Als die Pliosaurier rund um Ebensee schwammen
EBENSEE. Paläontologe Lukeneder gelang der erste Nachweis eines Pliosauriers in Österreich: Er fand einen Zahn.
Es sei eine "wissenschaftliche Sensation", sagt Alexander Lukeneder, Paläontologe des Naturhistorischen Museums. In einem Hang neben einer Forststraße bei Ebensee fand er Überreste eines Pliosauriers: Es handelt sich um einen etwa 1,5 Zentimeter langen Zahn ohne Wurzel.
Die an der Fundstelle vorhandenen Gesteinsschichten sind etwa 132 Millionen Jahre alt. Sie wurden in der unteren Kreidezeit abgelagert. Bei Lukeneders Entdeckung handelt es sich um die ersten Überreste eines Pliosauriers auf dem Gebiet des heutigen Österreichs sowie um den ersten Nachweis eines in der Kreidezeit lebenden Exemplars des Meeres-Dinosauriers im gesamten Alpenraum.
Die im Erdmittelalter lebenden acht Meter langen Giganten sind Vertreter der Thalassophonea – übersetzt bedeutet dieser Name "Mörder der Meere". Mit ihren zwei bis drei Meter langen Schädeln und den 60 bis 100 bis zu 20 Zentimeter langen Zähnen machten sie ihrem Namen auch alle Ehre.
Auf dem Speiseplan standen Ammoniten, Kopffüßler und vor allem Fische, darunter auch Haie – sogenannte Ur-Grauhaie und Ur-Grundhaie, die immerhin selbst eine Länge von bis zu drei Metern erreichten.
Video: Erster Pliosaurier in Österreich entdeckt
Rätselhafter Fund
Paläontologe Lukeneder schätzt, dass jener Pliosaurier, dessen Zahn er gefunden hat, rund fünf bis sechs Meter lang war. Die Suche nach dem "Besitzer" des Zahnes gestaltete sich zunächst kompliziert. Denn der einzige vergleichbare Nachweis eines Pliosauriers im Alpenraum wurde in Norditalien gemacht. Er stammte allerdings aus dem Jura-Erdzeitalter, vor rund 160 Millionen Jahren.
"Ich habe nicht sofort erkannt, worum es sich bei dem Fund handeln könnte, und ihn sofort eingepackt. Erst mein Kollege Nikolay Zverkov von der Russischen Akademie der Wissenschaften konnte den Zahn als den eines Pliosauriers identifizieren", sagt Alexander Lukeneder.
Der Pliosaurier-Zahn wird ab dem Jahr 2020, nach weiteren Untersuchungen, in der Ausstellung des Mesozoikum-Saals im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen sein. (mis)