OÖN-Aktion: Europas Imker-Präsident ist dabei
LINZ. Warum Walter Haefeker die OÖN-Initiative gut findet und was er den Konsumenten beim Honigkauf empfiehlt.
Die OÖN-Aktion "Retten wir die Bienen" findet über die Grenzen hinaus Beachtung: Spontan hat gestern Walter Haefeker, der aus Bayern stammende Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes, seinen Namen auf unsere Liste der Bienenfreunde gesetzt. "Je mehr Verständnis für die Bienen geweckt wird, desto besser", sagt er: "Diese Initiative trägt dazu bei, dass wir die Umwelt durch die ,Augen’ der Bienen sehen lernen."
Der Standesvertreter der europäischen Berufsimker war auf Einladung des Bienenzentrums OÖ und des von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (VP) geleiteten Ökosozialen Forums nach Linz gekommen. Am Abend referierte er im Bildungshaus St. Magdalena über das "Lebensmittel Honig".
Der Griff in die Bio-Trickkiste
Im Fokus seines Vortrags stand die "schöne neue Welt" der Honigproduktion in China, dem mit Abstand größten Honig-Exporteur. Doch um die gigantischen Mengen zu produzieren, greifen die Chinesen tief in die biochemische Trickkiste.
"Bienen sammeln Nektar und Honigtau, und beides enthält viel Wasser", so Haefeker. Durch Entzug von Wasser verhindern die Bienen, dass das Sammelgut zu gären beginnt, und durch Zugabe von Enzymen verwandeln sie es in Honig.
Beides wird in China imitiert: "Man entnimmt dem Stock den noch unreifen Honig und führt die weiteren Schritte in ,Honigfabriken’ durch", sagte Haefeker. Deren Einrichtung erinnert an Brauereien – mit Edelstahlrohren, Maschinen, Thermometern. Schließlich wird der dort erzeugte Honig mit großen Mengen Reissirup gestreckt.
Woran man gepanschten Honig erkennt? "Am Preis", sagte Haefeker. Chinesischen Honig gibt’s zum Schleuderpreis: 1,20 US-Dollar pro Kilo zahlt man dafür auf dem Weltmarkt, für unverfälschten Honig hingegen 2,50. "Ein Kilo Honig aus Österreich kostet im Supermarkt ca. 13 Euro, der importierte die Hälfte oder noch weniger", sagt Stefan Mandl, Präsident des österreichischen Erwerbsimkerbundes und größter Bio-Imker bundesweit.
Der Konsument solle auf das Etikett achten, empfahl Haefeker. "Steht drauf: Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern, heißt das nur, er kommt nicht vom Mars." Doch um den Honigbedarf der Österreicher zu decken, muss importiert werden. "Bei uns liegt die Eigenversorgung nur bei 41 Prozent", sagt Mandl. 350.000 Bienenvölker sind dafür "im Einsatz". Dabei würde die Gesamtmenge an Blütenpflanzen zehnmal so viele Völker ernähren. Mehr Bienen, das setzt aber auch mehr Imker voraus. Dafür gilt es zu werben – auch durch unsere Aktion "Retten wir die Bienen".
Unterschreiben Sie für die Bienen! Helfen auch Sie und setzen Sie sich für den Schutz der Bienen ein – mit Ihrer Unterschrift auf nachrichten.at/bienen. Dort finden Sie auch Informationen zu Spendemöglichkeiten und Firmenbienenpatenschaften.
Neonics: Heute wird es ernst
Stichtag für die Bienen: Heute stimmen die 28 EU-Staaten über das von der EU-Kommission geplante Verbot der bienenschädigenden Neonicotinoide ab. "Eine qualifizierte Mehrheit ist dazu nötig", sagt Umwelt-Landesrat Rudi Anschober (Grüne).
"Qualifiziert" heißt: 55 Prozent der Staaten (also 16) müssen zustimmen – und sie müssen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. "Doch die Sache ist noch nicht gegessen", so Anschober im Gespräch mit Europas Berufsimker-Chef Walter Haefeker. Denn Spanien, Italien, Polen und Griechenland hätten bis zuletzt Vorbehalte geäußert.
Egal, wie es ausgeht: Für Haefeker geht die Ära des großflächigen Chemie-Einsatzes zu Ende. Die Zukunft gehöre dem digitalen Pflanzenschutz mit bilderkennenden Agrarrobotern, die jedes einzelne "Unkraut" vorselektieren und mit minimaler Wirkstoffdosis bekämpfen.
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