Parkinson: So wirkt der Radetzky-Marsch
Eine neue Studie soll nun herausfinden, inwieweit sich Musik und vor allem das gemeinsame Singen positiv auf die Lebensqualität von Parkinson-Patienten auswirken.
Es ist von alters her bekannt, dass Musik unsere Stimmung verändern kann", sagt Günther Bernatzky, Schmerzforscher und Dozent an der Universität Salzburg. Gemeinsam mit der Musikwissenschafterin Katarzyna Grebosz-Haring von der Universität Mozarteum untersucht er die vorbeugende und heilende Wirkung von Musik, Gesang und Bewegung auf an Parkinson Erkrankte.
Dabei hänge es aber von verschiedenen Faktoren ab, ob und in welchem Ausmaß Musik auf den Einzelnen wirkt. "Welche Art von Musik eine positive Rolle spielen kann, ist individuell sehr unterschiedlich", so Bernatzky. So habe beispielsweise der Radetzky-Marsch auf viele Parkinson-Patienten eine aktivierende, belebende Wirkung. Die Wissenschafter stellten dabei eine erhöhte Produktion des Glückshormons Dopamin fest.
Tango und Vivaldi
Dennoch wirkt auf jeden Menschen die Musik anders: "Unser Musikgeschmack ist von unserer sozial-kulturellen Umgebung beeinflusst." Auf der von Bernatzky und Kollegen zusammengestellten Musik-CD für Parkinson-Kranke finden sich neben dem Radetzky-Marsch auch Tango-Klänge oder aktivierende Musik von Vivaldi. "Wichtig ist, dass man die Musik mit Kopfhörer hört, weil die Lautstärke eine wesentliche Rolle spielt. Was für den einen angenehm ist, verursacht bei dem anderen Stress. "Wenn Musik zu einer Stresssituation führt, würde sich die Krankheit noch verschlimmern", sagt Bernatzky. Die Menschen fangen zu zittern an.
Die Wirksamkeit von Musik als Therapie ist heute in zahlreichen Anwendungsgebieten gesichert: Musik hilft, Stress zu reduzieren, verbessert die Stimmung und körperliche Leistungsfähigkeit, lindert Schmerzen, senkt bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit Blutdruck und Herzfrequenz, bessert Verhaltensstörungen und psychische Probleme wie etwa Ängste und Depressionen. "Musik, die uns wirklich gefällt, aktiviert im Gehirn, wie wir aus neuen Forschungen wissen, das sogenannte Belohnungssystem", so Bernatzky. Dieses "Lust-Zentrum" könne auch auf andere Weise stimuliert werden, etwa durch gutes Essen, Schokolade oder Sex, also immer dann, wenn wir uns momentan besonders wohlfühlen. In solchen Situationen komme es zu einer Ausschüttung von Endorphinen. Das sind körpereigene Opiate, die Wohlgefühl bewirken und Schmerzen lindern. Daneben werden auch körpereigene Cannabinoide produziert und ausgeschüttet. "Dadurch wird unsere Stimmung verbessert. Ärger und Schmerzen werden erträglicher", so Bernatzky.
Musikalische Studie geplant
Bernatzky und Grebosz-Haring haben nun vor, eine Studie mit 90 Parkinson-Patienten durchzuführen. Eine Gruppe hört eine therapeutische Musik-CD, mit der zweiten Gruppe wird ein Chor gebildet, der drei Monate lang gemeinsam jede Woche singt, und die dritte Gruppe stellt die sogenannte Kontrollgruppe dar und nimmt an keinen Aktivitäten teil.
Das Neue und bisher noch Unerforschte ist die Chorgruppe, die nicht nur singt, sondern sich dabei auch bewegt. "Wir sind überzeugt, dass die rhythmische Bewegung verbunden mit Gesang und gezielter Atmung positiv auf die Patienten wirkt", so Grebosz-Haring. Ein wichtiger Faktor sei dabei der soziale Kontakt. Denn viele Parkinson-Patienten entwickeln früher oder später eine Depression. Auch dieser Gefahr kann mit gemeinsamem Singen und Bewegung frühzeitig entgegengewirkt werden.
"Wir wissen, dass wir die Menschen mit Musik nicht heilen können", sagt Bernatzky. Als ergänzende Behandlungsmethode kann sie aber die Lebensqualität und das Wohlbefinden deutlich verbessern.
Musiktherapie ist ein noch viel zu wenig erforschtes Gebiet! Ein bekanntes Faktum ist, dass selbst Schlaganfallpatienten, welche nicht mehr sprechen können, noch ihnen bekannte Lieder singen können! Man sollte weiter daran forschen, wie Musik auf die Synapsen wirkt und vor allem bei welchen Krankheiten es wirkt.
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