Der Geschmack von Stierhoden
Wer Gästen bei der nächsten Einladung Hochgefühle ins Herz zaubern will, serviert Hoden.
Der Testikel vom Rind zählt vermutlich nicht zu den beliebtesten Geburtstagsessen. Selbst Feinschmecker runzeln bei Stierhoden die Stirn und ordern bei Wahlfreiheit lieber das medium gebratene Steak.
Das war nicht immer so. Michaela Walchshofer von der „Alten Metzgerei“ in Linz erinnert sich, dass vor zig Jahren die politische Prominenz glücklich in die damalige Ebelsberger Fleischerei pilgerte, um sich Stierhoden einzuverleiben. Und auch Stéphane Reynaud, der das entzückende und köstlich illustrierte Innereien-Kochbuch verfasst hat, schreibt über die Hoden: „Sie sind der Gipfel unserer Fantasien, die sich im Kochtopf verwirklichen, um ungeahnte Freuden zu spenden.“
Wer also Gästen bei der nächsten Einladung kulinarische Hochgefühle ins Herzen zaubern will, serviert ihnen Hoden (auch Bergaustern oder weiße Nierndln genannt). Die Gäste werden sie (vielleicht) dafür lieben.
Wer sich Anleitungen bei bekannten Köchen holen will, bucht am besten einen Tisch beim Haubenkoch Richard Rauch (Steirawirt), der sich auf Innereien spezialisiert hat. Oder bei Markus Höller, der das Artner im vierten Bezirk gerade von null auf zwei Hauben gehievt hat. Was unter anderem auf seine kreative Art zu kochen zurückzuführen ist, und seinen ganzheitlichen Zugang, vom Tier alles zu verwenden. Selbst beim „Seidl-Gart’l“, dem Vereinslokal von ÖTB-Urfahr, stehen gelegentlich Stierhoden in Paprika-Rahmsauce neben Nudelsalat auf der Karte.
Michaela Walchshofer bietet in ihrem Lokal jeden Freitag spezielle Innereiengerichte an. Den OÖN verrät sie ihr Hoden-Rezept: Zuerst eine Weißweinsauce mit Wermut, Thymian und Zitronenzesten vorbereiten, dann die Hoden feinblättrig schneiden, kurz anrösten und in der Sauce langsam ziehen lassen. Der Geschmack ist fein und mild, die Konsistenz erinnert entfernt an dickfleischige Pilze. Also kein Grund, beim nächsten Mal an den Hoden vorbeizugehen.
ein tip von mir. nach der schlachtung sofort häuten, in saure milch legen. dann dünn schneiden, salzen , panieren und goldgelb backen. dazu erdäpflsalat. guten Appetit.
Alles schon dagewesen. Wie die Kuttelfleck....
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Im Mittelalter waren die Leute froh, überhaupt Fleisch essen zu können, und nach den Weltkriegen auch. Da wurde - aus der Not heraus - wirklich alles verwertet, und nicht, weil sooo gut schmeckt.
In den Siebzigern war es schon einmal modern, und nun halt wieder....aber da ist der Herr Braun halt noch zu jung, um sich zu erinnern.
die Geschlechtsteile von Tieren landeten meistens in der Wurscht
und die Asiaten fressen auch alles was geil macht
wieder so ein modetrend, dem so mancher fadisierter nacherennt ,
auch nach hundegacke, fein gewürzt, sich so mancher sehnt !
Hallo xolarantum,
Freilich, Stierhoden ist nicht nicht jedermanns Sache und das kann ich auch voll verstehen. Aber von einer Modeerscheinung zu sprechen, ist schon etwas verwegen. Die Verwertung von allen Tierteilen wird beinahe weltweit vollzogen. Seit Jahrhunderten.
Vielmehr ist es ein Trend, Tiere nur auf Edelteile zu reduzieren und diese darauf zu züchten. Was dabei heraus kommt, können sie ja in der industriellen Tierhaltung beobachten.
Liebe Grüße
Philipp Braun
Gejagte oder geschlachtete Tiere weitgehend umfassend zu verwerten ist das Eine. Und nur das Eine hierbei, daran denkt hier wirklich niemand und ist offensichtlich nicht die Intention.
Wenns nach dem Schreiben des Artikels dazukommt, ists auch gut.