis – für Offenbachs Operette "La Péricole" im Theater an der Wien – nominiert zu sein (Gesamtproduktion und Regie). Freuen darf sich auch das Publikum auf die Mozartwoche 2025, die seine Inszenierung von Monteverdis "L’Orfeo" für die Semperoper Dresden übernimmt. Wie er alles unter einen Hut bekommt? "Meine Mutter macht für mich die Termine. Sie hat das alles im Kopf und baut auch Freizeiten ein", auf die er selbst "immer vergessen" – gepfiffen – hat.

Infos: 3. Juli 2024, 19.30 Uhr, Karten: 07612/ 70630, festwochen-gmunden.at

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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