Laufstilanalyse - etwaigen Fehlern auf der Spur
Wer regelmäßig mit falscher Technik oder Körperhaltung läuft, riskiert langfristige Belastungsschäden und Gelenksbeschwerden. Roswitha Fitzinger bei der Laufstilanalyse.
Die weiße, hüfthohe Analysestation steht unscheinbar gleich neben der Wand mit den Laufschuhen und einem Verkaufsständer. Sie verbirgt eine Hochgeschwindigkeitskamera, gekoppelt an einen Rechner mit spezieller Analysesoftware. Daneben, auf dem Boden eine blau gestrichene Fläche – die Testlaufstrecke. Sie führt längs durch den Raum. Alle, die bei Wolfgang Ermeling zu einer Laufstilanalyse antreten, müssen zunächst die Schuhe ausziehen. Gelaufen wird barfuß. So zeigen sich am schnellsten etwaige Fehlstellungen und Schwächen im Bewegungsapparat. Die eingebaute Kamera offenbart es dann konkret: knickt das Fußgelenk beim Auftritt nach innen (Pronation) oder nach außen (Supination), überkreuzen sich die Knie, ist die Hüfte instabil? Nichts davon ist auf Dauer gut, sondern kann langfristig zu Problemen und Schmerzen führen.
Umfassende Analyse
Wer das Geschäft von Wolfgang Ermeling in Urfahr betritt, wähnt sich zunächst in einem herkömmlich Sportfachgeschäft für Laufartikel. Doch nur Laufbekleidung und -schuhe zu verkaufen, ist dem 48-Jährigen zu wenig. Auch online gibt’s bei ihm nichts zu holen, zumindest keine Ausrüstung. Er wolle Laufen komplett anbieten, sagt er. Und das fängt mit einem Gespräch an, bei dem Laufgewohnheiten, Ambitionen, etwaige Verletzungen und Probleme angesprochen werden. Bevor die Laufanalyse startet, heißt es noch: ab auf die Fußabdruckplatte. Ein Wärmeabdruck offenbart die Höhe des Fußgewölbes oder anders ausgedrückt, ob die Testperson flach-, platt- oder hohlfüßig daherkommt.
Im konkreten Fall schreitet diese äußerst hohlfüßig durch die Gegend wie der violette Abdruck klar erkennbar macht: Zwischen Ballen und Ferse klafft eine Lücke, wo eine Verbindung sein sollte. Der Experte empfiehlt eine Einlage. Wozu diese gut ist? "Der fehlende Formschluss zwischen Fuß und Schuh, der bei jedem Schritt da ist, wird ausgeglichen und der Druck gleichmäßig auf den Fuß verteilt", erklärt Ermeling. Die Bilder der Kamera sind derweil längst auf dem Computer abgespeichert. Die (An-) Spannung steigt, bevor der Rechner das Ergebnis sichtbar macht: kein Einknicken des Fußgelenks nach außen oder innen (Pronation), kein Überkreuzen der Knie, das Bein verläuft bei jedem Tritt gerade. Der Idealfall. Doch was, wenn nicht? Vor allem bei übermäßiger Pronation und häufiger Belastung empfiehlt der Laufexperte einen gestützten Laufschuh, der etwa das Einknicken des Fußes verhindere und somit den Bewegungsapparat vor Schmerzen und Verletzungen schütze.
Typische Fehlstellungen: Einknicken des Fußgelenks nach innen, Überkreuzen der Knie
Doch Ermeling warnt: selten sei der (falsche) Schuh Auslöser für etwaige Probleme beziehungsweise Schmerzen beim Laufen. "Die Ursachen liegen häufig wo anders, meist in einer zu schwachen Rumpfmuskulatur", sagt der 48-Jährige und rät zum Bauch-Beine-Po-Training. "Frühjahrsklassiker" nennt er das Phänomen, wenn viele Anfänger und Hobbysportler mit Beginn der warmen Jahreszeit mit dem Lauftraining starten, um fit zu werden. "Dabei sollte man fit werden, um mit dem Laufen zu beginnen."
Einen Tipp in Sachen Laufschuhe hat er dann doch: Ermeling rät zu so vielen Paar Laufschuhe wie man durchschnittlich in der Woche läuft, zumindest aber für einen klassischen Trainingsschuh "mit einem guten Maß an Stabilität, Dämpfung und Führung". Und darüber hinaus ein "leichteres, flacheres Modell, das den natürlichen Laufstil forciert." Hintergrund sei die abwechselnde Belastung, so der Linzer: "Die Stöße, die der Körper abbekommt, landen dadurch immer an anderer Stelle."