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"Na, der Schosi! Er war so ein fescher Bursch"

Von Roman Kloibhofer, 10. Oktober 2018, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Oberösterreichs ältester Vermisstenfall ist gelöst
Bild: privat

SANKT MARTIN IM INNKREIS. Er verschwand 1943, jetzt wurde sein Verbleib geklärt: Die OÖN trafen eine Freundin des in den Bergen verunglückten Georg Koppelstätter.

"Na, um Gottes willen, dös gibt’s net, da Schosi! I kann’s net glauben …" Magdalena Hensel hat Tränen in den Augen, als sie gestern aus dem OÖN-Exklusivbericht erfährt, dass die sterblichen Überreste von Georg Koppelstätter, einem ihrer Jugendfreunde, gefunden wurden. Jenes Freundes, der seit 75 Jahren vermisst war.

Die 90-jährige St. Martinerin muss sich erst einmal setzen und durchatmen. Im Winter 1943 war der junge Innviertler im Höllengebirge, wie berichtet, spurlos verschwunden. Ende September wurden die Gebeine des damals 17-Jährigen geborgen, vor Kurzem fand die Beisetzung im Familiengrab statt.

"Wir sind eine richtige Clique in St. Martin gewesen und waren viel beisammen", erzählt Magdalena Hensel. Sie kann sich noch sehr gut an den jungen Georg erinnern: "Er war ein sehr fescher, wirklich netter und umgänglicher Bursch und ist von den Mädchen im Ort recht umschwärmt worden. Und er hat sehr gut Ziehharmonika gespielt. Der Sepp, ein Freund, hat später dann die Ziehharmonika vom Schosi heimgebracht …"

Als sei es erst gestern gewesen, erzählt Magdalena Hensel von ihrem Jugendfreund und der Aufregung im Ort, als bekannt geworden war, dass der "Schosi" verschwunden war: "Für St. Martin war das eine Tragödie. Die Eltern haben alles in Bewegung gesetzt, dass man ihren Buben findet. Er war ja das einzige Kind, und die Eltern haben furchtbar darunter gelitten."

Im Ort habe man sich damals einfach nicht vorstellen können, dass gar nichts von Georg gefunden wurde. Monatelang sei gesucht worden, aber vergeblich. Mit dem Fund der Gebeine des jungen St. Martiners hat die rätselhafte Geschichte ein Ende gefunden.

 

Frühere Erlebnisse werden realer

An die Zeit, die sie mit der Dorf-Clique in St. Martin verbracht hat, erinnert sich Magdalena Hensel gern zurück. "Wir haben damals viel gemeinsam unternommen, damals ist man ja nicht so weit herumgekommen. Das war anders als heute. Ich bin jetzt 90 geworden und war immer in St. Martin."

Immer wieder hält Magdalena Hensel nachdenklich inne. "Ich hab’ oft an den Schosi gedacht. Wissen S’, im Alter werden die Erlebnisse von früher wieder real. Und das geht mir jetzt wirklich ans Herz, dass man ihn gefunden hat." Die Augen von Magdalena Hensel werden wieder glasig.

"Schad’, dass ich kein Foto mehr von ihm hab’", sagt sie dann. Sie habe noch Bilder von Georg gehabt, aber diese habe sie dann irgendwann einmal jemandem gegeben. Um von Georg Koppelstätter erzählen zu können, braucht Magdalena Hensel keine Fotos.

Die Bilder, die sie von "Schosi" im Kopf hat, werden jetzt wieder viel realer für sie. Und sie werden für immer bleiben.

 

"Dachte zuerst an einen Höhlenbären"
Höhlenforscher Roither (l.) Bild: (privat)

"Dachte zuerst an einen Höhlenbären"

Als sich Christian Roither am 24. Oktober 2016 in die rund 25 Meter tiefe Doline im Höllengebirge abseilte, wollte er „nur“ seiner Arbeit als Höhlenforscher nachgehen. Bereits ein Jahr zuvor hatten der Seewalchener und sein Kollege diese entdeckt und sie „Große Quetsche“ getauft, wie Roither gestern den OÖN sagte.

Dass er in dieser Gebirgskluft nun eine schicksalsträchtige Entdeckung machen werde, wusste der Forscher damals noch nicht. Er erinnert sich noch an seine ersten Gedanken, als er die sterblichen Überreste des – wie sich später herausstellen sollte – seit mehr als sieben Jahrzehnten vermissten Innviertlers Georg Koppelstätter entdeckte. „Als ich die großen Knochen sah, dachte ich zuerst an einen Höhlenbären.“ Daneben lagen aber auch ein Schuh und weitere Knochen. „Da hab’ ich dann gleich gerufen: ,Hier liegt ein Skelett!‘ Dabei hatte ich schon ein mulmiges Gefühl.“

Akribische Nachforschungen

Noch am Abend meldete Roither seinen Fund der Polizei. Und löste damit eine Lawine an Nachforschungen aus. Federführend dabei war der Gmundner Alpinpolizist Bernhard Magritzer. Obwohl die Bergung der Gebeine aus 20 Metern Tiefe vorerst wetterbedingt immer wieder verschoben werden musste, ließ er nicht locker. Vorerst war ja noch unklar, von wem die Knochen stammen.

Nachdem die Staatsanwaltschaft einen DNA-Abgleich aus Kostengründen abgelehnt hatte, klemmte sich Magritzer dahinter. Befragte Zeitzeugen und durchforstete monatelang sämtliche Archive nach passenden Vermisstenmeldungen. Erst im Jänner 2017 wurde der Polizist schließlich im Zeitungsarchiv der Wiener Nationalbibliothek fündig. „Da ist er (Georg Koppelstätter, Anm.) mir dann untergekommen.“

Heuer, Ende September, klappte dann auch die Bergung: Mit drei Kollegen holte Magritzer die Knochen und die Überreste der Ausrüstung aus der Doline. Mit der Beisetzung der Gebeine ist der Vermisstenfall nun abgeschlossen. Ein Fall, der für Magritzer „schon einmalig“ ist, wie er sagt.

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