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Wie ein Wilheringer zum Youtube-Star wurde

Von Herbert Schorn, 04. Februar 2021, 09:29 Uhr
Philosoph als Youtuber: Warum Dalibor Truhlars Videos Millionen Seher lieben
Der Youtube-Kanal des 51-Jährigen hat 87.000 Abonnenten – Geld verdient er damit allerdings nicht. Bild: Truhlar

Aus witzigen Werbespots macht der Wilheringer neue Videos und wurde so zum weltweit erfolgreichsten Youtuber in diesem Segment. Sein Top-Film hat 32 Millionen Klicks.

Es war im Februar 2018. Dalibor Truhlar saß vor dem Fernseher und sah das Superbowl-Finale. Dabei interessierte den Werbe-Profi nicht nur, wie sich die Philadelphia Eagles gegen die New England Patriots schlugen, sondern auch die Werbung in den Pausen. Doch was er später auf Youtube in den Werbe-Zusammenschnitten sah, gefiel ihm gar nicht. "Daher habe ich ein Video mit meinen Lieblingsspots zusammengestellt", erzählt er. Am Abend lud er den Film hoch und sah vor dem Einschlafen noch einmal nach: 300 Klicks. Nicht schlecht, dachte er.

Was dann über Nacht passierte, kann der 51-Jährige bis heute kaum glauben.

Dazu muss man wissen, dass der Wilheringer seit Jahren selbst gedrehte Videos auf Youtube hochgeladen hatte – mit mäßigem Erfolg. "In diesen sieben Jahren hatte ich insgesamt 30.000 Aufrufe." Als er aber im Februar 2018 am nächsten Morgen aufwachte, waren es bereits 23.000 Aufrufe – und der Youtuber ganz aus dem Häuschen. "Das waren zwei Drittel dessen, was ich in den sieben Jahren zuvor geschafft hatte", erinnert er sich. Und der Höhenflug ging weiter: Nach einer Woche hatte das Video 300.000 Aufrufe, weitere sieben Tage später hatte es die Millionengrenze geknackt. Bis heute wurde es 4,1 Millionen Mal angeklickt. "Da habe ich gesehen, welches Potenzial darin steckt."

Seither hat sich Truhlar auf genau solche Videos spezialisiert: Er schneidet lustige Werbespots zu neuen Filmen zusammen. Der Erfolg gibt ihm recht: Das meistgesehene Video wurde 32 Millionen Mal aufgerufen. Sein Youtube-Kanal hat 87.000 Abonnenten, alle Videos gemeinsam vereinen 91 Millionen Klicks. "Insgesamt wurden meine Videos 7,2 Millionen Stunden angeschaut. Da müsste man 821 Jahre nonstop fernsehen", sagt Truhlar, der am Dienstag online im "Remote Café" des Ars Electronica Centers von seinem liebsten Hobby berichtete.

Wochenlange Videosuche

Dafür wendet er zahllose Stunden auf. Um ein Video zu produzieren, bestimmt Truhlar zunächst ein Thema und sucht auf Youtube bis zu 200 passende Werbevideos. "Das kann Wochen dauern." Dann wählt er die besten aus. Doch einfach ein paar lustige Spots aneinanderzureihen – das sei zu wenig: "Die Videos brauchen eine Dramaturgie. Ich bin wie ein DJ. Ich wähle das Beste aus und sorge für ein paar Überraschungen." Geld ist mit diesen Videos allerdings nicht zu verdienen: "Ich produziere die Filme ja nicht, sondern mische sie lediglich neu zusammen." Doch warum tut er sich das alles dann an? "Ich liebe Filme. Ich kann mir damit eine eigene Welt erschaffen und Menschen darin eintreten lassen."

Truhlar lebt seit 1981 in Linz, als seine Familie aus der Tschechoslowakei floh. Sein Vater war ein namhafter Komponist, sein Bruder Ivo ist Gitarrist. Dalibor studierte nach der Matura Philosophie, promovierte – und ging in die Werbung, wo er noch heute als Kreativdirektor tätig ist. Nebenbei schreibt er Bücher und hält Vorträge. Dass er nicht mit den selbstproduzierten Videos, sondern mit Werbe-Zusammenschnitten Erfolg hat, "ärgert mich zutiefst", gibt er unumwunden zu – und lacht. "Ich weiß, diese Videos sind keine Kunst. Aber in diesem Bereich der weltweit erfolgreichste Youtuber zu sein, muss mir erst einmal einer nachmachen." Wichtiger als Zahlen sind ihm allerdings seine Zuseher: "Ihnen will ich eine Freude bereiten."

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Autor
Herbert Schorn
Redakteur Kultur und Leben
Herbert Schorn
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2  Kommentare
2  Kommentare
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Steuerzahler2000 (4.200 Kommentare)
am 04.02.2021 14:21

Man verwendet also Werke anderer, schneidet diese ein wenig zusammen und schon ist man ein Star ?
Was sagen eigentlich diejenigen die die Rechte an den Werbespots haben ?

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Dalibor (1 Kommentare)
am 05.02.2021 11:27

Nachdem der Artikel von mir handelt, darf ich Ihnen darauf antworten:

1. Nein, man ist nicht schon ein Star, wenn man die Werke anderer verwendet und ein wenig zusammenschneidet - das machen ja Millionen anderer und schaffen es nie. Es gehört ein bisschen mehr dazu, vom Talent bzw. der Freude an der Sache über sehr, sehr viel Arbeit - in meinem Fall waren es viele Jahre - bis zu ganz viel Glück, ohne das es natürlich nicht geht. Ich bin übrigens sehr dankbar dafür, dass ich dieses Glück hatte und dass meine Videos so vielen Menschen Freude bereiten.

2. Diejenigen, die die Rechte an den Werbespots besitzen, freuen sich natürlich sehr darüber: Ich mache ja Werbung für ihre Werbung und sie bekommen das Geld dafür - besser geht es also nicht für sie.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen gut beantworten?

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