Burg Clam: "Das ist der schönste Platz der Erde"
KLAM. Wer einmal ein Konzert auf Burg Clam erlebt hat, singt ein Hohelied auf diesen Ort – Burgherr Carl Philip Clam-Martinic ließ die OÖN hinter die Kulissen der Festung blicken.
Auf Burg Clam spielt die Musik
Atemberaubend schön. Wer einmal auf Burg Clam gestanden ist und ins Land hinein geschaut hat, wird diesen Blick in die sanfte Hügellandschaft nie vergessen. "Wenn dann auch noch ein Rock-Star am Fuße der Burg auftritt und ich vom Balkon aus zusehen darf – ja, spätestens dann weiß ich wieder: Das ist der schönste Platz der Welt", sagt Burgherr Carl Philip Clam-Martinic.
Auf Burg Clam spielt aber nicht nur die Musik, weil seit Jahren Superstars aus aller Welt über das einzigartige Konzert-Umfeld Loblieder singen. So ist auch die Geschichte der 1148 errichteten Festung, die nie erobert wurde, beim Tritt auf jede Holzdiele und beim Blick auf jede Rüstung in den mehr als 100 Räumen zu spüren und zu greifen.
Bildergalerie: Zu Besuch auf der Burg Clam
Galerie ansehenDie Geschichte der Klingel
"Und doch muss man zwischen den Geschichten der Gegenwart und jenen meines Großvaters unterscheiden." Der habe in den 60er-Jahren noch als junger, verheirateter Mann mit 24 Angestellten begonnen. "Es war ein großer, hochherrschaftlicher Haushalt mit einem Klingelsystem, mit dem man aus den Gästezimmern die Angestellten herbeigerufen hat." Die Klingel gibt es noch heute. "Aber es kommt keiner mehr, wenn man läutet", sagt der Graf mit einem Augenzwinkern. Dieser aufwendige Lebensstil sei nicht mehr finanzierbar, die Burg ist in Privatbesitz und muss sich selber tragen: "Mein Leben hinter den Kulissen der alten Mauern ist also ein ganz normales. Und wenn Freunde kommen, kochen meine Frau Stephanie und ich." Zu tun gibt es genug, um die ehrwürdige Burg in ihrer exponierten Lage in Schuss zu halten. "Früher war es ein Kampf gegen die Belagerer, heute führe ich den Kampf gegen den Holzwurm, gegen den Schimmel und gegen den Verfall der Burg."
Clam-Martinic zeigt sich dabei als erfolgreicher Kämpfer. "Durch all unsere Geschäftsfelder, durch all die Übernachtungen, Veranstaltungen, die Touristen und die Forstwirtschaft kann sich die mittelalterliche Festung selber tragen. Das ist eine große Ausnahme und eine Besonderheit, weil wir, anders als andere vergleichbare große Häuser, keine Grundsockel-Förderungen bekommen. Nicht einen Cent, dabei ist unser Museum von überregionaler Bedeutung."
Clam-Martinic ist also bereit für künftige Herausforderungen: "Ich bin noch jung und habe viel vor", sagt der 43-Jährige, der schon vor 18 Jahren, kurz nach dem frühen Tod seines Vaters, die Aufgabe und Verantwortung über das Gut übernehmen durfte.
Mittlerweile haben Clam-Martinic und seine Frau Stephanie (eine gebürtige Französin) "drei wunderbare Kinder", Alix ist neun, Max Adam sechs Jahre und Fleur wird im September ein Jahr alt. Einer ihrer Lieblingsplätze bleibt für den Großteil der Menschen verborgen. Am Fuße des Bergfrieds, der auf einem Felsen hoch über der Burg steht, ist ein Trampolin aufgebaut. "Wer hier oben in die Höhe springt und die Arme ausbreitet, fühlt sich so frei wie ein Vogel." Auch, weil der Blick ins Land hinein nicht schöner sein könnte.
Aus der Familiengeschichte
Die Burg wurde in ihrer langen Geschichte kein einziges Mal erobert, Aufbauarbeiten müssen die Burgherren aber bis heute leisten.
Die Burg Clam verdient den Begriff Festung wie kaum eine andere. Im Jahr 1149 erstmals urkundlich erwähnt, konnte die Burg in ihrer langen Geschichte kein einziges Mal von Angreifern eingenommen werden. „Weil es hier eine Besonderheit gibt. Das vorletzte Tor und das letzte Tor stehen in einem rechten Winkel zueinander, deshalb kamen die Ritter nicht mit ihrem Rammbock durch“, erzählt Burgherr Carl Philip Clam-Martinic den OÖN. Wobei es nachweislich Belagerungen gegeben hat: „Die Hussiten scheiterten trotz monatelangem Kampf. Sie waren so wütend, dass sie beim Rückzug das ganze Dorf in Schutt und Asche legten.“
Ob der 43-Jährige, der im Ort entweder mit dem Vornamen Carl Philip oder mit „Herr Graf“ angesprochen wird, Vorbilder unter seinen Ahnen hat? „Natürlich gibt es die, wenn man von 23 Generationen weiß und 16 davon hier gelebt haben.“ Das größte Vorbild sei Johann Gottfried, der bis heute als „Restaurator familiae“ gilt, weil er nach dem 30-jährigen Krieg die Fast-Burgruine sehr aufwendig renovierte. „Ich fühle mich auch jener Generation zugehörig, die wieder Aufbauarbeit leistet.“ Wobei der Ahne damals sehr gut und reich geheiratet hatte: „Das hat ihm natürlich sehr geholfen“, sagt Carl Philip mit einem Augenzwinkern. Der Ehe entsprangen zwölf Kinder.
Eine uralte Truhe
In den 100 Zimmern, die meisten sind möbliert (es gibt auch Gästezimmer zum Mieten), entdeckt übrigens auch der Burgherr immer wieder Neues: „Ich habe kürzlich in einem Raum den Holzwurm bekämpft und dabei eine Kiste aufgemacht, in die ich eigentlich noch nie geschaut habe. Dabei entdeckte ich ganz tolle alte Fotos und Privatsachen von einem Onkel. Das ist spannend, wenn man plötzlich solche Zeugnisse aus der Welt der Vorfahren in Händen halten darf.“
Auch einen neuen Lieblings-Gegenstand hat Clam-Martinic: „Es ist eine gotische Truhe, der wahrscheinlich älteste Gegenstand in der ganzen Burg. Sie entstammt der Zeit um 1400, die Bretter waren ganz verzogen, auch einige Beschläge haben gefehlt. Sie ist gerade erst restauriert worden.“
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Gebe es den Adel nicht gebe es sehr viele Kulturgüter nicht. Aber der Neid ist ein Luder.
Da es zurecht keinen Adel mehr gibt in Österreich, wundert mich der Name der Reportage Serie sehr.
Nebenbei sollte man sich auch Gedanken machen, auf wessen Kosten der Adel reich geworden ist und dann auch überlegen, ob man wirklich stolz sein will auf diese Geschichte.
Was sollen diese Adelsfestspiele? Will die OÖN jetzt die neue Neue Post werden?
aber lieber auf diese Art arm und fleißig, als nur arm!
Wenn du jemanden arm machen willst, dann schenke ihm ein Schloss!
Wahre Worte...
und Adel verpflichtet - e guad oda?
Gedanken sind frei
das kann ich gut verstehen, zuhause ist es doch am schönsten und selbst wenn man nur ein wesentlich kleineres Naturstück zur Verfügung hat.
es gibt doch nichts schöneres, als in einem friedlichen Land mit einem Mindest Wohlstand zu Leben.
wo gibt es außerdem die Natur Klimaanlage im Sommer. kein Monsun oder keine extreme Hitze, sondern ein menschlich erträgliches Klima.
Und sollte es einmal zu nass herunterkommen, genügt im Sommer ein Ikea Zelt als Zufluchtsort zum träumen, lesen oder auch TV schauen.
Außerdem hat man bei uns kaum jemals den Eindruck, das die Drängerei zu viel wird und man keine Alternative hat in der Natur, wo man sich dann vorkommt wie ein Graf,
mit dem Vorteil heutiger Gesundheitsversorgung und mit im Grunde genommen fast perfekten gesunden frischen Lebensmitteln das ganze Jahr über.
wir leben im Paradies, und es kommt nicht auf die Größe an, sondern die Qualität.
und was man gewohnt, das ist einem meist persöhnlich. sowieso mehr wert.
Danke für diesen Bericht.
Ich ziehe den Hut vor dem Herrn "Grafen", so tolle Zeugnisse der Vergangenheit bewahren und erhalten bedeuten eine große Verantwortung.
Weiters ist Clam natürlich die schönste Konzertlocation der Welt, aber in erster Linie erfreue ich mich als Burgen-und Schlösserfreund an solchen Berichten.
@Redaktion: vielleicht auch mal einen Besuch in Waldenfels andenken, auch dort gibt es einiges zu entdecken.