Auto rast in Magdeburger Weihnachtsmarkt: Tote und Dutzende Verletzte
MAGDEBURG. Regierungs- und Stadtsprecher gehen von einem „Anschlag“ aus – ein möglicher Täter wurde festgenommen.
Sirenen, Blaulicht, Feuerwehr, Rettungswagen: Dramatische Szenen haben sich am Freitagabend kurz nach 19 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt in der ostdeutschen Stadt Magdeburg im Bundesland Sachsen-Anhalt abgespielt. Ein Autofahrer ist in eine Menschengruppe gefahren. Der Regierungssprecher einsatzfvon Sachsen-Anhalt, Matthias Schuppe, sagte, es handle sich „vermutlich“ um einen Anschlag.
Laut Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) soll es mindestens zwei Tote gegeben haben, darunter ein Kleinkind. Laut Medienberichten wurden überdies bis zu 80 Menschen verletzt. Diese Angaben bestätigte die Polizei gestern nicht. Der mutmaßliche Täter soll 400 Meter durch die Menschenmenge gefahren sein. Er wurde noch am Abend festgenommen. Medienberichten zufolge handelt es sich um einen Mann aus Saudi-Arabien. Er soll das Auto vor der Tat gemietet haben. Ob er allein gehandelt habe oder ob es Mittäter gab, war bei Redaktionsschluss noch unklar.
Augenzeugen zufolge steuerte das Auto direkt in die Menschenmenge vor dem Rathaus. Der Weihnachtsmarkt wurde daraufhin geschlossen. Der Organisator rief dazu auf, die Innenstadt zu verlassen. Der abgesperrte Bereich des Weihnachtsmarktes wurde von der Polizei auch nach Sprengstoff abgesucht.
Große Betroffenheit
er Magdeburger Weihnachtsmarkt befindet sich auf dem Alten Markt, direkt am Rathaus in der Nähe der Elbe. In der Nähe des Weihnachtsmarkts liegt ein großes Einkaufszentrum. Auf der Plattform X waren am Abend Videos mit zahlreichen Einsatzfahrzeugen zu sehen.
Auch andere ostdeutsche Städte reagierten umgehend auf das fürchterliche Ereignis: So wurde der Weihnachtsmarkt in Thüringens Hauptstadt Erfurt vorsorglich geräumt.
Die Öffentlichkeit zeigte sich tief betroffen: Reiner Haseloff reagierte mit Entsetzen auf das Geschehen: „Das ist ein furchtbares Ereignis, gerade jetzt in den Tagen vor Weihnachten.“ Haseloff machte sich umgehend auf den Weg nach Magdeburg.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich auf der Plattform X: „Die Meldungen lassen Schlimmes erahnen. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden.“ Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte aufgrund der „abstrakt hohen Bedrohungslage“ zuletzt wiederholt zu Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Scholz und Faeser wollen ebenfalls nach Magdeburg fahren.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weitere führende Bundespolitiker in Deutschland reagierten mit Entsetzen auf den mutmaßlichen Anschlag in Magdeburg. "Die Meldungen aus Magdeburg lassen Schlimmes erahnen", schrieb Scholz am Freitagabend im Online-Dienst X. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen, sein Dank gelte "den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden". Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte die Nachrichten aus Magdeburg "zutiefst erschütternd".
Vize-Kanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schrieb im Online-Dienst X über "furchtbare Nachrichten aus Magdeburg, wo Menschen die Adventszeit in Frieden und Gemeinschaft verbringen wollten". "Die Bilder aus Magdeburg erschüttern mich zutiefst", schrieb auch Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). "Für Familien und Freunde, die auf dem Weihnachtsmarkt Zeit miteinander verbringen wollten, ist nichts mehr, wie es war."
"Das sind sehr bedrückende Nachrichten aus Magdeburg", schrieb CDU-Chef Friedrich Merz auf X. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen." Auch Merz dankte "allen Einsatzkräften, die sich vor Ort um die Verletzten kümmern". "In Magdeburg wurden viele Menschen Opfer eines tödlichen Anschlags", schrieb FDP-Chef Christian Lindner bei X. "Die Bilder haben mich schockiert. Ich denke an die Opfer, ihre Familien und die Einsatzkräfte vor Ort."
"Die Bilder aus Magdeburg sind erschütternd!", schrieb AfD-Chefin Alice Weidel auf X. "In Gedanken bin ich bei den Hinterbliebenen und Verletzten. Wann hat dieser Wahnsinn ein Ende?"
Anschlag erinnert an jenen in Berlin vor knapp acht Jahren
Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden zwölf Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
- Aus dem Archiv (20.12.2016): Berlin: Was wir über die Todesfahrt wissen