Entscheidung gefallen: Insolvente KTM wird fortgeführt
MATTIGHOFEN/RIED. Die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren bleibt erhalten: Das ist das Ergebnis der ersten Gläubigerversammlung am Freitag am Landesgericht Ried. Statt 500 sollen nur 300 Mitarbeiter gekündigt werden.
Das Landesgericht Ried hat am Freitag die Fortführung der insolventen KTM AG beschlossen. Das wurde nach der Berichtstagsatzung am Freitag bekannt. Die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren bleibt erhalten: Der Sanierungsverwalter, der Rieder Rechtsanwalt Peter Vogl, hat dem Vorgehen seinen Sanktus gegeben: Für die Gläubiger würde dadurch derzeit kein Nachteil entstehen. Das Unternehmen verfügt über ausreichend Liquidität bis zum Zeitpunkt der Prüfungstagsatzung, die für den 24. Jänner angesetzt ist. Auf dem Programm stehen heute auch die Verhandlungen zu den KTM-Töchtern KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH. Die Entscheidung zur KTM AG dürfte bereits die Richtung vorgeben, wie es mit den beiden Töchtern weitergeht.
Auch für die Mitarbeiter gibt es gute Neuigkeiten: Statt wie ursprünglich geplant 500 sollen nur 300 weitere Mitarbeiter gekündigt werden. Das berichten die Gläubigerschützer Creditreform, KSV und AKV. 250 Kündigungen wurden bereits ausgesprochen. Vogl betonte, dass die Löhne und Gehälter für Dezember bezahlt werden können.
OÖN-TV-Interview mit KSV-Insolvenzleiter Karl-Heinz Götze:
Wie berichtet, braucht KTM Investorengeld, um die Sanierung zu stemmen. Drei Interessenten dem Gericht Absichtserklärungen vorgelegt. Gebraucht wird ein dreistelliger Millionenbetrag von bis zu 700 Millionen Euro. Klar ist: Wer Geld gibt, wird teils auch Anteile am Unternehmen bekommen.
Sanierungsverwalter Vogl erstattete vor Gericht Bericht über die derzeitige Lage: Die Zusammenarbeit mit KTM funktioniere gut, alle notwendigen Informationen stünden zur Verfügung. Derzeit wird die Vermögenslage geprüft und die Angemessenheit des Sanierungsplanangebots eingeschätzt. Mehrere Sachverständige wurden beauftragt.
Der erwartete Gläubiger-Andrang am Extraeingang des Landesgerichts Ried zur Berichtstagsatzung, einer ersten Entscheidung über die Zukunft der insolventen KTM, ist Freitagvormittag ausgeblieben. In zwei Stunden Abständen standen die Verhandlungen zur KTM AG und ihren zwei Töchtern KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH auf dem Programm.
Wie viele Gläubiger es gibt, sei noch offen, da die Anmeldefrist noch läuft. Von der Schuldnerseite erschien Gottfried Neumeister, Co-Vorstandschef von Pierer Industries, in Ried. Auf Fragen zahlreich wartender Journalisten sagte er nichts und bat "um Verständnis".
Schlechte Nachrichten ab dem ersten Halbjahr
Begonnen hatte die Spirale der schlechten Nachrichten bereits im ersten Halbjahr, als der Mutterkonzern Pierer Mobility 373 Jobs strich - gut 300 davon am KTM-Standort Mattighofen - und wenig später noch einmal 120 bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH. Für die ersten sechs Monate 2024 meldete der börsennotierte Motorrad- und Fahrradhersteller schließlich einen Umsatzrückgang von 27 Prozent auf eine Milliarde Euro, bei einem Periodenverlust von 172 Millionen Euro. Die Finanzmarktaufsicht prüft derzeit, ob den Ad-hoc-Pflichten korrekt nachgekommen wurde. Im August kündigte man an, aufgrund von Absatzrückgängen weitere 200 Jobs abzubauen. Man habe aber "frühzeitig tiefgreifende Maßnahmen" gestartet, die im zweiten Halbjahr zu "einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse führen werden", war Firmenchef Stefan Pierer damals überzeugt. Dass er am Freitag nach Ried kommen wird, war nicht zu erwarten.
Es kam jedenfalls anders als damals von Pierer prognostiziert: Mitte November wurde bekannt, dass KTM einen dreistelligen Millionenbetrag benötige, es folgte die Ankündigung von neuerlich 300 Kündigungen und eines Produktionsstopps für Jänner und Februar. Ende November leitete die Pierer Industrie AG ein europäisches Restrukturierungsverfahren - ein neuartiges Vorinsolvenzverfahren - ein. Kurz darauf meldeten die KTM AG und ihre beiden Töchter Insolvenz an. Nachdem auch eine Tochterfirma der insolventen KTM Components GmbH, die Vöcklabrucker Metallgießerei GmbH, einen Konkursantrag gestellt hat, verlieren dort zusätzlich 134 Menschen ihre Jobs.
Keine Gehälter seit November
Die Mitarbeitenden bei KTM warten immer noch auf ihre November-Gehälter und das Weihnachtsgeld - beides bekommen sie aus dem Insolvenz-Entgelt-Fonds - sowie auf die Dezember-Entgelte, die von der Firma versprochen, aber bisher noch nicht ausbezahlt wurden. Für jene, die von der Kündigung bedroht sind, bauen AMS und Land Oberösterreich eine Insolvenzstiftung auf.
Der angekündigte Produktionsstopp wurde vorgezogen, die Fertigung in Mattighofen steht seit Freitag voriger Woche still. Im Jänner und Februar erfolgt dann die bereits angekündigte Betriebsunterbrechung - mit Lohn-und Gehaltskürzung - wegen des hohen Lagerbestands. Wie berichtet stehen bei KTM rund 130.000 Motorräder auf Lager, die zumindest teilweise nicht der ab kommenden Jahr geltenden Euro5+ Abgasnorm entsprechen sollen. Als Insolvenzursache verwies das Unternehmen aber unter anderem auf gestiegene Standortkosten und auf die Rezession.
Schulden in Milliardenhöhe
Laut Gläubigerschutzverbänden hat KTM Schulden in der Höhe von mindestens 1,8 Milliarden Euro angehäuft, davon soll ein Großteil von rund 1,3 Milliarden Euro Banken betreffen. Gläubiger können noch bis spätestens 16. Jänner ihre Forderungen anmelden. Die Prüfungstagsatzung wurde für den 24. Jänner, die Abstimmung über den Sanierungsplan für 25. Februar anberaumt. Den Gläubigern wird im Sanierungsplan eine Quote von 30 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten.
Und schon machen wir weiter wie bisher. Da sind die indischen und chinesischen Ausländer dann auch wieder willkommen. Wer soll jetzt auf einmal den produzierten Schmarren kaufen? Wo ist Herr Pierer? Der hat doch früher auch alles kommentiert?
Endlich einmal eine gute Nachricht für KTM, die Mitarbeiter und die ganzen Zulieferbetriebe.
Das jetzt kleinere Brötchen gebacken werden ist auch klar.
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Sehr verwunderlich sind die hohen KTM Schulden in der Höhe von mindestens 1,8 Milliarden Euro!!!
Selbst wenn das KTM Personal 1 Jahr lang nicht gearbeitet hätte, hätten diese Zeit etwa 400 Mio. Euro Personalkosten verursacht.
So gesehen hat es meines Erachtens schon länger gekriselt!!!
... aber warum benötigt man jetzt Investoren wenn der Eigentümer sehr viel Geld in der Stiftung liegen hat???
Fragen Sie den "feinen" Herrn Pierer. Von dem Ungustl hört und liest man nichts mehr.
Vielleicht ist er gerade dabei, "sein" Vermögen zu sichern, in Stiftungen zu stecken, oder so... 😡 Oder?
Ehrlich, 0 Ahnung, 100% Meinung
Wohin sind die 1,3 Milliarden geflossen?
Der bzw die, die den Karren an die Wand fuhren, sollten auch für die Schulden haften.
Es geht viel zu einfach, dass diese sich abputzen und die Gläubiger auf dem Schuldenberg sitzen bleiben und sich ihre Forderungen in weiß was können.
Für den Rest, Löhne und Gehälter brennt der Kleine, braf seine Steuer zahlende.
Es ist immer wieder von Managementfehlern die Rede. Ist der Plan aus dem Ruder gelaufen oder war die Entwicklung in den letzten 1-2 Jahren planmäßig? War das Lager im Sommer noch superleer oder nicht?
Wird weitergeführt...
Bleibt die Frage:
In welcher Form und wie lange?
Das soll ein neuer übernehmen! Dass die Produktion gedrosselt werden muss, weiß jeder! Die Leute haben kein Geld mehr zum kaufen!
die Neuen werden keine Europäer sein.
mit allen Folgen.
"Vogl betonte, dass die Löhne und Gehälter für Dezember bezahlt werden können. "
Und warum ist das nicht schon am 13.12. oder vorher passiert, wie vorher angekündigt?
Dass es Pierer nicht einmal der Mühe wert gefunden hat der heutigen Sitzung beizuwohnen, ist ein Armutszeugnis.
Schrecklich!
wahrscheinlich hat er Angst vorm nassen Fetzen dieser Kotzbrocken.
Die Gerichte sind nur stark beim kleinen Mann.
Ried is too small for Mr. Pierer
Fortgeführt, das bedeutet hoffentlich nicht ins Ausland fort geführt.
das entscheiden die neuen Mehrheitseigentümer.
dass künftig ein größerer Teil der Produktion ins Ausland verlagert wird halte ich für sicher
120.000 Fahrzeuge, die Euro 5+ nicht erfüllen.
Seit 2014 gibt es das Gesetz mit der Einführung ab 2024 (mit Ausnahme ab 2025), das war wohl zu kurzfristig ;-)
EURO 5+ hat nur minimale Unterschiede bei der Software für ODBC und Abgasmessung.
Und die Lärmemission wird anders gemessen, ansonsten ist es gleich wie EURO 5.
Gehäßige Kommentare auch die SPÖ-ÖGB-Akademie (siehe weiter unten) schreiben, aber nicht einmal den Unterschied zwischen ODBC und OBD kennen.
ODBC: Open Database Connectivity (ODBC) ist eine standardisierte Datenbankschnittstelle, die SQL als Datenbanksprache verwendet.
OBD: On-Board-Diagnose (OBD) ist ein System zur Überwachung und Fehlersuche von abgasrelevanten und anderen Systemen in Fahrzeugen.
OBD ist klar, es war die automatische Rechtschreibkontrolle/AutoComplete-Funktion, Sie Hirni.
Bleiben Sie besser bei der Sache, aber Sie wollen ständig nur stänkern und stören.
Denn das lernt man sehr wohl auf der ÖGB-SPÖ-Akademie.
Aber auch gute Manieren, die Ihnen absolut fehlen, lernt man auf der ÖGB-SPÖ-Akademie.
Konkret handelt es sich um eine zweite Lambdasonden nach dem Katalysator, damit ein defekter Katalysator vom Diagnosesystem erkannt wird. Als würde eine regelmäßige Überprüfung in der Werkstätte nicht ausreichen. Strengere Abgas- und Geräuschvorschriften gelten mit EURO 5+ aber nicht.
Und für EURO 6 für 2028 ist noch nichts fix.
Der Bericht des Insolvenzverwalters zu schweren Managementfehlern beweist erneut eine alte Erfahrung. Wie so oft bleibt vom Wunder nur der Wuzzi zurück. Und: selbsternannte Ratgeber aus der Industrie für die Politik erweisen sich fast stets als nutzlos, dafür umso lauter.
Bei diesem massiven Marktrückgang wäre auch bei Zurückfahren der Produktion und größerem Abbau von Mitarbeitern eine Insolvenz wahrscheinlich gewesen.
Eine Frage an die vielen Experten hier: was hätte man besser/anders machen müssen/sollen?
Und wieso führt man den Betrieb dann fort, wenn keine Chance auf Absatz der Produkte überhaupt besteht ?
Man hätte viel früher reagieren müssen, und die Schulden nicht auf 3.000 Millionen EUR ansteigen lassen dürfen.
Kann eigentlcih nur 30 Jahre Haft für die Verantwortlichen bedeuten.
"wenn keine Chance auf Absatz der Produkte überhaupt besteht"
Wer behauptet, dass es zukünftig keinen Absatz mehr gibt?
Der Markt ist massiv eingebrochen, teilweise hat man sich mit Rabattaktionen darüber gerettet, und dennoch dauert diese Wirtschaftskrise noch etwas länger. Da haben sich einige verschätzt und glaubten, durch diese Krise durchtauchen zu können. Geht nicht, weil die Krise deutlich größer und länger ist, als es uns die Experten noch im Frühjahr zu erklären versuchten.
Preiwerte und vor allem schönere Mottoräder herstellen - die sehen doch alle gleich hässlich aus.
Den Fahrradsektor auch in Fahrradgeschäfte anbieten (obwohl auch viel zu teuer).
Vor allem nicht so großkotzig Sprüch klopfen.
Mir tun die Leute, die den Arbeitsplatz verlieren Leid - die können am Wenigsten dafür.
Da stimme ich zu: Geld in der Fahrradsparte zu versenken, war sicher ein großer Fehler.
Man kann und muss nicht überall dabei sein.
Auf gut Deutsch: die Kreditoren - darunter natürlich ÖKG und Finanzamt - müssen ihre Forderungen abschreiben. Und danach wird frisch und fröhlich weitergemacht wie bisher. Nur mit dem Unterschied, dass noch viel weniger Personal in Österreich beschäftigt wird, dafür weit mehr in Asien.
Danke Herr Pierer.
Besser wäre natürlich gewesen, schon vor 10 Monaten 500 weitere Mitarbeiter zu entlassen und die Produktion herunter zu fahren.
Ob da die Gesundheitskassa, Finanzamt und AMS tatsächlich besser ausgestiegen wären?
Ganz egal, Gesundheitskassa, Finanzamt und AMS schauen sowieso durch die Finger.
Aber eine Auszahlung der Dividende wäre nicht mehr möglich gewesen - das ist der einzige Grund für die Verschleppung der Insolvenz.
Blödsinn, die Dividende für 2023 wurde bereits Ende April ausbezahlt.
Da konnte noch alles bezahlt werden, sogar eine volle Produktion (Einkauf!) bis September.
Und seit September sind 3 Milliarden EUR Schulden zusammengekommen ?
Für wie blöd halten Sie die Leser ?
Blöd ist, wer den Unterschied zwischen Schulden, Überschuldung und Liquidität nicht versteht. So etwas lernt man auf der SPÖ-ÖGB-Akademie nach KONSUM und BAWAG immer noch nicht?
Der Unterschied ist im Endeffekt auch völlig belanglos und dient nur der Verschleierung.
Kann man auch als reine Finanzkosmetik bezeichnen.
KONSUM und BAWAG waren und sind im Vergleich zu den ÖVP nahen Pleiten absolut vernachläßigbar.
KTM und SIGNA allein mit mehr als 8 Milliarden EUR Schulden.