Kritik an Seligsprechung von Johannes Paul II.
ROM. Organisationen von Missbrauchsopfern haben sich gegen die Seligsprechung von Johannes Paul II. ausgesprochen. Für Opfer, die " in der Amtszeit von Papst Johannes Paul II. missbraucht wurden, ist diese Seligsprechung Salz in ihre tiefen, noch immer frischen Wunden", erklärte Norbert Denef, Vorsitzender des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt (netzwerkB.org).
"Anstatt einen toten Papst seligzusprechen, sollte die Kirche den Opfern helfen", forderte Denef in der Wochenzeitung "Die Zeit". "Sexualisierte Gewalt ist tief in der Kultur und Praxis der katholischen Priester und Bischöfe verwurzelt, sogar noch tiefer verwurzelt, weil Johannes Paul II. jahrzehntelang Misshandlungen im Wesentlichen tolerierte", erklärte die Präsidentin und Gründerin der US-amerikanischen Organisation für Opfer von sexualisierter Gewalt und Missbrauch durch Priester (Snap), Barbara Blaine.
Ein Skandal um sexuellen Missbrauch durch Geistliche vor allem in Irland und Deutschland hatte im vergangenen Jahr die katholische Kirche erschüttert. Papst Benedikt XVI. reagierte mit einem Ruf nach Durchgreifen, Transparenz und vorbeugenden Strategien.
Sein Vorgänger Johannes Paul II. hatte erstmals im März 2000 im Petersdom die Sünden der "Söhne der Kirche" in zwei Jahrtausenden bereut und bedauert. 2002 hatte der polnische Pontifex angesichts sich häufender Nachrichten aus den USA über sexuellen Missbrauch in der Kirche angeordnet, dass solche Fälle stets und umgehend dem Vatikan gemeldet werden müssen. Der polnische Papst wird am kommenden Sonntag in Rom seliggesprochen.