"Eigentlich müsste man die Pferdezucht schließen"
SARLEINSBACH. Unbehandelte Verletzungen, Hufkrankheiten, ein Gehege voller Kot und Gülle. Alarmierende Zustände auf einem Pferdehof in Sarleinsbach (Bezirk Rohrbach) schildert der Tierschutzverein Pfotenhilfe in einer Presseaussendung. Aufmerksam auf die Zustände wurde eine Pferdewirtin, die sich nach mehreren Meldungen selbst ein Bild vor Ort machen wollte.
Zu fressen bekämen die derzeit 15 Norikerpferde hauptsächlich aufgerissene Silageballen, Teile der Plastikverpackung würden dabei im Futter liegen. Das Schmutzwasser vom Misthaufen würde in den Bach rinnen, aus dem die Pferde sogar trinken würden. "Bei einer behördlichen Kontrolle im Jänner wurden nur die Auflagen erteilt, täglich auszumisten, einzustreuen und die Anzahl der Pferde geringfügig zu reduzieren", sagt die Expertin. Dazu sei eine Hufkontrolle mit einer dreimonatigen Frist verordnet worden.
Die 75-jährige Halterin sei laut Pfotenhilfe nicht in der Lage, die desolaten Zustände zu beheben. Sie schlafe seit einiger Zeit im zugemüllten Heuboden ihres Bauernhofs und sei auf sich allein gestellt. Die "akuten Schmerzen" der Tiere müssten dringend von einem Tierarzt behandelt werden, ein Hufschmied allein reiche nicht. Zudem seien mehrere Stuten hochträchtig.
Auch die Missstände im Stall und auf den Weiden hätten sich nicht verbessert, weshalb die Pfotenhilfe vergangenen Mittwoch die Tierschutzombudsstelle kontaktierte. Bereits am nächsten Tag waren Amtstierärzte vor Ort, am Freitag ein Tierarzt und ein Hufschmied, die die Tiere behandelten. Am Dienstag soll eine weitere Kontrolle folgen.
Laut der Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler würde den Behörden trotz der Behebung der Mängel nichts anderes übrig bleiben, als die Pferdezucht zu schließen. Bedenklich sei auch, dass die Zustände den Behörden seit 13 Jahren bekannt seien.
"Keine Abnahme-Grundlage"
Dass es Mängel auf dem Pferdehof gibt, bestätigt auch der Bezirkshauptmann von Rohrbach, Valentin Pühringer: "Die Örtlichkeit ist uns bekannt und wurde auch mehrfach überprüft – diese Woche werden wir erneut dort vorstellig werden." Zwei Tiere hätten den Hof bereits verlassen. Allerdings habe sich die Lage bereits verbessert, der Boden sei etwa frisch eingestreut worden, die Tiere würden nun frisches Heu bekommen.
Aus rechtlicher Sicht bestehe laut Pühringer keine Grundlage für eine Abnahme: "Das Tierschutzgesetz lässt eine Bandbreite bei der Haltung zu – in diesem Fall waren die Bedingungen gerade noch zulässig." Man sei jedoch auf jeden Fall "dahinter, dass es künftig für die Tiere erträglicher werde". (fep)