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80 Jahre Erstbesteigung der Eiger-Nordwand: Die Lösung des letzten Problems

Von Gabriel Egger, 21. Juli 2018, 00:05 Uhr
Die Lösung des letzten Problems
Ist der Eiger erst einmal bezwungen, ist der Ausblick phänomenal. Bild: dpa

Wie ein böser Störenfried verdunkelte die Eiger-Nordwand das freundliche Tal von Grindelwald. Niemand kannte sie und wer sie kannte, fürchtete sie. Bis zum 24. Juli 1938.

Max Sedlmayer: erfroren. Anderl Hinterstoißer: tödlich abgestürzt. Bertl Gollackner: an Erschöpfung gestorben. Sie alle haben versucht, es zu lösen: das letzte Problem der Alpen. In den Dreißiger-Jahren waren alle großen Nordwände der Alpen bereits durchstiegen, neue Helden waren geboren, ihre Rückkehr aus der "Hölle" wurde frenetisch gefeiert. Nur ein Bollwerk galt damals noch als unbezwingbar: die Eiger-Nordwand im Berner Oberland. 1800 Meter hoch, mehr als vier Kilometer lang, große Gefahr durch Steinschlag, Lawinen und Wetterstürze.

Sie zu durchklettern war wegen der vielen Todesopfer zwischenzeitlich sogar verboten worden, der Volksmund nannte sie "Mordwand" und die Bevölkerung von Grindelwald wünschte sich, ihr dunkler Schatten möge sich nie wieder über ihr Dorf legen.

Der Eiger als "politischer Berg"

Trotz aller Warnungen, acht toten Bergsteigern und den großen objektiven Gefahren, standen im Juli 1938 wieder zwei Seilschaften am Fuß des Eigers.

Anderl Heckmair und Ludwig Vörg aus München waren dem tödlichen Ruf des Berges genauso gefolgt, wie Heinrich Harrer aus Kärnten und Fritz Kasparek aus Wien. Sehr wahrscheinlich auch wegen des Ruhmes, der ihnen versprochen wurde. Bereits 1936 instrumentalisierten die Nationalsozialisten den 3967 Meter hohen Eiger für ihre Zwecke. Bei den Olympischen Spielen versprach Adolf Hitler den Erstbesteigern der Nordwand eine Goldmedaille. Vörg und Heckmair konnten sich die teure, moderne Ausrüstung schließlich nur durch einen finanziellen Zuschuss der Nationalsozialisten leisten.

Die Lösung des letzten Problems
Die Eiger-Erstbesteiger nach ihrem Gipfelsieg (v.l.) Heinrich Harrer, Ludwig ‘Wiggerl’ Voerg, Andreas Heckmair and Fritz Kasparek Bild: EPA

Erfolg ohne Steigeisen

Sie waren es auch, die am 21. Juli 1938 als erste Seilschaft in die Wand einstiegen. Ein aufkommendes Unwetter zwang sie nur wenige Stunden später zur Umkehr. Harrer und Kasparek waren weitergeklettert, kamen aber nur schwer voran. Ihnen fehlte es an der richtigen Ausrüstung.

Fritz Kasparek hatte nur zehn- statt zwölfzackige Steigeisen, Heinrich Harrer besaß gar keine. In mühevoller Kleinstarbeit mussten die beiden Österreicher Stufen in das Eis schlagen, um voranzukommen. Davon profitierten Heckmair und Vörg, die am Morgen des 22. Juli erneut in die Wand eingestiegen waren und die Österreicher schnell überholen konnten. Wegen der schlechten Witterung, die mit zahlreichen Lawinenabgängen verbunden war, schlossen sich die beiden Seilschaften zusammen und vereinbarten, den Gipfel gemeinsam zu erreichen. Zwei weitere Biwaknächte mussten sie in der Wand verbringen, bevor sie am Sonntag, 24. Juli, endlich Gewissheit hatten: Die Nordwand des Eigers ist bezwingbar. Das letzte Problem der Alpen war gelöst. Den Vorwurf, die Wand für Hitler durchstiegen zu haben, bestritten die Erstbegeher bis zu ihrem Tod.

Eiger-Grenzgänge

  • 1961: Erste Winterbegehung durch Toni Hiebeler, Walter Almberger, Toni Kinshofer und Anderl Mannhardt
  • 1963: Der erste Alleingang durch Michael Darbellay
  • 1964: Erste Durchsteigung mit einer Frau, Daisy Voog
  • 1974: Erste Durchsteigung der Wand in knapp zehn Stunden durch Reinhold Messner und Peter Habeler
  • 1983: Thomas Bubendorfer und Reinhard Patscheider durchsteigen die Wand jeweils alleine im Sommer unter fünf Stunden.
  • 1992: Erste Alleinbegehung einer Frau im Winter durch Catherine Destivelle
  • 2003: Neuer Geschwindigkeitsrekord durch den Südtiroler Christoph Hainz, der im Alleingang in viereinhalb Stunden die Heckmair-Route bewältigte.

 

Interview mit Stephan Siegrist: Niemals Nordwandmüde

Stephan Siegrist stieg bereits 39 Mal durch die Eiger-Nordwand. Mit der Ausrüstung der Erstbegeher, auf eigenen Routen und im Rekordtempo. Satt ist er noch lange nicht.

Er ist eine Art Hausmeister der Eiger-Nordwand. Stephan Siegrist war gerade 20 Jahre alt geworden, als er sie in einem kalten Winter zum ersten Mal durchstieg. Der 45-jährige Extrembergsteiger tat es 38 weitere Male. Obwohl ihm Erstbegehungen auf allen sieben Kontinenten glückten, hat ihn der Eiger nie losgelassen.

OÖNachrichten: 39 erfolgreiche Begehungen. Es scheint, als würde Ihnen diese Wand gefallen.

Siegrist: Diese Wand hat unbegrenzte Möglichkeiten. Sie wechselt ständig ihr Gesicht. Einmal lässt sie sich verhältnismäßig leicht durchklettern, ein andermal, wenn alle Felsen von dünnem Eis überzogen sind, bist du schnell am Limit. Gerade vergangenen Mittwoch war ich wieder unterwegs. Zwar nur für ein Fotoshooting, aber dieses Gefühl, so nahe an der Zivilisation zu sein und doch so hoch über den Dingen zu stehen, ist immer wieder schön.

Bergführer Stephan Siegrist Bild: Visual Impact

Ihnen gelang eine Durchsteigung mit der Ausrüstung der Erstbesteiger. Wie schwer war das?

Ich hatte zuvor schon großen Respekt vor dieser Seilschaft. Aber danach ist er ins Unermessliche gestiegen. Die Bewegung mit dem Material von früher ist eine ganz andere. Mit den Schuhen konnte man nicht auf Reibung gehen, die Seile waren nur auf 30 Meter ausgelegt. Wir hatten bei unserer Nachstellung Kenntnisse über die Wand und einen vernünftigen Wetterbericht. All das hatten die Erstbegeher nicht.

Gibt es einen Abschnitt auf der Route der Erstbegeher, den Sie als besonders schwierig einstufen würden?

Man muss wissen, dass die Eiger-Nordwand klettertechnisch nicht außerordentlich anspruchsvoll ist. Die Route der Erstbegeher übersteigt nie den fünften Schwierigkeitsgrad. Es sind allein die Verhältnisse, die diese Wand so unberechenbar machen. Der Wasserfallkamin ist mit Sicherheit ein heikles Unterfangen. Wenn sich hier dünnglasiges Wassereis bildet, wird es schwierig.

Was war Ihr größtes Erlebnis am Eiger?

Ich verbinde so viele schöne Momente mit der Eiger-Nordwand. Aber das eindrucksvollste Erlebnis war mit Sicherheit der Basejump aus der Wand. Wir sind zuvor die „Magic Mushroom“-Route geklettert, die auf einen Schneepilz in den westlichen Teil der Eiger-Nordwand führt. Zum ersten Mal ohne technische Hilfsmittel. Danach ging es mehr als 1000 Meter in die Tiefe.

Lange Zeit wurde sie „Mordwand“ genannt. Berüchtigt ist sie immer noch. Zu Recht?

„Mordwand“ ist mit Sicherheit nicht mehr aktuell. Außerdem ist eine Rettung aus der Wand nun deutlich leichter möglich als früher. Unterschätzt wird sie zwar immer noch, ich sehe aber ein neues Problem. Wenn jemand in den sozialen Medien von guten Verhältnissen berichtet , stehen drei Tage später internationale Bergsteiger da und wollen rauf. Da sind dann oft zehn Seilschaften gleichzeitig unterwegs.

 

 

 

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