Routine – das Geheimnis eines langen Lebens?
Alt aus Gewohnheit: Die OÖN haben Altersmediziner Peter Dovjak gefragt, welche Rolle die Routine für ein langes Leben spielt – und worauf es noch ankommt.
"Schlafen Sie sich am Sonntag nicht aus!" rät etwa der renommierte US- Krebsspezialist David Agus. Der Grund: Der Körper liebt Vorhersagbarkeit. "Eine der besten Möglichkeiten, physischen Stress zu verringern und den Gleichgewichtszustand des Körpers (Homöostase, Anm.) aufrecht zu erhalten, ist das Beibehalten fester Gewohnheiten. Und zwar tagtäglich und vor allem bei den Schlafens- und Essenszeiten sowie den Zeiten körperlicher Betätigung", ist Agus überzeugt. Das könnte mit ein Grund sein, warum Jeanne Calment (die zudem Knoblauch sehr schätzte und leidenschaftliche Raucherin war) 122 Jahre alt wurde. Denn das Leben der am 21. Februar 1875 geborenen Französin verlief relativ unspektakulär und in geordneten Verhältnissen.
Geordnete Verhältnisse
Die Tochter eines wohlhabenden Schiffbauers kam in dem Provence-Städtchen Arles zur Welt – das sie bis zu ihrem Tod 1997 so gut wie nie verließ. Ein Umstand, den deutsche Forscher auch bei vielen anderen sehr alten Menschen feststellten. "Wer nicht wegzieht, der hat ein gutes soziales Umfeld – und das wirkt wie ein Jungbrunnen", erklärt Sebastian Klüsener vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock in der "Welt". "Wer gut vernetzt ist, lebt länger", weiß auch Peter Dovjak, Altersmediziner am Salzkammergutklinikum Gmunden. "Das haben Befragungen von 100-Jährigen gezeigt. Sind die Familienverhältnisse stabil und der Freundeskreis intakt, geht es den Leuten besser." Ob und wie stark sich der Faktor Gewohnheit auf ein langes Leben auswirkt, sei Dovjak zufolge hingegen noch nicht hinreichend erforscht. "Doch es gibt Hinweise darauf, dass es so sein könnte."
Madame Calment wurde selbst oft gefragt, was ihr Geheimnis sei. Ihre Antwort: "Lächeln und Humor." Mit 85 fing sie an, Fechten zu lernen. Mit 100 fuhr sie noch Fahrrad. Mit 115 brach sie sich die Beine, danach saß sie im Rollstuhl. Sie wurde blind und taub, blieb aber geistig fit. Und geraucht hat sie bis zuletzt. Welche Faktoren ein langes Leben begünstigen, beschäftigt Forscher auf der ganzen Welt – liegen die Ursachen in den Genen, dem Lebensstil oder der Umwelt?
Als "Rezept" für ein hohes Alter empfehlen Experten im wesentlichen gesunde Ernährung, Bewegung, Verzicht auf Tabak, wenig Stress und ein anregendes soziales Umfeld. Als sicher gilt: Gemüse und Olivenöl, die gesunde Mittelmeerdiät, mögen Jeanne Calment ein paar Lebensjahre geschenkt haben. Auch ihr privilegiertes, finanziell sorgenfreies Leben mag dazu beigetragen haben. Aber das Rauchen? "Wir wissen heute, dass die Genetik eine große Rolle spielt", sagt Dovjak. Auch in Jeanne Calments Familie wurden einige Mitglieder sehr alt. "Aber natürlich hängt auch viel vom Lebensstil ab. Wenn die genetischen Umstände für ein langes Leben nicht gegeben sind, kann also vieles durch ein gutes Leben ausgeglichen werden."
Gute Gene und ein gutes Leben
"Ihre günstigen Lebensumstände haben möglicherweise ihr ungünstiges Verhalten, also das Rauchen, kompensiert. Calment hatte Berichten zufolge ja ein relativ sorgloses Leben geführt.
Und man weiß heute, dass wohlhabende Menschen tendenziell älter werden als ärmere", so Dovjak. Das hätte mit dem besseren Zugang zu medizinischen Einrichtungen, besserer Hygiene und der meist gesünderen Lebensweise zu tun. "Menschen, die Geld haben, ernähren sich oft besser, bewegen sich mehr und sind auch seltener übergewichtig."
Nicht unterkriegen lassen!
Darüberhinaus hänge die Aussicht auf ein langes Leben auch in hohem Maße von psychischer Stabilität ab. "Aus der Studie mit 100-Jährigen weiß man auch, dass es diesen Menschen stets gelungen ist, Krisen gut zu meistern. Sie ließen sich sowohl körperlich als auch emotional nicht unterkriegen. Sie bemühten sich, nach einer Krankheit oder Unfall schnell wieder auf die Beine zu kommen und mobil zu bleiben", so Dovjak.
Und nicht zuletzt sahen 100-Jährigen immer einen Sinn in ihrem Leben. "Sie machten auch in ihrem fortgeschrittenen Alter noch Pläne. Und das ist wirklich beeindruckend!"
- Als ältester Mensch der Welt gilt aktuell die Italienerin Emma Morano Martinuzzi. Die aus dem Piemont stammende frühere Fabriksarbeiterin lebt am Lago Maggiore und schwört auf folgendes „Rezept“: Die 116-Jährige isst jeden Tag drei rohe Eier mit ein wenig Beef Tartare.
- Der 2007 mit angeblich 116 Jahren gestorbene Ukrainer Grigori Nestor war nach eigenen Worten immer ein „Schürzenjäger“. Steinalt sei er aber nur geworden, weil er nie heiratete und sich nicht „nervlichen Belastungen des Familienlebens ausgesetzt“ habe, sagte er.
- Die Amerikanerin Gertrude Weaver riet: „Benutze eine Menge Feuchtigkeitscreme für die Haut, sei nett zu jedem, liebe deinen Nachbarn und iss Selbstgekochtes.“ Sie starb 2015 mit 116.
- Der 1986 mit 120 Jahren gestorbene Farmer Izumi Shigechiyo stand 98 Jahre auf dem Feld. Erst mit 105 setzte sich der Japaner zur Ruhe. Sein Methusalem-Motto: „Früh aufstehen, viel arbeiten und einen Getreideschnaps vor dem Schlafengehen!“
Daher werden auch die Klosterbrüder so alt. Aber was nützt das Altwerden wenn es
dabei fürchterlich fad ist ....