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"Der Betrachter soll das Gefühl haben, selbst dort zu stehen"

Von Hannah Winkelbauer, 15. März 2018, 00:04 Uhr
Alfred Seiland: "Der Betrachter soll das Gefühl haben, selbst dort zu stehen"
Aus der Serie "Imperium Romanum": Tadmor, Palmyra, Syrien, 2011 Bild: Alfred Seiland

Der österreichische Fotograf Alfred Seiland dokumentiert Spuren der römischen Antike

Die Linzer Landesgalerie zeigt Alfred Seilands Werkserie "Imperium Romanum" erstmals umfassend in Österreich. Im OÖN-Interview spricht der 1952 im Lungau geborene Fotograf unter anderem darüber, wieso er künstlerisch interessante Fotos von geschichtsträchtigen Orten macht, und über die Vorteile der analogen Fotografie gegenüber der digitalen.

 

Was war der Anlass für Ihr Projekt "Imperium Romanum"?

Ich wurde vom New York Times Magazine gefragt, ob ich die Dreharbeiten der Fernsehserie "Rome" in den Cinecittà-Filmstudios dokumentieren möchte. Ich bin dann nach Rom gereist, und mich hat überrascht, dass die Kulissen extrem gut gebaut waren. Man musste auf die Polyesterteile klopfen, um zu sehen, dass es kein Marmor war. Es wurde sogar in Cinecittà original römisches Pflaster verlegt, es gab eine eigene historische Kommission, alles war möglichst originalgetreu gehalten. Ich hab dann quasi einen Freibrief gekriegt, mich haben die Kulissen viel mehr als die Produktion an sich interessiert. Ich kannte zwar etliche Bilder von anderen Fotografen, die dieses Thema (das alte Rom, Anm.) angerissen haben, aber nie etwas Umfangreiches gemacht haben. Die meisten bekannten Monumente sind ja millionenfach fotografiert. Das war der Ausgangspunkt für meine Überlegungen.

Ihre Bilder dokumentieren antike Stätten, haben aber weit mehr als nur dokumentarischen Charakter.

Ich habe von Anfang an ein wichtiges Kriterium festgelegt: Wenn ich es nicht schaffe, von einem bekannten Monument ein künstlerisch interessantes Bild zu machen, dann kommt dieses nicht in meiner Arbeit vor. Der dokumentarische Charakter darf nie stärker werden als der künstlerische.

Wie haben Sie Ihre Motive ausgewählt?

Ich habe zwar einen Grundansatz, was für mich interessant ist, aber ich kann erst vor Ort entscheiden, ob es für ein Bild ausreicht. Ich bin schon an viele Orte gereist, an denen ich dann kein Bild gemacht habe. Umgekehrt habe ich aber auch, wenn es um geschichts-trächtige Landschaften geht, oft viel mehr Möglichkeiten, zu Bildern zu kommen, die mich interessieren, als wenn es um ein Monument geht. Für mich kann ein Stein, der in der Landschaft liegt, viel interessanter sein als ein Monument.

In manchen Ihrer Motive ergeben sich skurrile Konfrontationen von Antike und Gegenwart. Wie wichtig ist Ihnen der Humor in Ihren Arbeiten?

Egal, welche Aspekte das sind, humorvolle oder tragische – ich versuche meine Bilder so anzureichern, dass sie komplexer werden, dass man vieles nicht auf den ersten Blick erkennt, aber dann durch Kleinigkeiten aufschreckt. Für mich ist es eine Herausforderung, Bilder zu machen, bei denen man genau hinschauen muss. Die Arbeit muss ja für mich selber auch spannend sein, einfache Bilder befriedigen mich ja auch nicht.

Die Farben Ihrer Motive wirken sehr "malerisch". Bearbeiten Sie die Fotos, um diese Ergebnisse zu erzielen?

Ich arbeite immer analog im Großbildformat. Erst jetzt wurden viele der älteren Bilder digitalisiert, um gute Druckvorlagen zu haben. Ich habe mich für einen Mittelweg entschieden, dass ich nach wie vor alles analog fotografiere, dann das Negativ scanne, um eine digitale Grundlage zu haben, und dann die Bilder so bearbeite, dass sie so werden, wie ich sie vor Ort gesehen habe. Dadurch, dass ich diese Bilddateien von Anfang an kontrolliere, gebe ich das Foto so frei, wie ich es mir vorstelle.

Was kann die analoge Fotografie gegenüber der digitalen?

In meinem Bild muss alles scharf sein, vom nächsten bis zum entferntesten Punkt. Der Betrachter soll das Gefühl haben, selbst dort zu stehen, und sich in die Situation hineinversetzen können. Diese technische Festlegung bringt mit sich, dass die meisten Bilder mit mehr als einer Sekunde belichtet sind, da hat die analoge Fotografie nach wie vor große Vorteile.

Sie haben in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika fotografiert. Was war der entlegenste oder am schwersten zugängliche Ort, den Sie fotografiert haben?

Da gibt es viele Sachen, die man aber nicht miteinander vergleichen kann. Nachdem sich unsere Welt ja so schnell verändert und man nie weiß, was morgen noch möglich ist, war es für mich ein großes Glück, dass ich in Syrien fotografiert habe. Syrien ist ja für das Römische Reich sehr wichtig, Palmyra war besonders interessant. Ich war genau dann dort, als der Krieg begonnen hat. Ich konnte all diese Monumente in Palmyra und Damaskus fotografieren, als sie noch intakt waren.

Wie viele Bilder der Serie gibt es inzwischen?

Ich habe mit Sicherheit 300 bis 400 Bilder, aber ich möchte noch etwas mehr Vielfalt haben.

Arbeiten Sie daran weiter?

Eigentlich wollte ich 2013 abschließen, mit einem Katalog. Aber zu dem Zeitpunkt habe ich schon erkannt, dass das absolut unsinnig ist. Ich habe noch einige Länder und Orte, mit denen ich mich weiter befassen möchte. Es fehlen noch der Irak, die Krim, die Ukraine, Aserbaidschan, Libyen, Jemen und Saudi-Arabien. Als Deadline habe ich mir von jetzt an zwei Jahre gesetzt. Irgendwann muss auch einmal Schluss sein.

 

Zur Person

Alfred Seiland wurde 1952 in St. Michael in der Obersteiermark geboren. Ende der 60er begann er sich autodidaktisch mit der Fotografie zu beschäftigen. Heute gilt Seiland als international bekanntester österreichischer Fotograf. So inszenierte der auf den Spuren der amerikanischen „New Color Photography“ Wandelnde eine Kampagne der FAZ mit berühmten Persönlichkeiten. Der Professor für Fotografie in Stuttgart lebt in Leoben.

 

Bild-Geschichte

Ein ehemaliges Aquädukt, das als Tankstelle dient. Badende im Bikini in den Überresten von Neros Villa. Riminis Strand bei Nacht. Was vom mächtigen Imperium Romanum übrig blieb, zeigt der österreichische Fotograf Alfred Seiland bis 26. August in seiner gleichnamigen Ausstellung in der Landesgalerie Linz. Im April wird die Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“ eröffnet. Als „Vorbote“, wie Landesgalerie-Leiterin Gabriele Spindler sagt, lädt Seilands Kunst zur Auseinandersetzung ein.

Angefangen hat er seine Serie im Jahr 2006, als er in den Kulissen der TV-Reihe „Rome“ das nachgebaute Rom fotografierte, es folgten Reisen in 37 Länder. Stundenlang sucht Seiland den richtigen Ausschnitt, wartet auf den richtigen Moment. Auch der Betrachter entdeckt mehr, wenn er sich Zeit nimmt und Seilands Werke auf sich wirken lässt.

Tipp: Kindereröffnung am 25. März zwischen 14 und 16 Uhr

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5  Kommentare
5  Kommentare
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( Kommentare)
am 15.03.2018 08:42

Wirklich eine schöne Spannung zwischen Antike und den Sendeanlagen links im Bild - und den Touristen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.03.2018 09:18

Die Sendeanlage links habe ich doch prompt übersehen. Mein Auge hat sich auf die Pyramide in der Mitte fixiert mit dem schiefen Opferaltar oben drauf.

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Harbachoed-Kater (4.932 Kommentare)
am 15.03.2018 09:42

Die Sendeanlage gehört weg. (Sag ich im ersten Ansatz; kann mir im zweiten nicht vorstellen, dass der Fotograf nicht sieht)

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.03.2018 12:52

Das ist eine Photographie, kein Gemälde. Der Sendemastend zeigt (besser als die Jeans,) aus welcher Epöche das Photo ist. Er sieht weniger montiert aus als die Personen im Vordergrund.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 15.03.2018 13:07

[i|Der Sendemastend zeigt (besser als die Jeans,) aus welcher Epöche das Photo ist. [/i]
exakt,tschego, das wollte ich jetzt nachholen: es ist ein Leichtes, den Mast wegzuretuschieren; tat er nicht, ist ein künstlerisches Foto - Hauptaugenmerk auf einer Aussage.

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