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"Die haben eine Lizenz für Österreich, aber halten sich an gar nichts"

Von nachrichten.at/apa, 17. März 2023, 06:41 Uhr
Glücksspiel
(Symbolbild) Bild: colourbox

LINZ. Nach 59 Anzeigen gegen den Casinobetreiber Amatic wegen des Verdachts der Verstöße gegen den Spielerschutz hat ein ehemaliger Süchtiger über die Situation in den Lokalen gesprochen.

Dabei stützt der 35-jährige Oberösterreicher die Vorwürfe der Spielerhilfe, die die Anzeigen im Februar eingebracht hat. "Es ist ein Wahnsinn, die haben eine Lizenz für Österreich, aber halten sich an gar nichts", sagte der Mann, der anonym bleiben möchte.

Der Mann begann nach lebenslänglichen Sperren bei den Casinos Austria und WINWIN 2021 in den niederösterreichischen Lokalen von Amatic unter der Dachmarke Mysino zu spielen. "Ich bin in der Nacht aufgestanden und mehrere 100 Kilometer nach Niederösterreich gefahren, um zu zocken", sagte er. Bei Amatic ließ sich der Familienvater im März 2022 "auf unbestimmte Zeit sperren", konnte die Sperre nach nur einem Monat jedoch wieder problemlos auflösen, wie ein Blick in seine Spielerauskunft zeigt. Insgesamt verlor der 35-Jährige während seiner 24 Besuche rund 30.000 Euro. Dann ließ sich der Oberösterreicher lebenslänglich sperren. Seither befindet er sich in Therapie und bezeichnet sich selbst heute als nicht mehr süchtig.

Brandgefährlich

Für Betroffene sei das Verhalten des Automatenherstellers brandgefährlich, sagte er über seine Erfahrungen mit dem oberösterreichischen Glücksspielunternehmen. "Als ich meine Sperre wieder aufheben lassen wollte, wurde ich gefragt: 'Können Sie sich das leisten?'" Er habe daraufhin gelogen. "Was wird ein schwer Süchtiger antworten, der bei nur mehr einem Betreiber spielen kann?" Solche Rückfragen dienten rein dem Alibi des Unternehmens. "Die sehen ja schließlich auf den Zugangskarten, wie viel Verluste ich schon gemacht habe."

Dass man in den Lokalen zudem ungehindert rauchen könne, sei ein weiteres Problem. "Natürlich bleibt man länger, wenn man dort qualmen kann", sagte er und verwies darauf, dass er selbst schwerer Raucher sei. Kostenloses Essen und Getränke in den Lokalen würden zusätzlich dafür sorgen, dass Spieler in einen echten Rausch verfallen würden. "Wenn ich drei Toasts bestellt habe, dann habe ich die auch bekommen - gratis. Das fördert das Ganze natürlich." Heute hinterfragt der 35-jährige Servicetechniker die Industrie. "Die haben eine Lizenz, aber halten keine Regeln ein. Wozu gibt es dann eine Lizenz?", so sein Tenor.

Verzweigtes Firmennetzwerk

Amatic betreibt über ein verzweigtes Firmennetzwerk Automatensalons an 35 Standorten in Kärnten, der Steiermark und Niederösterreich. Die Spielerhilfe brachte zuletzt 59 Anzeigen gegen den Automatenhersteller und Casinobetreiber bei den zuständigen Behörden und dem Finanzministerium ein. Darin wirft der ehrenamtliche Verein dem Unternehmen unter anderem illegales Online-Glückspiel vor. Amatic-Spiele seien im Internet über ein in Malta registriertes Online-Casino in Österreich spielbar. Der Aufruf laufe dabei über die hiesigen Domains und Server der Amatic. Derzeit ist win2day der einzige legale Anbieter von Glückspielen im Internet in Österreich.

Auf APA-Anfrage nahm auch Lukas Urban, der Rechtsanwalt der zum Firmennetzwerk gehörenden Amatic Industries GmbH, zu den Vorwürfen rund um illegales Glückspiel Stellung. Das Unternehmen betreibe jedenfalls kein eigenes Online-Casino, produziere als GmbH jedoch Automaten sowie "Glücksspiele (Software) sowohl für terrestrische als auch für Online-Glücksspielmärkte". Die produzierten Geräte, wie auch die produzierte Software, würden international vertrieben, sofern dies die jeweils geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen in den betreffenden Märkten zuließen, hieß es weiter. "Die Amatic Industries GmbH ist jedoch in keinem einzigen Fall Betreiber (weder national noch international) eines Casinos, einer Geldspielhalle, eines Online-Casinos oder einer sonstigen Einrichtung im B2C-Bereich. Es ist die Verantwortung jedes einzelnen Betreibers (sowohl standortbezogen als auch im Internet; sowohl national wie auch international) die gesetzlichen Rahmenbedingungen/Auflagen entsprechend einzuhalten", sagte Urban. "Als Produzent kann die Amatic Industries GmbH nicht für etwaiges Fehlverhalten von Dritten (Betreibern welcher Art auch immer) verantwortlich gemacht werden." Man könne alle Vorwürfe der Spielerhilfe zurückweisen und behalte sich rechtliche Schritte gegen den Verein vor, sagte Urban.

Verdeckte Kontrollen

Zudem geht es in den Anzeigen um Verletzungen des Nichtraucherschutzes und des Spielerschutzes. Spielerhilfe-Sprecher Christoph Holubar berief sich dabei auf verdeckte Kontrollen, die der Verein im Vorjahr und heuer durchführte. Dabei hätten die Kontrolleure unter anderem Raucherkabinen, Aschenbecher, ein kostenloses Gastro-Angebot, unsichere Sperrmechanismen, fehlende Zutrittskontrollen und weitere Verstöße entdeckt. Holubar sprach jüngst auf einer Pressekonferenz von einem "verheerenden Ausmaß" und verwies auf Studien über einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Spielsucht. Demnach sei ein Rauchverbot ein probates Mittel gegen problematisches und pathologisches Spielen.

Amatic stellte laut Spielerhilfe mittlerweile die Bewerbung des kostenlosen Gastro-Angebots in den Lokalen ein. "Wir aktualisieren ständig unsere Homepage um unsere Kunden aktuell zu informieren, sowie das auch jedes andere engagierte Unternehmen macht", sagte Robert Laimer, Geschäftsführer der Amatic Entertainment AG sowie der Panther Gaming Enterprise AG zur APA. Die Inhalte der Gespräche rund um Aufhebungen von Selbstsperren seien als Teil des Schutzkonzeptes von Amatic für Spieler nicht für die Öffentlichkeit gedacht, hieß es weiter. "Alle unsere Kunden, die eine aktive Selbstsperre aufheben möchten, müssen diesbezüglich einen Antrag auf Aufhebung stellen. Dieser wird von unserer Spielerschutzbeauftragten bearbeitet und im Zuge dessen werden auch Gespräche, telefonisch und/oder auch persönlich, geführt." Die erhobenen Vorwürfe zum Online-Glücksspiel beträfen weder die Amatic Entertainment AG noch die PG Enterprise AG, hieß es weiter.

Laut Angaben der Spielerhilfe sind österreichweit rund 90.000 Menschen abhängig. Die Dunkelziffer werde jedoch bedeutend höher geschätzt, hieß es. Die NEOS brachten Anfang der Woche eine parlamentarische Anfrage an das Finanzministerium sowie das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend "Mangelndem Spielerschutz" ein.

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23  Kommentare
23  Kommentare
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Anton1983 (1 Kommentare)
am 19.03.2023 08:06

Bezüglich des Rauchens haben die Casinos aber ja nichts falsch gemacht. Da sie ja kein Gastrobetrieb sind, weil für Trinken und Essen kein Geld verlangt wird.

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waldfred (507 Kommentare)
am 18.03.2023 09:23

braucht keiner den mist also weg damit.diese abzockerei ist an sehr viel elend schuld.also politiker kommt endlich mal in die gänge

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roeserl (1.403 Kommentare)
am 18.03.2023 08:48

Was wär mit einem Gesetz,das die finanzielle Gebarung es erlaubt zu spielen,durch Kontrolle des Barvermögens des Betreffenden incl Guthaben auf Konto?

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Jiovanotti75 (49 Kommentare)
am 18.03.2023 06:59

Handelt es sich, bei dieser Schlagzeile, um Flüchtlinge?

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Gugelbua (33.213 Kommentare)
am 17.03.2023 12:43

Bei Casinobetreiber denke ich an die Mafia 🤣

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hn1971 (2.217 Kommentare)
am 17.03.2023 11:33

Alles zusperren! Völlig unnötig und brandgefährlich, dort eine Menge Geld zu verlieren.

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vorsicht (3.534 Kommentare)
am 17.03.2023 10:38

Glücksspiele verbieten- auch die Casinos!
zu nichts gut.

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DonMartin (7.510 Kommentare)
am 18.03.2023 07:21

Wenn jemand zocken will, sollt man es verbieten? Wieso?

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roeserl (1.403 Kommentare)
am 18.03.2023 08:51

Hast du vielleicht schon von Spielsucht gehört? Da hört der Verstand auf,real zu denken. Jedes Glückspiel ist eine Versuchung und wird von den Betreibern incl Staat(Lotto)beworben.Schon hier beginnt das Chaos

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KlausBrandhuber (2.165 Kommentare)
am 18.03.2023 10:18

Wer spielen will, sprich: wer süchtig ist, wird immer einen Weg finden. Denken wir doch nur an die Zeit der Prohibition in den USA. Das beste Geschäft für Kriminelle.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.588 Kommentare)
am 17.03.2023 10:10

Weg mit dem Abzock-Dreck. Egal ob lizenziert oder nicht.
Es ruiniert Existenzen und Familien!

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DonMartin (7.510 Kommentare)
am 18.03.2023 07:23

Wieder so eine unrealistische Forderung.
Wenn es keine legalen Wettbüros mehr gibt, findet es online im Netz statt.
Also: keine LÖSUNG!

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am 17.03.2023 09:22

Diese Lokale sind doch reine Geldruckmaschinen.
Sie wachsen wie Pilze aus dem Boden und sind bald weiter verbreitet als Billa und Co.

Weg damit. Man braucht nicht alle 5m irgendwelche Dubiosen Spielhöllen.

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Jiovanotti75 (49 Kommentare)
am 18.03.2023 07:00

Made in Austria.

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am 17.03.2023 08:44

Trafikanten sind um keinen Deut besser.

Zum Wohle des Finanzers ...

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.588 Kommentare)
am 17.03.2023 11:52

Die Gesundheitsschäden zahlt eh wer anderer.

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( Kommentare)
am 18.03.2023 06:41

Die Anderen sind ich und du.
Nix mit 100 % Selbstbehalt.
Konsum jetzt, nach mir ...

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Alfred_E_Neumann (7.341 Kommentare)
am 17.03.2023 08:26

100% sicher kann man nichts gestalten und etwas Eigenverantwortung muss man auch zugestehen. Auch wenn Spielsucht oft eine Krankheit ist, aber die Eigenverantwortung kann man nicht vollständig ausschalten, wenn man falsche Angaben macht oder sogar Dokumente fälscht.

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ichweissallesbesser (513 Kommentare)
am 17.03.2023 07:16

Alle Wettbüro's und alle Betreiber gehören verboten !

Entweder es bereichern sich am Glücksspiel auch die kleinen Anbieter oder gar keiner !
Es kann nicht sein das in manchen Bundesländern nur ein einziger Anbieter die Lizenz hat zwinkern !
Es gibt bei keinem Anbieter einen Spielerschutz.
Erst wenn die Spielsüchtigen eine enorme
Summe an Geld verlieren dann werden's diese gesperrt usw.
Als erstes schaut man den Spielsüchtigen lange zu und dann werden ihre Zutrittskarten gesperrt.

Deshalb alle Wettbüro's zusperren !

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DonMartin (7.510 Kommentare)
am 18.03.2023 07:20

Besser legale als illegale Wettbüros.
Und dann rutscht vieles ins Internet.

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kpader (11.508 Kommentare)
am 17.03.2023 06:51

Tut mir leid, mein Mitleid hält sich in Grenzen. Selbst gelogen und dann andere dafür verantwortlich machen.

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DeaLi86 (1.938 Kommentare)
am 17.03.2023 09:28

Selber schon einmal süchtig gewesen?
Dass kann echt krass sein, kann mir schon vorstellen, dass man dann lügt, um die Sperre aufzuheben.

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( Kommentare)
am 17.03.2023 11:14

Alle Drogen-Süchtige belügen sich selbst. Und nicht selten auf Kosten Anderer.

Und auch im Sinne der Ellbogen- Freiheit.

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