Amag- und Lenzing-Eigentümer: Die neue Liebe zwischen B&C und Tojner
Jetzt soll mit Unicredit eine wasserdichte Lösung der Eigentumsstruktur gefunden werden.
Aus Gegnern können im Geschäftsleben schnell Verbündete werden. Noch vor einigen Monaten stellten die italienische Bank-Austria-Mutter Unicredit und der österreichische Investor Michael Tojner die Eigentumsverhältnisse bei der B&C Industrieholding infrage. Die Rede war davon, dass Tojner über die Unicredit die Macht bei B&C und damit bei den Industriebetrieben Amag, Lenzing und Semperit übernehmen könnte.
Nach mehreren Monaten großer Aufregung, Klagsdrohungen und Unterschriftenlisten in den Betrieben gegen Tojner sind B&C und er plötzlich Verbündete. Schon vor einigen Wochen war, wie berichtet, eine Art Waffenstillstand zwischen Tojner und B&C vereinbart worden. In einer kurzen, nur wenig aussagekräftigen Aussendung wurde offiziell bekannt gegeben, dass B&C und Tojner ein "gemeinsames Vorgehen" vereinbart hätten, "um die Letztbegünstigtenrechte nach Österreich zu holen".
Letztere hatte Tojner als Vehikel betrachtet, um sein Industriereich zu vergrößern. Er wollte diese Rechte Unicredit abkaufen.
Warum nun dieser Sinneswandel erfolgte, darüber kann nur spekuliert werden. Denn offiziell gibt es kein Statement der beteiligten Personen. Einer, der nach eigenen Aussagen entgegen anderslautenden Gerüchten nie beteiligt war, ist KTM-Chef Stefan Pierer. "Ich habe diesem Konsortium nie angehört. Aber natürlich haben Herr Tojner und ich über die gemeinsame Firma Abatec Kontakt."
Pierer sagt, dass Tojner mit seinem Interesse grundsätzlich etwas bewirkt habe. So sei mit dem ehemaligen Berndorf-Chef Norbert Zimmermann ein erfahrener Industriemanager in den Vorstand der B&C-Privatstiftung eingezogen. Damit könnten in der B&C-Privatstiftung auch einige notwendige Änderungen vonstattengehen. Mehrfach war kritisiert worden, dass die Anwaltskanzlei von Stiftungsvorstand Wolfgang Hofer besonders gut von B&C-Aufträgen leben würde.
Dass sich Tojner nicht mehr auf Konfrontationskurs befindet, wird von Insidern unterschiedlich bewertet. Er habe mit seinen Problemen rund um die gemeinnützigen Baugesellschaften im Burgenland und einer Reihe offener Rechtsverfahrenen einen Imageschaden erlitten, den er nicht erwartet hatte, sagen die einen. Andere sagen, Tojner habe wieder einmal geschickt gepokert und werde von der B&C entsprechend für seinen Einsatz entschädigt werden.
Probleme im Stiftungsvertrag?
Tatsache ist, dass die B&C schon vor Jahren der Unicredit die Erstbegünstigtenrechte um 1,2 Milliarden Euro abgekauft hat. Jetzt geht es aber um die Letztbegünstigtenrechte, die normal nur schlagend werden, wenn davor eine Insolvenz steht. Als Letztbegünstigter bekommt man bei einer Abwicklung der Gesellschaft den Erlös.
Die Frage ist, warum diese Angelegenheit so heftig umkämpft ist. Schließlich gibt es nicht die geringsten Anzeichen, dass B&C pleitegehen könnte. Es könnte also Ungereimtheiten im Stiftungsvertrag geben, die nun Gegenstand der Verhandlungen sein dürften und womöglich weitere Zahlungen nach Mailand bedürften.