Eine Posse nach Nestroy, nicht nach Spira
OÖN-Probenbesuch beim Sommertheater "Liebesgeschichten und Heiratssachen" in der Kulturfabrik Helfenberg.
Wer eigene Erfahrungen bloß vom Schicksal anderer im Fernsehen abschaut, dem mag es neu sein, dass Elizabeth T. Spiras Kuppelshow "Liebesgeschichten und Heiratssachen" ihren Namen einem Bühnenstück verdankt. Johann Nestroy hat die Posse dieses Titels 1843 herausgebracht, die Uraufführung fand im Theater an der Wien statt. Das Theater in der Kulturfabrik Helfenberg bringt das Stück nun am 25. Juli in der Inszenierung von John F. Kutil heraus.
Damit er den Premierentermin halten kann, bot Kutil in der Vorbereitung einen mobilen Regieservice an. "Einige unserer Schauspieler hatten noch Engagements in Wien. Anstatt für alle Zugtickets zu kaufen, war es preiswerter, dass nur ich nach Wien fahre und beim Proben die Rollen der anderen lese", sagt Kutil beim Probenbesuch der OÖNachrichten im oberen Mühlviertel. Wie in den vergangenen Jahren ist die Bühne (Roland Ploner) in die U-Form der Publikumsplätze eingepasst.
Vom Mondscheiner zum Nebel
Stefan Lasko, der einst als Gitarrist der Band "Mondscheiner" neben Manuel Rubey in Erscheinung trat, ist so einer, derentwegen Kutil zum Wien-Pendler wurde. Um den Leuten die Gelegenheit zu nehmen, seinen Namen Laczkovics falsch zu schreiben, hat ihn der Schauspieler und Musiker zu Lasko gestutzt. Der 40-Jährige ist als verschuldeter Spitzbube Nebel zu sehen, der auf die Schwägerin (Brigitta Waschnig) des zu Reichtum gekommenen Fleischselchers Florian Fett (Andreas Baumgartner) steht. Der wie Lasko vom Linzer Theater Phönix bekannte Werner Landsgesell verhandelt als Wirt mit Kutil , wo er die Flasche nach dem Dialog mit Nebel abstellen soll. "Foits zåmm", sagt Kutil.
David Fuchs (er spielt den mittellosen Anton Bucher, der Fetts Tochter Fanny heiraten will) stemmt Lasko in die Luft und trägt ihn über die Treppe in den Besucherraum – da geht Kutil – "Stoooop!" – dazwischen. Der Regisseur starrt die Wand an, als würde in der alten Färberei der ehemaligen Textilfabrik nach einer besseren Lösung suchen. Nach Minuten ruft er: "Naaa, passt eh!"
Auftritte und Abgänge werden geübt, Hindernisse aus dem Weg geräumt. "Und denkt daran, da sitzen Leute", sagt Kutil.
Bei Vollauslastung werden es rund 4000 (14 Vorstellungen) sein. Knapp 3000 Karten sind weg. "Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?", hat Nestroy gefragt. Auch in Helfenberg steht und fällt das Theater mit den Ticketeinnahmen. Die Mühlviertler haben Glück: An keinem der Helfenberger Vorstellungstermine läuft Elizabeth T. Spiras Reihe im Fernsehen.
Theater in Helfenberg
„Liebesgeschichten und Heiratssachen“, von Johann Nestroy, Regie: John F. Kutil. Es spielen: Andreas Baumgartner, David Fuchs, Alexander Knaipp, Stefan Lasko, Werner Landsgesell, Sofie Pint, Sabrina Rupp, Manfred Stella, Brigitta Waschnig u.a. Bühne: Roland Ploner, Kostüm: Richard Stockinger. Premiere: 25. Juli, Termine: 27.-29. Juli, 1.-5., 8.-12. August, Karten: theaterinderkulturfabrik.at, 0680/3359236.
Wieder gehts um die Schauspieler.