Genialer Gesang nebst Störgeräuschen
Weltstar Jonas Kaufmann brillierte mit seinem Liederabend im Brucknerhaus.
Es ist eigenartig, wie sich ein Publikum selbst die Stimmung eines genial erdachten Liederabends zerstören kann. Stellenweise konnte man am Mittwoch im Brucknerhaus die Texte, die Weltstar Jonas Kaufmann mit zauberhaftem Gesang zu transportieren versuchte, vor lauter Husten nicht verstehen. Was ist nun schöner? Die Musik, oder das künstliche Hüsteln zwischen den Liedern, das lautstarke Schnäuzen, das schier endlose Zuckerlpapierauswickeln bis hin zum ungustiösen, rachenbefreienden Räuspern. Wer glaubt, dass Künstler das auf der Bühne nicht mitbekommen, irrt.
Stimmliches Traumwandeln
Man könnte einwenden, dass Jonas Kaufmann nicht auf ein massentaugliches Publikum Rücksicht genommen und kein Gute- Laune-Programm und italienische Schmachtfetzen zum Besten gegeben hat, sondern dass er ein höchst intelligent zusammengestelltes, fein und gefühlsbetont gegenübergestelltes und subtil von der überwiegend zarten Klanglichkeit durchwirktes Liedrecital geboten hat.
Eines, bei dem er höchste Konzentration walten ließ und stimmlich vielfach im gerade noch machbaren Pianissimo traumwandelte und mit absolut beherrschtem Einsatz seines Materials zart gebaute Phrasen ersann. Man mochte meinen, ins Nirvana des Liedgesangs einzutauchen und wurde von der prustenden Realität jäh herausgerissen.
So überirdisch jenseitig erlebt man Mahlers "Ich bin der Welt abhanden gekommen" nur selten. Nicht oft lösen sich die letzten Akkorde derartig im klanglichen Nichts auf, wie es der Großmeister der Liedbegleitung, Helmut Deutsch, zelebrierte.
Der Dank – kollektive Befreiung der offensichtlich dauerbelegten Atemwege. Da möchte man sich mit Kopfhörern verkriechen und im stillen Kämmerlein der Musik andächtig lauschen. Wäre da nicht Jonas Kaufmann, der nicht nur Mahlers Rückertlieder, Richard Strauss’ "Vier letzte Lieder" und Hugo Wolfs "Liederstrauß" nach Heinrich Heine, sondern auch eine geschickt zusammengestellte Auswahl an Liedern von Franz Liszt auf unnachahmliche Weise interpretierte, den Text so deutlich artikulierte, dass man das Programmheft geschlossen in die Tasche stecken konnte und der mit seiner Aura emotional bewegte und berührte. Das kann eine Sounddatei sicher nicht.
Nach Strauss’ "Im Abendrot" hat man dann doch begriffen, dass an diesem Abend Außergewöhnliches geboten wurde und hat dem Klangfarbenzauber versprühenden und immer akkurat auf den Sänger reagierenden Helmut Deutsch und der großartigen stimmlichen Disziplin und endlos versprühenden Leidenschaft Jonas Kaufmanns lautstark jubelnd Rosen gestreut.
Fazit: Ein fulminanter Liederabend der leisen Töne und eines nicht alltäglichen Programms, das von zwei Meistern ihres Faches auf faszinierende Art und Weise interpretiert wurde.
Brucknerhaus: Liederabend mit Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch im Rahmen des Brucknerfests, 26.9.
Video: Zur Halbzeit des Brucknerfests hat ein Weltstar in Linz gastiert. Der in München geborene Startenor Jonas Kaufmann begeisterte das internationale Publikum mit einem anspruchsvollen Liederabend.
Es mag an der Akustik des Brucknerhauses liegen, dass man an unterschiedlichen Stellen des Hauses die Darbietung unterschiedlich wahrnimmt. Ich saß in Reihe 2 der Gallerie etwas rechts von der Mitte und hab in mich "reingenuschelt "Kann der mal etwas leiser spielen". Vielleicht würde es ja schon reichen, wenn im Großen Saal Sänger und Pianist einen größeren Abstand haben, was für einen Liederabend zwar ungewöhnlich ist, aber evtl. helfen könnte.
Amüsiert haben mich die "Kunstabhuster". Mir kam es so vor, als würde einer anfangen und der Rest machte dann mit, um zu zeigen, hört her, wir haben extra bis zur Pause gewartet. Letztendlich war's ziemlich störend.
Also ich saß bei diesem Konzert in Reihe 2 und musste mich anstrengen, die wunderbare Stimme von JK zu hören. Das Klavier war teils lauter. Ich fragte mich die ganze Zeit, warum hier nicht Mikrofone eingesetzt wurden, damit die herrliche Stimme von JK besser zur Geltung kam. Das Brucknerhaus ist halt keine kleine Lokalität, wo man einen Liederabend OHNE technische Unterstützung durchführen kann.
Über diese Wortmeldung war ich sehr erstaunt. Ich saß in der 4. Reihe ziemlich rechts außen und habe jeden auch noch so pianissimo gesungenen Ton gehört - einfach wunderbar.
Technik gehört m.E. absolut nicht zu einem Liederabend. Schließlich kann Jonas Kaufmann auch in der riesigen Met ohne Technik die Zuhörer und Fans erreichen.
Das Konzert war bis auf die schrecklich rücksichtslosen Huster etc. ein absoluter Genuss!!
Ich gebe zu bedenken, dass jetzt schon grippale Infekte grassieren ... wobei ich es auch nicht sonderlich mag, wenn irgendwelche Leute ihre Bazillen mit anderen teilen! Wer krank ist, sollte daheim bleiben und andere nicht anstecken.