Volksblatt-Aus: Belegschaft steckte vergeblich "viel Zeit, Leidenschaft und Herzblut" ins Weiterleben
Nach dem Aus des ÖVP-Mediums als Tageszeitung führte man es als Website und Magazin weiter, ein Jahr später ist auch das vorbei
Statt der Mittagspause gab es gestern um 12 Uhr eine bittere Pille für die Belegschaft des „Oberösterreichischen Volksblatts“ zu schlucken: Mit 1. Jänner 2025 wird das Medium der ÖVP Oberösterreich gänzlich Geschichte sein. Bis Jahresende erscheinen noch zwei Ausgaben des hauseigenen, kostenlosen Printmagazins (Ende November und Ende Dezember). Ab 1. Jänner 2025 wird das Webportal volksblatt.at stillgelegt sein.
Die tägliche Printausgabe der Parteizeitung, die 1869 gegründet worden war, erschien bereits Ende 2023 letztmals. Der gestern offiziell eröffnete finale Akt des „Volksblatts“ erinnert dabei an den ersten: Als am 25. September 2023 den 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgeteilt worden war, dass es das tagesaktuelle „Volksblatt“ nur mehr bis Jahresende gibt, wurde die Belegschaft „total kalt erwischt“, wie eine Redakteurin damals sagte. Und das Ende begründete Geschäftsführer Wolfgang Eder (OÖ Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH) mit „verschärftem Wettbewerb und gestiegenen Kosten“, die generell den Zeitungsmarkt unter Druck setzen.
Gestern erklärte wiederum „Volksblatt“-Chefredakteur Roland Korntner, dass das jetzige drastische Ende „für die gesamte Redaktion und mich völlig überraschend gekommen ist“. Erneut führte Eder „verstärkten Wettbewerb und gestiegene Kosten“ (Produktion, Vertrieb, Personal) als Gründe an. Betroffen sind nun jene 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 2023 nicht abgebaut wurden. Für sie will man „individuelle Lösungen und einen freiwilligen Sozialplan“ anbieten.
Erstaunlich ist, dass aus dem verbliebenen 14-köpfigen Team allein fünf Vollzeit-Redakteure und ein Redakteur in Altersteilzeit dafür zuständig waren und sind, die Website täglich und die circa monatlich erscheinenden Magazine mit journalistischen Inhalten zu befüllen.
Zu wenig finanzieller Erfolg
Als Ziel für das periodische Druckwerk (an je 250.000 Haushalte) und das Onlineportal, bei dem sich die Zugriffe laut Korntner gesteigert hatten, hatte man seitens der ÖVP ausgegeben, dass sie sich „finanziell selbst tragen“ sollten. Dem Vernehmen nach sollen sich Inserate als Einnahmenquelle auch gut entwickelt haben, aber nicht gut genug. Eder wollte dies gestern nicht kommentieren, Wirtschaftsdaten würden aus Prinzip nicht publik gemacht. Nachdem man das „Volksblatt“ nun quasi auf Raten ins Aus schickt, stellt sich die Frage, ob ein einziger, sauberer Schnitt 2023 nicht besser gewesen wäre. „Ich finde es grundsätzlich legitim und gut, dass man es auf diesem Weg probiert hat. Wie haben sehr viel Zeit, Leidenschaft und Herzblut in alles gesteckt und positive Rückmeldungen bekommen“, sagt Korntner.
Dieselbe Frage stellten die OÖN gestern auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) über sein Büro und bekamen per Mail eine Rückmeldung von ÖVP-Landesgeschäftsführer Florian Hiegelsberger: „Wir bedauern, dass im Umfeld dieser Zeiten für das Volksblatt keine wirtschaftliche Zukunft mehr dargestellt werden kann. Die schwierige Entscheidung „wurde von der Geschäftsführung mit dem Eigentümer getroffen“. Es „war stets ein Eckstein der Meinungs- und Medienvielfalt in Oberösterreich. Dieser fällt nun weg und er wird fehlen, zumal die Qualität der Arbeit der Redaktion nie und von niemandem in Frage gestellt wurde.“
Mit dem Verschwinden aller „Volksblatt“-Kanäle ist auch das Ende aller zentralen, historisch gewachsenen Parteizeitungen Österreichs besiegelt.