Die fünf großen Trends beim Essen
Weniger Fleisch, mehr Männer in der Küche: Expertin Hanni Rützler analysiert die Ernährungsgewohnheiten der Österreicher
Was kommt in den heimischen Küchen in den Topf? Wie hat sich die Pandemie hier ausgewirkt? Und was kochen wir in Zukunft? Fragen wie diese beantwortet der Wedl Food Report 2024, der im Auftrag des gleichnamigen Lebensmittelgroßhändlers vom Institut Imark durchgeführt wurde. "Eines zeigt sich ganz deutlich: Die Veränderung der Arbeitswelt bringt auch eine Veränderung der Essgewohnheiten mit sich. So wird das Abendessen zum Beispiel immer wichtiger", sagt Ernährungsexpertin Hanni Rützler, die die Ergebnisse der Studie im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien analysiert hat. "Auffällig ist außerdem, dass immer mehr Männer selbst kochen." Und das sind vier weitere Trends, die sich aus den österreichweiten Zahlen ablesen lassen:
Gesundheit als Megatrend
"Das war zwar schon immer wichtig, der Unterschied ist allerdings, dass die Leute früher meist erst reagiert haben, wenn ein Problem aufgetreten ist. Heute spielt Prävention eine große Rolle – eben auch mit Ernährung. Essen soll helfen, gesund, fit und schön zu bleiben", sagt Expertin Hanni Rützler.
Das ,Neue Normal‘
Auch wenn die Mehrheit der Befragten nach wie vor recht "konservativ" kocht und klassische Hausmannskost häufig auf den Tisch kommt, wird insgesamt stärker auf ausgewogene Ernährung Wert gelegt. Gemüse und Salate sind fixe Bestandteile des Kochrepertoires. "Vor allem für Jüngere ist ,flexitarisch‘ – also ausgewogene, gesundheitsorientierte Ernährung mit weniger Fleisch – das ,Neue Normal‘", sagt die österreichische Trendforscherin.
Vegetarisch ist weiblich
Die Gruppe der Menschen, die sich ausschließlich vegan, laktosefrei, glutenfrei oder auch vegetarisch ernähren, ist nach wie vor vergleichsweise klein, zeigt der Wedl Food Reports. Mit einem enormen Anwachsen kann auch in absehbarer Zukunft eher nicht gerechnet werden, heißt es. "Starkes Ernährungsbewusstsein ist nach wie vor eher ein weibliches und jüngeres Thema", so Rützler.
Lieber öfter daheim
Aktuell wird signifikant häufiger zu Hause gekocht als früher. "Das ist sicher eine Nachwirkung von Corona. In der Pandemie hatten wir ja viel Zeit zum Kochen. Da sind auch viele Junge eingestiegen und auf den Geschmack gekommen", sagt Hanni Rützler. Verändert hätten sich auch Gewohnheiten beim Auswärtsessen. "Die Leute schauen bewusster auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das heißt nicht, dass es billig sein muss, aber die Qualität muss stimmen", sagt Studienleiter Christoph Antretter von Imark. Das gelte unabhängig davon, ob es sich um ein Mittagessen unter der Woche oder um einen Restaurantbesuch am Wochenende handle.
Regionalität der Lebensmittel gilt 2024 als das Qualitätsmerkmal schlechthin. Regionalität schlägt auch biologischen Anbau, weil heimische Produkte automatisch "als qualitativ hochwertig" angesehen werden.
Komischerweise hat aber mit viel Chemie versetzte Fertignahrung starke Zuwächse und die bäuerliche Landwirtschaft wird immer mehr in Richtung Agrarindustrie getrieben.