Gegenangriff von Senioren: Maibaum mit Rollatoren zurückgeholt
MEHRNBACH. Mehrnbach: Seniorenwohnheim-Bewohner mit "Maibaum-Rückholaktion" des Jahres.
Es ist 14.30 Uhr im Seniorenwohnheim Mehrnbach, Bezirk Ried. Auf die Minute genau beginnt die Maibaumfeier, die Stimmung ist gut. Kein Wunder, die Senioren feiern heute ihren ganz persönlichen Triumph, sie haben ihren gestohlenen Maibaum mit ihren Rollatoren zurück in ihre vier Wände gebracht.
Heimleiter Franz Lettner und sein Stellvertreter Christoph Koller sind hingegen ein wenig im Stress. Medien aus Österreich, Deutschland und Italien rufen nach dem Exklusivbericht von nachrichten.at, der bis gestern von mehr als 70.000 Personen gelesen wurde und auf Facebook mehr als 400.000 Personen erreichte, den ganzen Tag über an, wollen Statements und Interviews.
In der Nacht vom 29. auf den 30. April wurde dem Seniorenwohnheim – wieder einmal – der in Handarbeit geschmückte Maibaum gestohlen. Die "Wiederholungstäter": drei Mitglieder eines Stammtischs des benachbarten Braugasthofs Koller, wo der Maibaum im Innenhof abgestellt wurde. Der Transport des Baumes dürfte aber nicht spurlos an den Dieben vorbeigegangen sein. "Mir tut heute noch die Schulter weh", sagt Wirtshausbesitzer Rainer Koller und lacht.
Doch heuer schlugen die betagten Innviertler, unterstützt von einigen Mitarbeitern des Seniorenwohnheims, zurück. Vor allem Karl Schönauer, dem "Anführer" der Senioren-Revolte, wollte alles daran setzen, den Baum wieder zurückzuholen. Auch ein von Hausmeister Johann Brandstetter provisorisch aufgestellter, kleiner Baum konnte die Gemüter nicht beruhigen. "Einige der Bewohner sind zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie den Baum zurückholen wollen", sagt Christoph Koller, stellvertretender Leiter des Seniorenwohnheims. Gesagt, getan: "Mit Hilfe ihrer Rollatoren brachten mehrere Senioren den rund neun Meter langen Baum in das 400 Meter entfernte Seniorenwohnheim zurück. Erstaunte Blicke bei Passanten, Autofahrer blieben stehen, um Fotos zu machen. Rund 15 Minuten brauchten die Heimbewohner für das Zurückrollen ihres heißgeliebten Baumes.
"Ach, so ein Problem war das nicht. In Eberschwang haben wir früher ganz andere Maibäume herumgetragen", erzählt Josef Huber und kann sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Ein anderer sagt: "Ich hätte nicht geglaubt, dass ich in meinem Alter noch einmal einen Maibaum zurückstehlen muss."
Auch die "Maibaumdiebe" sind bei der Feier dabei. "Es ist schön, dass alle so eine Freude haben", sagt Rainer Koller und kündigt an: "Im kommenden Jahre stehlen wir den Baum wieder." Karl Schönauer dreht sich um, grinst und sagt: "Das glaub ich nicht, wir werden den Baum besser bewachen."
Zitiert
„Der Maibaum ist uns schon des Öfteren gestohlen worden. Heuer haben wir zurückgeschlagen.“
Karl Schönauer, der rüstige Senior war der „Anführer“ der kuriosen Maibaum-Rückholaktion
„Es ist uns jetzt das zweite Mal gelungen, den Maibaum zu stehlen. Es ist schön, dass die Aktion so viele positive Schlagzeilen gemacht hat.“
Rainer Koller, Wirt Braugasthof
„Die Bewohner waren ganz aus dem Häuschen, weil der Maibaum weg war. Ich habe als zwischenzeitlichen Ersatz einen kleinen Maibaum besorgen müssen.“
Johann Brandstetter, Hausmeister
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