"Keine Sorgen um Österreich"
IWF-Chef widerspricht Krugman
WIEN Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, sieht Österreich im Gegensatz zu Nobelpreisträger Paul Krugman nicht vom Staatsbankrott bedroht. Die Situation in Österreich sei recht gut, sagte er gestern in Washington.
„Ich bin der Meinung, dass die Situation in Österreich recht gut ist. Daher mache ich mir derzeit keine speziellen Sorgen um die österreichische Wirtschaft“, sagte er. Damit widerspricht er Krugman, der mit seiner Aussage für heftige Reaktionen gesorgt hatte.
Osteuropa nicht nur für Österreich wichtig
Dass die österreichischen Banken massiv in Osteuropa investiert seien, sei natürlich Faktum. Aber das Land sei damit nicht allein: Italien, Belgien, Frankreich und Deutschland - sie alle sind von Ausfällen in Osteuropa betroffen, sagte Strauss-Kahn. Das Problem wäre für Österreich nicht größer als für die anderen Länder.
„Silberstreif am Horizont“
Sollte die Lage in Osteuropa schwieriger werden, dann würden all diese Länder einige Probleme bekommen. „Deshalb ist Osteuropa so wichtig“, so Strauss-Kahn. „Aber es ist nicht speziell ein Problem, das für Österreich größer als für die anderen Länder wird“, so der IWF-Chef.
Wann er das Ende der Rezession sehe, ließ sich Strauss-Kahn gestern nicht entlocken - es gebe aber einen Silberstreif am Horizont, sagte der Chef des IWF.
Juncker: Krugman nicht als "Klugmann" agiert
Auch der Vorsitzende der Euro-Gruppe in der Europäischen Union, der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker, kann die These des amerikanischen Starökonomen Paul Krugman, Österreich könnte wegen des Osteuropa-Engagements heimischer Banken der Staatsbankrott drohen, nicht nachvollziehen. Tatsache sei, dass die Finanzen Österreichs in Ordnung seien. Tatsache sei auch, dass die Risiken des Engagements in den osteuropäischen Staaten überschaubar seien. Die Verdachtsmomente gegen Österreich, die derzeit durch die Internationalen Medien geisterten, seien durch die Fakten nicht gerechtfertigt, sagte Juncker am Freitag während seines Wienbesuches.
Keineswegs dürfe man Österreich in die Reihe von Ländern stellen, die vom Bankrott bedroht sein könnten. Juncker wandte sich auch entschieden dagegen, die osteuropäischen und südosteuropäischen Länder wie einen Block zu behandeln. Die Zeiten eines Blocks im Osten Europas seien seit dem Fall der Mauer vorüber, betonte der luxemburgische Premier, der sich auch des Wortspiels bediente, dass Krugman bei der Beurteilung Österreichs nicht unbedingt als „Klugmann“ agiert habe.