Eine neue Niere aus dem 3D-Drucker?
In Linz diskutieren 400 Experten die Zukunft der Transplantations-Medizin
Eine Niere aus dem 3D-Drucker, ein Herz, das außerhalb des Körpers künstlich am Leben gehalten wird? Eine Insulinpumpe statt einer Bauchspeicheldrüse oder Organe, die aus menschlichen Stammzellen in Schweinen gezüchtet werden? Was künftig alles möglich sein könnte, diskutieren derzeit 400 europäische Experten bei einem Tag der Österreichischen Gesellschaft für Transplantation, Transfusion und Genetik in Linz.
Austauschen, was kaputt ist
Die Grundidee der Transplantationsmedizin lautet seit Jahrzehnten: Austauschen, was nicht mehr funktioniert. Das wird in Österreich mit großem Erfolg gemacht. Beim Versagen von Organen ist die Transplantation mittlerweile fixer Bestandteil der Behandlung. Allein in Oberösterreich wurden im Ordensklinikum Elisabethinen in Linz im Vorjahr 68 Nieren transplantiert.
Obwohl es bei uns im internationalen Vergleich viele Spender-Organe gibt, versterben nach wie vor Menschen, die auf der Warteliste stehen. Neben der Organspende Verstorbener ist vor allem die Lebendspende (meist von Verwandten oder Freunden) eine realistische Strategie, um mehr Organe transplantieren zu können. Denn immerhin warten in Österreich derzeit rund 1000 Menschen auf eine Niere, auf ein Herz, eine Leber oder auf eine neue, gesunde Lunge.
"Bei unserer Tagung diskutieren wir vor allem Alternativen, mit dem Ziel künftig mehr Organe mit guter Qualität zur Verfügung zu haben“, sagt Primar Daniel Cejka, Kongresspräsident und Leiter der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin. Ethische Fragen tauchen auf, wenn Tierorgane mit einer Genschere derart verändert werden, dass sie in Menschen eingesetzt werden können. Ebenso, wenn Zellen des Patienten Tieren eingepflanzt werden, damit dort für ihn ein Ersatzorgan zur Transplantation wächst. Marcus Sämann, Wiener Facharzt für Nieren und Diabetes, berichtet über eine künstliche Bauchspeicheldrüse für Diabetiker als Alternative zu einer Transplantation. Derartige Geräte überprüfen regelmäßig den Zucker und geben über eine Pumpe das Insulin an den Körper ab. Ein Minicomputer errechnet die richtige Dosis. Mittlerweile gibt es dafür bereits Smartphone-Apps.
Noch ist eine Heilung von Diabetes nicht möglich. Durch die neuen Möglichkeiten lassen sich die Komplikationen aber verringern“, sagt Marcus Sämann, der selbst an Diabetes 1 leidet. (bar)