Alltags-Dinge: Einmal der Gigerl, einmal der Gogerl
Die Kölner und Mainzer Gecken haben ihr Karnevalskostüm wieder angezogen. Das Wort Geck, aus dem bundesdeutschen Fastnachtstreiben wohlbekannt, ist das alte deutsche Wort für den Narren.
Die Kölner und Mainzer Gecken haben ihr Karnevalskostüm wieder angezogen. Das Wort Geck, aus dem bundesdeutschen Fastnachtstreiben wohlbekannt, ist das alte deutsche Wort für den Narren.
Den Sprung in die Hochsprache hat es nie wirklich geschafft, obwohl es von Goethe, Schiller, Fontane und anderen literarischen Größen immer wieder gebraucht worden ist. Im oberdeutschen Sprachraum kennt man nur die mundartliche Färbung des „Gigl“ und des „Gogl“. Die wienerische Verkleinerungsform ist der Gigerl. Italianisiert, aber eigentlich nicht italienisch, ist daraus der Gigolo geworden.
Der Wiener spricht nicht vom Gecken, sondern vom Gigerl. Er meint damit einen Modegecken, Modenarren und Stutzer. Gigerl ist ein Wiener Mundartwort, das angeblich vom Wiener Karikaturisten Hans Schließmann und dem Humoristen Eduard Pötzl um 1885 als Gegenstück zum Gogerl, dem Einfaltspinsel, als Bezeichnung für einen Modegecken eingeführt wurde: „Im Knopfloch a Roserl, / a recht a weits Hoserl, / im Aug a Monokerl / a ganz a kurz Rockerl .../ d’ Arm hält er wie Flügerl / segn’s, dös is’ a Gigerl.“ Die Prater-Gigerl sind zum Begriff geworden.
Die oberösterreichische Variante vom „Gigerl“ und „Gogerl“ passt ganz gut zum Gickel oder Gockelhahn, der vor Stolz und Einbildung auf dem Misthaufen kräht und dabei nicht merkt, wie närrisch er ist. Natürlich hat auch diese oberösterreichische Redewendung nichts mit dem Gockelhahn zu tun, sondern leitet sich vom altdeutschen Gecken und allem Gauklerischen her. Auch der „Hans Guck in die Luft“ gehört in diese Narrenfamilie der Gickeln und Gockeln.
Die Kölner Gecken gibt es nur im Fasching, auch wenn dieser im Rheinland schon im November beginnt. Aber am Aschermittwoch ist Schluss. Den wienerischen Gigerl und den italianisierten Gigolo gibt es hingegen das ganze Jahr. Ist die Ballzeit vorbei, vertauschen die österreichischen Gigerl ihre schwarze Frack- oder Smoking-Verkleidung mit einer möglichst nackten Kostümierung, gehen als bunte Vögel zum Life-Ball und fahren dann weiter im Steireranzug zu den sommerlichen Festspielen und sonstigen Freizeit-Events. Gigolo-Zeit ist in Österreich das ganze Jahr über. Nur eines: Für den Gecken und Gigerl hat die deutsche Sprache keine weibliche Form. Hier scheitern auch alle Versuche mit einem Binnen-I oder angehängten -in.
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