Kraftaufwand bergauf, Knieschmerzen bergab
Abnützungserscheinungen sind meist die Ursache für Knie- und Hüftprobleme.
Wandern ist Ausdauertraining, dennoch sollte man den Kraftaufwand nicht unterschätzen. "Grundsätzlich ist das Bergaufgehen sehr gelenkschonend, die Stoßbelastung ist gering. Trotzdem ist Kraft notwendig – man muss mit einem Bein sein ganzes Körpergewicht stemmen", sagt Reinhard Dallinger, Orthopädie-Primar im Salzkammergut-Klinikum Gmunden. Wer also testen wolle, ob er genügend Kraft habe, müsse versuchen, mit der Beinpresse (im Fitnessstudio) sein eigenes Gewicht wegzudrücken. "Anders ist das natürlich in der Ebene. Da ist die Stoßbelastung zwar etwas größer, aber die Kraftkomponente geringer", sagt Dallinger.
Die meisten Probleme gibt es dennoch bergab. Viele klagen über Schmerzen im Knie oder auch in der Hüfte. "Schmerzen sind immer Alarmsignale", sagt der Orthopäde. Oft handle es sich dabei um Abnützungserscheinungen. Es könne aber auch eine Meniskus-Verletzung sein. Ein Faktor kann Übergewicht sein.
Gegen die Knieschmerzen helfen Injektionen und Heilgymnastik. Auch Krafttraining ist eine gute Möglichkeit, den Oberschenkel zu stärken. "Operiert wird erst, wenn die Lebensqualität auch im Alltag beeinträchtigt ist", sagt Dallinger und rät zu gutem Schuhwerk mit fester Sohle mit Dämpfung und zu Stöcken. "Verwendet man Stöcke, werden beim Bergabgehen in Summe Tonnen an Gewicht abgefangen." Von Kniestrümpfen hält Dallinger aber nichts. "Und wer bereits beim Bergaufgehen Schmerzen im Knie hat, sollte das abklären lassen – und sportlich lieber auf Fahrrad oder Crosstrainer umsteigen." Patienten mit Bandscheibenproblemen empfiehlt Dallinger, keine zu schweren Rucksäcke zu tragen und immer wieder Rast zu machen, die Beine hochzulegen. "Dann können sich die Bandscheiben wieder mit Wasser füllen."
Weniger bekannt ist eine weitere Erkrankung, die beim Bergabgehen Probleme bereiten kann. "Enge Wirbelkanäle verursachen ziehende Schmerzen in den Beinen, wenn man länger zu Fuß unterwegs ist", erklärt der Orthopäde.
Da helfe auch kein Stehenbleiben, nur beim Sitzen werden die Schmerzen geringer. "Man nennt das die Kaffeehaus-Krankheit." Verursacht werde sie durch die Abnützung an den Gelenken. "Alles, was man mit einem Rundrücken macht, also Bergaufgehen, Radfahren oder eben auch Sitzen, ist schmerzfrei möglich."
Alpinmediziner Haberfellner im Interview