Wie eine App bei Schlafproblemen helfen soll
SALZBURG. Die App Nukkuaa soll durch Schlafanalyse und -coaching zu Hause die Schlafqualität verbessern, wie es am Dienstag seitens der Universität Salzburg hieß.
Was wie ein Kunstwort klingt, ist eigentlich finnisch und bedeutet übersetzt "schlafen": Die App Nukkuaa soll durch Schlafanalyse und -coaching zu Hause die Schlafqualität verbessern, wie es am Dienstag seitens der Universität Salzburg hieß. Entwickelt wurde das digitale Tool von Manuel Schabus, dem Leiter des Labors für Schlafforschung am Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Uni Salzburg.
Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass 30 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens dreimal pro Woche unter Ein- oder Durchschlafstörungen leiden. Für Österreich gebe es keine derartige Studie, allerdings erklärte Schabus - der selbst zu dem Thema forscht - auf APA-Anfrage, dass hierzulande ein ähnlich hoher Prozentsatz betroffen sei. "Zu viele Menschen kommen schwer zur Ruhe und glauben, sie könnten gerade beim Schlaf sparen, um Zeit zu gewinnen", so der Schlafforscher. Über längere Zeit könnte eine schlechte Schlafqualität das Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und Depressionen erhöhen. Dies stelle für das Gesundheitssystem eine große Belastung dar. "Die Kosten für das Gesundheitssystem sind enorm und erhöhen sich im Vergleich zu einer Person, die gut schläft, um das drei- bis zehnfache", erklärte Schabus.
Zudem komme das Problem, dass klinische Schlaflabore oft ausgelastet seien, weswegen Nukkuaa als "Schlaflabor zu Hause" entwickelt wurde, wie es in der Aussendung der Uni Salzburg heißt. Mittels Sensor soll die Herzaktivität gemessen und eine Analyse ermöglicht werden, die laut Angaben des universitären Spin-off-Unternehmens Schlaf fast genauso präzise analysieren kann wie Labore. Den dafür benötigten H10-Brustsensor müssen Kunden vom finnischen Kooperationspartner Polar erwerben.
Bis Ende 2022 möchten die Betreiber das Tracking auch über andere Sensoren-Anbieter ermöglichen. Die App ist ab sofort in den App-Stores verfügbar. Für die Nutzung werden zwei verschiedene Tarife angeboten: Das "Flexible"-Abo kostet 24.99 Euro pro Monat und kann monatlich gekündigt werden, während das "Best Value"-Abo mit einer Laufzeit von einem Jahr 20 Euro pro Monat kostet. Hinzukommen rund 90 Euro für den Brustgurt. Für einen Testzeitraum von sieben Tagen kann man die App gratis ausprobieren, wie gegenüber der APA mitgeteilt wurde.
Die App bietet neben der Schlafanalyse auch ein -coaching in Form von Infos, Übungen und Tipps an. Eine von Schabus im Zeitraum von sechs Wochen durchgeführte Pilotstudie mit 48 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter von 30 bis 73 Jahren zeigte, dass sich durch die Nutzung der App die Schlafqualität der Testpersonen um rund 25 Prozent direkt nach Therapieende verbesserte. Vier Wochen später lag die Verbesserung bei rund 30 Prozent. Obwohl sich bereits zahlreiche Schlaf-Apps am Markt befinden, gaben die Betreiber an, im deutschsprachigen Raum die "einzige der Art" zu sein, da sie Biodaten erheben und eine tägliche Rückmeldung zur Schlafqualität erteilen. Ähnlich funktioniere das Programm sleepio aus England, das ebenso auf wissenschaftlicher Basis entwickelt wurde.
Auch eine Zusammenarbeit mit Krankenkassen und Unternehmen wird von Nukkuaa angestrebt. Verhandlungen dazu seien bereits im Gange, wie es auf Anfrage hieß. An der Schlaf-App ist auch der ehemalige Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Christoph Leitl (ÖVP), als "Business Angel" beteiligt.