Mobile Pflege fordert enorm: "Wegen der Bezahlung bleibt niemand"
Für Senioren, mobile Betreuer und Pfleger ist die Corona-Krise noch lange nicht vorbei.
Endlich keine Masken mehr! Während viele Menschen im Alltag diese Woche wieder aufatmen durften, ist die Situation bei mobilen Pflegern und Betreuern nach wie vor angespannt. Mund-Nasen-Schutz und Handschuhe gehören immer noch zum Alltag, bei Corona-Verdachtsmomenten auch andere Schutzkleidung.
Unverständnis bei den Kunden
Während des Lockdowns konnten und durften die mobilen Dienste nur noch die Menschen mit den gravierendsten Bedürfnissen besuchen. "Die Zeit war spannend und stressig. Viele unserer Kunden haben nicht verstanden, warum wir nicht mehr kommen oder warum wir und sie Masken tragen müssen. Manche haben gesagt, ihnen sei egal, wenn sie krank werden. Sie hätten ohnehin ein erfülltes Leben gehabt. Oft ist es sehr emotional geworden, besonders Menschen mit Demenz konnten wir die Maßnahmen nur schwer erklären", sagt die Fach-Sozialbetreuerin für Altenarbeit, Claudia Markus. Fordernd war auch, dass in der Krise jeden Tag neue Informationen und Richtlinien ausgegeben wurden. "Wir mussten trotzdem funktionieren und die immer wechselnden Herausforderungen mit Professionalität und Engagement annehmen", so die 29-Jährige. "Positiv war die Dankbarkeit, die uns Kunden jeden Tag entgegengebracht haben. Viele freuten sich, wenn wir an der Tür läuteten, obwohl draußen anscheinend die Welt unterging", erinnert sich die Linzerin.
Warum sie sich für diesen Beruf entschieden hat, erklärt sie so: "Ich glaube, ich bin dafür geboren, Menschen das Leben lebenswerter zu machen." Bei den mobilen Pflegediensten landete sie vor sechs Jahren eher zufällig, heute kann sie sich einen Wechsel jedoch nicht mehr vorstellen. "Ich mache das wegen der Kunden. Sie sind alle dankbar, dass sie so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben können. Wegen der Bezahlung bleibt niemand", sagt Markus. Ihre Kollegin Margit Happerger stößt in dasselbe Horn: "Wir sind keine Heldinnen, wie in der Corona-Krise oft gesagt wurde. Pflege und Betreuung ist ein Beruf, der ein hohes Maß an Fachwissen und Verantwortungsbewusstsein voraussetzt und im Gegenzug gute Arbeitsbedingungen und Entlohnung verdient."
Strenge Qualitätsrichtlinien
"Die Mobile Betreuung und Pflege hat einen sehr gewichtigen Teil zum Abfedern der Krise beigetragen", sagt Roland Racek, Bereichsleitung "Menschen im Alter", der in der "Arge Mobile Betreuung und Pflege OÖ" aktiv ist. Die Arbeitsgemeinschaft von 13 Anbieterorganisationen unterliegt strengen Qualitätsrichtlinien und Berichts-pflichten. "Für uns heißt es weiterarbeiten, wie gehabt. Unsere Mitarbeiter tragen viel Verantwortung", sagt der Linzer.
Mobile Pflege und Betreuung:
- 84 Prozent aller Pflegegeldbezieher in Österreich werden zu Hause versorgt. Neben Verwandten sind auch mobile Dienste und 24-Stunden-Betreuung wichtige Faktoren.
- 25.000 Klienten werden in Oberösterreich daheim von 2400 Mitarbeitern betreut und gepflegt. Dabei handelt es sich nicht nur um Senioren, sondern auch um Menschen mit Behinderungen und verschiedenen Krankheiten.
- 1/3 der Pflege und Betreuung daheim wird in Österreich von mobilen Diensten übernommen. Im Einsatz für hilfsbedürftige Menschen sind diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger, Fach-Sozialbetreuer für Altenarbeit sowie Pflegefachassistenten. Der Frauenanteil in dieser Berufsgruppe beträgt mehr als 85 Prozent.
Ich bin gespannt, wann Pflegeberufe endlich ihren verdienten Stellenwert bekommen und aufgewertet werden.
Es reicht nicht, zu klatschen. Es sollten endlich handfeste Verbesserungen her, auch wenn es viel kosten würde.
Während andere wichtige Berufe wie zb. Lehrer und vor allem Kindergartenpädagogen durch viel Jammern immer als "Opfer" wahrgenommen werden, Krankenschwestern wenigstens gar nicht sooo schlecht bezahlt werden, fallen Menschen in der Pflege fast völlig durch den Rost.
Und wenn die zum Teil ausgenützten "bösen" Ausländerinnen nicht wären, würde vieles zusammenbrechen.
Die Pflege gehört zu den relevantesten Berufen einer menschenwürdigen Gesellschaft , welche wir in Zukunft aufgrund demagogischer Veränderungen haben werden.
Aber anscheinend hat man nicht mal ein Problem damit, dass statt einer (nicht allzu gestressten) Pflegeperson zukünftig ein Roboter neben dem Bett steht.
Was für ein Bild zu diesem Text !
Die permanent händchenhaltende und liebevoll zugewandte Pflegeperson würde sich wohl kaum über Stress und schlechte Arbeitsbedingungen beschweren, wenn sie zur gemütlichen Strickrunde eingeladen werden würde.
Das Bild "der Pflege" in unserer Gesellschaft wird sich durch solche
Fotos auch nicht ändern.
Schön dass die HeimhelferInnen komplett vergessen werden. Auch Sie leisten einen wichtigen Beitrag das Leute daheim bleiben können!
Tja, aber seit die diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger akademisch sind und wissenschaftlich forschen, sind die, die sich wirklich das Kreuz ruinieren und die Hände schmutzig machen unter deren Aufsicht und Anleitung und fallen durch den Rost.
Alle Aufmerksamkeit den Neuakademikern (FH).
Dieser Tage war ein ganz präpotenter Beitrag dazu in der Wiener Zeitung.