Mark Knopfler, das Gegenteil eines Gitarren-Machos
Der 65-jährige Ex-Dire-Straits-Chef kam bei seinem Gastspiel auf Burg Clam vor rund 5000 Zuhörern ganz ohne showtechnische Kinkerlitzchen aus.
Ein Mann in einem grellen Union-Jack-Anzug betritt die Bühne und plärrt ins Mikrophon: "Ladiiies and Gentlemen, please welcoooome Maaaark Knopfler!". An showtechnischen Kinkerlitzchen war’s das dann aber auch schon wieder. Keine teuren Effekte, keine ausladenden Gesten, wenige Worte. Mark Knopfler ist ein stiller Filigran-Techniker, kein expressiver Gitarren-Macho. Das stellte der 65-jährige Ex-Dire-Straits-Chef am Sonntagabend bei seinem Auftritt vor knapp 5000 Fans in Clam unter Beweis.
Die schrille Einheizer-Ansage nahm er mit einem Nicken zur Kenntnis, wortlos stöpselte er die Gitarre an, und los ging mit "Broken Bones" die zweistündige Reise durch sein Solo-Oeuvre, mit nur vereinzelten Abstechern ins Dire-Straits-Territorium. Kein Wunder, denn mit dem Sound seiner Ex-Band scheint Knopfler nicht mehr wirklich viel Freude zu haben.
Auf seinen Solo-Werken hat der Virtuose den Fokus stark in Richtung Country, Folk und Americana verschoben. Für seinen Clam-Auftritt brachte Knopfler einen Geiger und einen Quetsch’n-Spieler mit, sogar Tin Whistle und Dudelsack kamen zum Einsatz. Profitierten intime Songs wie das countryeske "Corned Beef City", die bluesige Freibeuter-Nummer "Privateering" oder das nostalgische "Laughs and Jokes and Drinks and Smokes" von dieser Neuausrichtung, so wurde bei weniger zwingenden Liedern ("Skydiver", "Marbletown" oder "Postcards from Paraguay") die schmale Grenze von unprätentiös zu langweilig überschritten.
Ewig gültige Hadern
Fein dafür die ewig gültigen Dire-Straits-Hadern "Romeo and Juliet", "Telegraph Road" und die Zugabe "So Far Away", nur das lieblos heruntergenudelte "Sultans of Swing" enttäuschte. Kurzum, ein unterhaltsames Konzert eines sympathisch zurückhaltenden Musikers, der sein hell scheinendes kreatives Licht aber gerne noch offensiver unter den Scheffel stellen darf.
Eröffnet wurde der Abend übrigens von Klaus Pruenster, der mit ausgedehnten, sphärischen Gitarren-Exkursionen beeindruckte, die wahrscheinlich aber in einer kleineren, intimeren Location noch besser zur Geltung gekommen wären.
Burg Clam: Mark Knopfler, Burg Clam, 12. Juli
OÖN Bewertung:
OÖN-Leser trafen Star
Zwei Mark-Knopfler-Fans aus Oberösterreich wird der Auftritt der Rock’n’Roll-Legende beim OÖNachrichten-Konzertsommer auf Burg Clam mit Sicherheit ewig in Erinnerung bleiben. Gertrude und Karl Kohlhofer aus Traun durften, begleitet von den OÖN, ihr Idol kurz vor dem Konzert persönlich treffen und dem 65-Jährigen die Hand schütteln.
Ein „Meet & Greet“, das tiefen Eindruck hinterließ: „Mark Knopfler kam so irrsinnig sympathisch rüber“, freute sich Frau Kohlhofer, die am Montag noch dazu ihren 60er feierte. „Das ist einfach der beste Geburtstag überhaupt!“ Ihr Mann ergänzte beeindruckt: „Er ist ein Star, der auf dem Boden geblieben ist. Toll!“
Die rote Spielzeug-Gitarre, auf die Mark Knopfler im Backstage-Bereich sein Autogramm setzte, wird übrigens einen Ehrenplatz im Kohlhoferschen Wohnzimmer bekommen. „Die geb’ ich nicht mehr her.“
Ehepaar Kohlhofer traf Knopfler
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Einer jener wenigen Künstler, zu dessen Konzerte viele Generationen kommen. Ich habe dort Kinder gesehen und Menschen, die den 70er sicher schon etwas überschritten haben. Ich selber (60) war mit meinen Töchtern dort (29 + 21) allesamt waren wir hingerissen. Mark Knopfler ist eine absolute Ausnahmeerscheinung, vollkommen geerdet geblieben, und dem sein Publikum alles bedeutet.
Nicht unerwähnt bleiben soll das unfassbare Ambiente der Burg Clam. Danke für diesen unvergesslichen Abend.