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Ex-RLB Generaldirektor Ludwig Scharinger verstorben

Von Dietmar Mascher, 10. Jänner 2019, 13:41 Uhr
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Ludwig Scharinger Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Der einst mächtigste Manager Oberösterreichs ist tot. Ludwig Scharinger, 27 Jahre lang Vorstandschef der Raiffeisen Landesbank (RLB), verstarb heute um elf Uhr nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren.

Er war ein Manager, der keinen kalt ließ. Ludwig Scharinger polarisierte und bewegte Oberösterreich mehr als ein Vierteljahrhundert lang. Der gebürtige Mühlviertler aus Arnreit, der eigentlich den Hof seiner Eltern übernehmen sollte und nach einem Unfall maturierte und Sozialwirtschaft studierte, begann 1972 bei Raiffeisen zu arbeiten und machte dort Karriere.

Er prägte die Geschichte der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, die er von einem agrarisch ausgerichteten Institut zu einer Universalbank und einem wichtigen Spieler in der Wirtschaftspolitik machte. Als er in Pension ging, war die RLB die größte Bank des Landes und wesentlicher Aktionär etwa in der voestalpine, der Amag und der Energie AG sowie der Salinen AG. Bei der voestalpine war er wesentlich daran beteiligt, dass das Unternehmen selbstständig blieb und nicht an Magna verkauft wurde. Den Softwarepark Hagenberg gäbe es ohne ihn nicht. Auch die Therme Geinberg wäre möglicherweise nur ein Plan geblieben

Über Oberösterreich hinaus galt der unermüdliche Netzwerker (CV, Jäger, Musik) vielen „Ersatzlandeshauptmann“, der sein Amt nicht nur unternehmerisch, sondern durchaus auch politisch sah und dabei vor Parteigrenzen nicht zurückschreckte. Mit dem Linzer Bürgermeister Franz Dobusch (SP) und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (VP) verband ihn eine jahrzehntelange Freundschaft. Seine Neujahrsempfänge mit fast 3000 Besuchern waren legendär wie umstritten. Heute vor sieben Jahren hatte Scharinger zu seinem letzten Neujahrsempfang geladen. Wenige Woche später übergab er sein Amt an Heinrich Schaller

Nach einem Unfall bei einem Jagdausflug in Russland erholte sich Scharinger gesundheitlich nicht mehr vollständig. In den vergangenen Monaten verschlechterte sich sein Zustand dramatisch. Scharinger hinterlässt seine Frau Anneliese, vier Töchter und deren Familien. Ihnen gilt unser aufrichtiges Beileid.

OÖN-TV über das Ableben von Ludwig Scharinger:

Politik trauert

Der Tod von Ludwig Scharinger hat etliche Reaktionen aus der Politik - bis hinauf zu Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) - ausgelöst. Letzterer bedauerte, dass Österreich eine "umsichtige und prägende Persönlichkeit" verliere. Scharinger habe sich "Zeit seines Lebens dafür eingesetzt, dass sich sein Heimatbundesland Oberösterreich vor allem als Wirtschaftsstandort gut entwickelt", so Kurz in einer Aussendung. Als "innovativer, umsichtiger und bodenständiger Manager" habe er "stets die nachhaltige Entwicklung und die Sicherung des Wohlstandes in den Mittelpunkt gestellt", betonte der Kanzler.

Ähnlich äußerte sich auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), die den Banker als "große und sehr vielfältige Persönlichkeit, die sich unermüdlich für die Stärkung unseres Wirtschaftsstandortes eingesetzt hat" lobte. Scharinger habe den österreichischen Raiffeisensektor wesentlich geprägt, stellte die Wirtschaftsministerin fest.

Scharinger zähle "zu den Autoren der ökonomischen Erfolgsgeschichte unseres Landes", so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) in einer Aussendung. "Er gehörte zu jenen, die das Gesicht dieses Landes mitgestaltet haben, indem sie dem Neuen Tür und Tor geöffnet haben." Zudem habe er "Verantwortung für das Ganze übernommen", indem die RLB in der Wirtschaftskrise 2008 und 2009 viele Betriebe in Oberösterreich begleitet habe. Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) zeigte sich ebenfalls betroffen und lobte Scharinger als "einen der erfolgreichsten Manager in Oberösterreich" und begnadeten Netzwerker.

Betroffen zeigte sich auch die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). "Ludwig Scharinger beherrschte das Finanzwesen und die Wirtschaftspolitik wie nur Wenige und war in den ÖBB ein wichtiger Berater", so Bures, die Scharinger 2012 als damalige Infrastrukturministerin in den ÖBB-Aufsichtsrat holte.

Mit Scharinger verliere Oberösterreich "einen Mann, der unser Bundesland und seine Wirtschaft mehr als ein Vierteljahrhundert lang geprägt hat", würdigte SPÖ-Landesvorsitzende Landesrätin Birgit Gerstorfer den Verstorbenen. Der Bankmanager habe "auch keine Berührungsängste zu den politischen Parteien" gehabt, erinnerte sie an seine langjährige Freundschaft mit dem ehemaligen Linzer SPÖ-Bürgermeister Franz Dobusch.

Seitens der Stadt Linz hieß es, man verliere mit Scharinger "eine nicht nur in Kreisen der Wirtschaft hoch geachtete Persönlichkeit". Der Banker sei "als Brückenbauer und Netzwerker" auch an der Errichtung wichtiger infrastruktureller Einrichtungen wie dem Design-Center oder der Weiterentwicklung des Areals zwischen ORF-Gebäude und Südbahnhofmarkt beteiligt gewesen.

Auch FP-Landeschef Manfred Haimbuchner zeigte sich tief betroffen vom Ableben des langjährigen Managers. "Ludwig Scharinger war ein Mensch, der über Parteigrenzen hinweg für das Wohl seines Landes gearbeitet hat. Ich habe im Rahmen des Wohnbaus oft und gerne mit ihm zusammengearbeitet und werde ihn als einen hervorragenden Manager und begeisterten Oberösterreicher im Gedächtnis behalten", so Haimbuchner.

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FP) erklärte in einer Aussendung: "Ludwig Scharinger war uns immer ein offenes und aufrechtes Gegenüber. Ein Handschlag hatte bei ihm Gewicht und sein Wort und Versprechen Gültigkeit. Ich wünsche der Familie viel Kraft in diesen schweren Tagen, sein Andenken wird uns allen in steter Erinnerung verbleiben."

Auch ÖVP-Klubobmann August Wöginger würdigte den Banker namens des gesamten Parlamentsklubs der Österreichischen Volkspartei: "Ludwig Scharinger war Vorreiter in vielen Bereichen. Er hat nicht nur die Raiffeisenbank Oberösterreich geprägt, sondern den ganzen Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Unter der Führung von Ludwig Scharinger ist die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in kurzer Zeit zur einer starken Regionalbank Österreichs geworden."

Der stellvertretende SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder ist ebenfalls tief betroffen über das Ableben von Ludwig Scharinger. Dieser war "immer mehr als nur ein erfolgreicher Bankmanager, er hat die Entwicklung der ganzen Wirtschaft und Industrie im Blick gehabt". 

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