Die noch heimliche Haubenküche in Steyr
Von den Steyrern noch weitgehend unbemerkt: Neben dem „Kapeller“, „Franz Ferdinand“ und „Rahhofer“ gibt’s ein drittes Restaurant, in dem man auf Haubenniveau speist. Wo? Überraschung! Im Parkhotel Styria.
Seit August ist in diesem kulinarisch bisher unauffälligem Haus Johann Aspalter Küchenchef. Er erkochte einst für „Prielmayer’s“ in Linz eine „Haube“. Hotelrestaurants haben es in Österreich, vor allem in Städten, nicht leicht. „Einheimische“ betrachten sie nicht als so richtig öffentlich. Das gilt auch fürs Parkhotel Styria, das von Geschäftsreisenden, Busgruppen und für Seminare gerne gebucht wird. Weniger von Einzeltouristen, es ist, wenn auch ruhig und im Grünen, etwas abgelegen.
Man muss vorbei an der Rezeption und durch den Frühstücksraum, um ins (derzeit noch?) wenig heimelige A-la- carte-Restaurant zu gelangen. Dort dann blütenweiß gedeckte Tische mit einer Kerze und einer Orchidee (leider Textil). Schade, dass Stoffservietten fehlen. Darauf sollte es nicht ankommen, sie wären eine verdiente Verbeugung vor dem Können des Küchenchefs.
Beginn mit Brot und zwei feinen Aufstrichen – Kürbiskern und Basilikumtopfen. Die sämige Karotten-Ingwer-Suppe (3,50) könnte man als etwas zu süß empfinden, uns gefiel aber gerade diese Süße, sie passte zum leicht scharfen Ingwer. „Hühnerei, Kartoffel-Schnittlauch-Püree“ (6,50) entpuppt sich als kleines Kunstwerk. Nicht das moderne „Ein-Stunden-Ei“ (gegart bei 62 Grad, meist ist das Eiweiß dann noch zu glitschig), sondern ein altmodisches, perfektes pochiertes Ei mit knusprigen Brotwürferln, allerfeinstem Püree und etwas Spinat.
Forellenfilets mit feinen, hausgemachten Fadennudeln und Gemüse (12,50): Fein gewürzt, die Haut schön kross, ein Spürchen zu lange gebraten, etwas glasig gefällt uns Fisch noch besser.
Der geschmorte Rinderbraten (13,60) hat uns entzückt: Butterweich mit himmlischem Jus und – als kleine Überraschung – zusätzlich eine halbe Rindsroulade. Die gab es an unserem Testtag als Mittagsmenü. Dazu frittierte Polentaknöderln, Speckfisolen, Romanesco und Spinatnockerln. Für diesen Gang gilt: Besser geht’s nicht und für diesen Preis ist dieses Gericht ein Geschenk.
Zum Schluss: Die Schokoladeneistorte um 5,80 Euro gefiel uns: nicht wirklich frostig, sondern angenehm semifreddo, dazu Vanilleschaum. Das Panna Cotta (4,90) hingegen war eine eher eigenartige, fast suppige Creme. Schade. Aspalter könnte auch fünf Kochlöffel schaffen.
Mittagsmenüs: Montag bis Freitag (eines vegetarisch) um 7,50 Euro.
Weinkarte gab es bei unserem Besuch Anfang Oktober keine, sie sei „im Aufbau“. Es wurden passende Weine empfohlen.
Der Service ist freundlich bemüht, die Hotelchefin schaut auch im Restaurant nach dem Rechten.
Die Preise sind für die gebotene Qualität überaus günstig. Deshalb fallen 29 Euro für das Steak – auch wenn’s vom Premiumrind ist – unangenehm auf.
Parkhotel Styria
Kategorie: Hotelrestaurant
4400 Steyr, Eisenstraße 18
02752 / 47 831, Sonntag Ruhetag