Eklat um Inserat der Kepler Society kostet Geschäftsführer den Job
LINZ. Absolventenklub der JKU inserierte mit Textzeile eines SS-Liedes, Rektor Lukas reagiert.
Die Kepler Society ist der Absolventenklub der Universität Linz (JKU). Er inserierte auch in der Werbebroschüre für den Linzer Burschenbundball zur Werbung von Mitgliedern; wie er das tat, ließ am Wochenende die Wogen hochgehen: zu lesen war eine Textzeile aus dem "Treuelied" der SS. Die JKU reagierte: Der Kepler-Society-Geschäftsführer steht vor der Ablöse, die Kepler Society soll generell neu organisiert werden.
"...So bleiben wir doch treu", ist in dem Werbesujet, bebildert mit biertrinkenden jungen Männern, zu lesen. Im SS-Lied heißt die erste Textzeile wörtlich: "Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu". Dazu steht im Inserat die Aufforderung: "Jetzt Farbe bekennen".
Thomas Diesenreiter, Geschäftsführer der Kulturplattform KUPF, machte darauf auf Facebook aufmerksam – ein Wirbel in den sozialen Medien über den Eklat der Kepler Society war die Folge.
Diesenreiter bestätigte auch, dass er am Samstag eine Anzeige bei der Oberstaatsanwaltschaft Linz wegen des Verdachts der Wiederbetätigung gegen die Kepler Society eingebracht hat. "Durch die Verwendung im Kontext mit einer rechtsextremen Veranstaltung" (gemeint ist der Burschenbundball, Anm.) könne es sich nicht um ein "Versehen" handeln, schrieb der Kulturmanager. "Das ist eine ziemliche Grenzüberschreitung", sagt er im Gespräch mit den OÖNachrichten. Text und Platzierung des Inserats ließen darauf schließen, dass man "eindeutig einen bestimmten Personenkreis" ansprechen wollte: "Das ist kein Zufall. Das ist ein klarer Code." Man wolle wohl "rechtsextreme Burschenschafter gewinnen", mutmaßt Diesenreiter.
Der Geschäftsführer der Kepler Society wollte am Sonntag nicht Stellung dazu beziehen. Am Montag werde es eine "ausführliche Stellungnahme" geben, sagte er auf Anfrage der OÖN. "Persönlich" habe er mit Rechtsextremismus aber "sicher nichts zu tun".
Noch am Sonntag reagiert hat die JKU. Das Rektorat war über die Vorgangsweise des Uni-Absolventenklubs nicht informiert. In einer "Distanzierung mit Nachdruck" kündigte Rektor Meinhard Lukas auch dienstrechtliche Konsequenzen an. "Das Inserat der Kepler Society in der Ballbroschüre des Burschenbundballs ist inakzeptabel und widerspricht diametral der Haltung der Johannes Kepler Universität", so Rektor Lukas.
"Dienstrechtliche Schritte"
"Unsere Universität steht seit ihrer Gründung für Offenheit und Pluralität. Eine antifaschistische Gesinnung ist Teil der DNA der JKU. Eine solche unmissverständliche Haltung erwarten wir auch von den Repräsentanten jener Organisationen, die so wie die Kepler Society der JKU nahestehen. Immerhin geht es um das Ansehen unserer Universität." Pracher ist an der JKU angestellt. Die Vizerektorin für Personal, Brigitte Hütter, wurde beauftragt, "auch die nötigen dienstrechtlichen Schritte zu setzen". Rechtsanwalt Wolfgang Moringer wurde zudem mit der rechtlichen Prüfung des Inserats beauftragt.
Zusätzlich erwartet Lukas eine außerordentliche Generalversammlung der Society. Diese sei zwar ein eigenständig geführter Verein. "Wir werden aber unseren Einfluss in Generalversammlung und Vorstand geltend machen, damit das Inserat Konsequenzen hat", sagt Lukas. Er habe daher Kepler-Society-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Stürmer ersucht, einen kommissarischen Geschäftsführer einzusetzen und den Neujahrsempfang der Kepler Society abzusagen. Stürmer soll den Verein offenbar auch neu ausrichten. Die Aussagen des Rektors seien mit ihm abgestimmt, sagt Stürmer.