Der Diktator, der Österreich liebt von heidi Riepl
Keine Frage: Alexander Lukaschenko wird seinen heutigen Empfang in Österreich in vollen Zügen genießen. Es ist schließlich der erste offizielle Besuch des weißrussischen Diktators in einem EU-Land seit der Aufhebung der Sanktionen vor drei Jahren. Schon allein die Fotos mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen sind für den 65-Jährigen ein symbolischer Sieg. Sie beweisen, dass das einst so scharf kritisierte Weißrussland in Europa wieder salonfähig ist. Zwei Wochen vor der weißrussischen Parlamentswahl und ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl will der Langzeitherrscher damit aber auch innenpolitisch punkten.
Doch um seine Wiederwahl muss sich der uneheliche Sohn einer Melkerin keine Sorgen machen. "Batko" (Väterchen) regiert die ehemalige Sowjetrepublik seit 25 Jahren mit harter Hand. Er ist der dienstälteste Präsident Europas. Dass er das nur mit seiner Politik der Härte geschafft hat, wäre jedoch zu einfach: Lukschenko hat zwar nie Gewalt gescheut, um seine Gegner auszuschalten. Auch vor Repressalien, Festnahmen und Wahlfälschung schreckte der Lehrer und Agrarökonom nie zurück. Gleichzeitig hat er es aber auch verstanden, sich als Mann des Volkes zu präsentieren. Anders als andere Autokraten zeigte er seinen Reichtum nie offen. Sicherlich fließt reichlich Geld in seine Taschen, doch lässt er auch dem Volk einen gewissen Anteil: So ließ er gute Straßen, Krankenhäuser und Schulen bauen und schuf auch genügend Arbeitsplätze. Geschickt beherrscht er die jahrelange Schaukelpolitik zwischen der EU und Russland. Auch mit China pflegt er gute Kontakte. Dass er als "letzter Diktator Europas" bezeichnet wird, stört ihn überhaupt nicht. "Lieber Diktator als schwul", kontert er.
Persönliche Beziehungen pflegt Lukaschenko kaum: Von seiner Gattin Galina lebt er schon 20 Jahre getrennt. Die Mutter seines jüngsten Sohnes Nikolai, seine persönliche Ärztin, ließ er mit einem Angestellten verheiraten und nahm ihr das Kind weg. Der nun 14-Jährige wird zu seinem Nachfolger aufgebaut. Die Macht soll in der Familie bleiben.
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