Neun Eigenbrotler starten Offensive fürs Bäckerhandwerk
Eine Kooperation der Bäcker aus Oberösterreich will Bewusstsein für Mohnflesserl und Co. schaffen.
Streng genommen sind sie Sonderlinge – die neun Bäcker aus Oberösterreich, die den Verein "Wir Eigenbrotler – zur Bewahrung der traditionellen Backkunst" gegründet haben. Der nicht auf Gewinn ausgerichtete Zweck lautet, "die oberösterreichischen Bäcker fördern, einen aktiven Erfahrungs- und Ideenaustausch ermöglichen und das Bäckerhandwerk bei gemeinsamem Auftreten einer breiten Masse zugänglich zu machen". In Zeiten, wo in Filialen Gebäck mit Brotaromen besprüht wird, um die Sinne mit Gerüchen zu betören oder Enzyme für eine Verbesserung der Teigeigenschaften eingesetzt werden, ist es aus Sicht der Bäcker notwendig, für das traditionelle Handwerk einzutreten und unnötige Zusatzstoffe aus der Backstube zu entfernen.
Handwerk mit Zukunft
2010 gab es in Oberösterreich laut der Landesinnung noch 389 Handwerksbäcker. Die Zahl bröselte Jahr für Jahr und befindet sich mittlerweile auf einem konstanten Niveau von 352 Bäckern. Das Handwerk hat aber Zukunft, wenn man ehrlich und transparent arbeitet. Verbesserungswürdig ist die Zusammenarbeit. Zu oft dominierte unter den Bäckern der Konkurrenzgedanke und die Angst, dass ein Kollege dem anderen die Kundschaft wie warme Semmeln abspenstig macht.
Franz Brandl, Bäckermeister aus Linz, wollte vor fünf Jahren die Branche wachrütteln und zur Zusammenarbeit aufrufen. Erfolglos. Mit der Handwerksbäckerei "Brotsüchtig" aus Linz fand er in den Inhabern Stefan Faschinger und Oliver Raferzeder zwei Gleichgesinnte, die das Gemeinsame in den Vordergrund stellen und neben ehrlich produzierten Semmeln, Flesserln und Broten auch das Bewusstsein dafür schaffen und kommunizieren wollen.
Backen ohne Zusätze
"Wir haben sofort Ja zur Zusammenarbeit gesagt. Auch wenn es in der Branche Bäcker gibt, die nicht miteinander reden. Wir haben einen guten Draht zueinander", sagt Stefan Faschinger, der den Charakter der Vereinsmitglieder hervorhebt: "Wir sind alle recht offen und müssen nichts verstecken."
Mittlerweile ist der Verein auf neun Mitglieder aus ganz Oberösterreich angewachsen. "Es geht um Idealismus und nicht um Geld", setzt Faschinger fort und lobt die Kollegen voller Stolz. "Der Helmut Gragger hat so viel Erfahrung mit dem Holzofen und gibt sein Wissen weiter. Oder der Schaupp führt das Gasthaus und die Bäckerei und macht mit seinen 27 Jahren hervorragende Vorteige und ein Brot wie früher."
Alle zwei Monate treffen sich die idealistischen Bäcker, um konsequent an der Qualität der eigenen Produkte zu arbeiten und um sich von industriellen Manufakturen abzugrenzen. "Wir arbeiten ohne Backmischungen, mit der Hand, kaufen regional ein", sagen die Bäcker unisono. Bio ist nicht Voraussetzung. Sehr wohl aber das Commitment, die Bäckerehre hochzuhalten. Und dazu gehört auch der Verzicht auf Backmischungen. "Wer zu uns kommt, hat bis 2020 Zeit, den Betrieb umzustellen. Wer dagegen verstößt, wird wegen unehrenhaften Verhaltens ausgeschlossen." Denn die Bäcker sind sich einig. Qualität macht nur dann Sinn, wenn alle an einem Strang ziehen.
Genusslandstraße: Am 15. und 16. September treten die Bäcker am Martin-Luther-Platz unter dem gemeinsamen Namen auf. In drei Holzbacköfen und einem Etagenofen werden Snacks, Flesserl oder Salzstangerl frisch gebacken.
Die neun Handwerksbäcker
Franz Brandl: Der Linzer ist für sein Handgebäck berühmt.
Gragger: Die Biobäckerei aus Ansfelden ist dank des Holzofens auch in Wien erfolgreich.
Brotsüchtig: Der Neuzugang in der Herrenstraße – ein Muss für weizenfreies Gebäck.
Kremstaler Hofbäckerei: Echt, ehrlich, eigenhändig ist das Motto von Markus Resch.
Bäckerei Pani: In Perg gibt man Sauerteigen die nötige Zeit.
Bäckerei Eichler: Hier verschmilzt Tradition mit Handwerk.
Bäckerei Oberngruber: Bereits seit 1676 wird Brot gebacken.
Holzofenbäckerei Schaupp: Köstlich – das Schaupp-Weckerl.
Biobäckerei Stöcher: Die Bad Zeller bieten auch Backkurse an.