Große Tiefe erschwert Bergung des Hubschraubers
INNSBRUCK. Die Rettungskräfte haben das Wrack des am Mittwoch im Tiroler Achensee abgestürzten Polizeihubschrauber geortet. Die Bergung ist für die Einsatzkräfte eine große Herausforderung.
"Es wurde mit dem Sonar in 104 Meter Tiefe ein Objekt lokalisiert", schilderte Innenministeriums-Sprecher Rudolf Gollia Donnerstagfrüh. Jetzt müsste mit Kameras abgeklärt werden, ob es sich dabei tatsächlich um den Helikopter handelt. Die zweimotorige Maschine vom Typ Eurocopter 135 war - wie berichtet- mit vier Personen an Bord in den Achensee gestürzt.
Seilwinde und Bergeballons im Einsatz
Die Bergung eines Wracks aus einer Tiefe von mehr als 100 Metern in einem Gebirgssee wie dem Tiroler Achensee stellt die Einsatzkräfte vor mehrere Schwierigkeiten. Zum einen kämpfen sie mit dem lediglich vier Grad kaltem Wasser, zum anderen ist die Tiefe auch aus tauchtechnischer Sicht eine große Herausforderung. Bei der Bergung des Wracks soll eine Kombination aus Seilwinde und - vermutlich zwei - Bergeballons zum Einsatz kommen, erklärte Wolfgang Falch von einer auf Extrembergungen spezialisierten Firma.
Da der zeitliche Rahmen in dieser Tiefe für die Taucher äußerst beschränkt ist, muss das Wrack, seine Umgebung und sein Zerstörungsgrad zunächst mit einer Kamera untersucht werden, erklärte Falch: „Erst dann kann eine Strategie für die Bergung erstellt werden.“ Zudem müsse das Risiko für die Taucher so gering wie möglich gehalten werden. In einer derartigen Tiefe herrscht laut dem Experten eine „extrem lebensfeindliche Umgebung“.
Der Experte rechnet damit, dass bei einem Objekt dieser Größenordnung zwei Ballons und eine Seilwinde notwendig sein werden. Ein solches Luftkissen habe ein Fassungsvermögen von in etwa 1.000 Litern. Bei diesem Einsatz würde ein Spezialmodell eingesetzt, das per Austauschventilen den Druck selbst regeln könne.
Taucher nur zehn Minuten in Tiefe
Die Ballons müssen von Tauchern befestigt und anschließend mit Pressluft befüllt werden. Mit der Seilwinde kann laut Falch ein kontrollierter Aufstieg durchgeführt werden. Die Arbeiten seien aber schwierig, da die Taucher in dieser Tiefe lediglich zehn Minuten zu Verfügung hätten und nach dem Aufstieg, der wegen der Gasbildung im Körper über zwei Stunden in Anspruch nimmt, zwölf Stunden pausieren müssen.
Bei dem Absturz am Mittwoch kurz nach 10 Uhr sind alle vier Insassen - drei Tiroler und ein Schweizer - ums Leben gekommen. Unmittelbar nach dem Unglück wurde der Leichnam eines 38 Jahre alten Flugbegleiter geborgen. Im Hubschrauber befanden sich darüber hinaus der 41-jährige Pilot aus Tirol, ein 53-jähriger einheimischer Grenzpolizist und ein 43 Jahre alter Polizist aus der Schweiz, der sich im Rahmen eines internationalen Austauschs in Innsbruck aufhielt.
Ob sich deren Leichen im Wrack befinden, müsse erst geklärt werden. Wie es zu dem Unglück mit dem relativ neuen Heikopter gekommen ist, sei weiter unklar.