Finailspitze – ein schmaler Grat in Südtirol
LINZ, KURZRAS. Die Oberbank/OÖN-Bergtour führte dieses Mal in die Heimat von Ötzi und in die Ötztaler Alpen bis nach Italien
"Bitte den Helm aufsetzen, es könnte hageln." Die Durchsage von Bergführer Hati Finsterer (Alpinschule Alps) im Bus klang wenig ermutigend – zum Glück stand dem Praxistest der gemeinsamen Bergsportserie von Oberbank und OÖNachrichten dann aber doch kein Gewitter im Weg. Bei leichtem Nieselregen in Südtirol erreichten die rund 50 Teilnehmer der Tour mit ihren 17 Bergführern das erste Etappenziel: die "Schöne Aussicht"-Hütte ("Bella Vista") im Schnalstal.
Damit wir wissen, worüber wir schreiben, tauschen wir einmal im Jahr Laptop mit Steigeisen und begeben uns hoch hinaus. Unser Ziel in diesem Jahr war die Finailspitze (3514 Meter) in den Ötztaler Alpen. Die angepeilte Weißkugel (3738 m), den dritthöchsten Berg Österreichs, ließen wir aufgrund der Wetterprognosen aus. Was kein Nachteil war, denn die Finailspitze ist eine spektakuläre Hochtour mit einem schmalen Grat zum Gipfel und grandiosem 360-Grad-Rundumblick. Doch bis man dahin kommt, ist es kein Honiglecken: Tagwache um 3.45 Uhr, die ersten Gruppen brachen um 4.15 Uhr mit Bergführer auf. "Doch wie immer wird man am Berg für die Mühen belohnt. Und wir hatten wieder einmal großes Wetterglück", sagte Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank. Denn statt des angesagten Gewitters sollten wir später auf der Hütte unsere Gesichter in die Sonne halten.
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Galerie ansehenEine verletzte Berglegende
Leider nicht dabei sein konnte dieses Mal Bergsteiger-Legende Peter Habeler, er hatte sich zuvor beim Klettern in Arco einen Muskelfaserriss zugezogen. "Im nächsten Jahr kommt er wieder", so Gasselsberger, der sich in einer Vierer-Seilschaft mit Finsterer auf den Weg Richtung Gipfel machte.
Ausgerüstet mit Stirnlampen, ging es nach einem sehr frühen Frühstück, das der sympathische Hüttenwirt Paul Grüner persönlich servierte, los. Die Stimmung war von Anfang an gut – außer bei unserem polnischen Bergführer Adam. Denn am Abend zuvor hatte Österreich Polen bei der EM mit 3:1 besiegt. Mit Sicherheit waren die Bergtour-Teilnehmer der höchste Österreich-Fanclub in den Alpen – schließlich liegt die "Schöne Aussicht"-Hütte auf 2845 Metern und damit fast so hoch wie der Dachstein. Einziger Wermutstropfen: Wir mussten uns das Spiel des österreichischen Nationalteams auf einem deutschen Sender ansehen – ServusTV gab es nicht.
Mit einem Sieg im Gepäck wurden die ersten Höhenmeter spielend bewältigt, bevor wir nach etwa einer Stunde den Gletscher (Hochjochferner) erreichten. "Jetzt heißt es anseilen", sagte Bergführer Björn. Wir arbeiteten uns langsam, aber stetig nach oben – die Finailspitze immer im Blick. Richtig gestiegen ist der Puls dann auf den letzten Metern zum Gipfel, denn der schmale Grat ist ziemlich ausgesetzt, und in mehr als 3000 Meter Höhe schnauft auch der Durchtrainierteste zumindest ein bisschen. "Aber die Anstrengung zahlt sich aus", sagte Manfred Asamer (Asamer Kies- und Betonwerke), als er gemeinsam mit seinem Sohn Michael um 9 Uhr auf dem höchsten Punkt stand. Der Rundblick vom Gipfel ist atemberaubend: vom Similaun bis zur Weißkugel, schneebedeckte Dreitausender, wohin das Auge reicht. Und eine Bergregion mit Tradition – denn hier wurde der Ötzi gefunden.
Kein Spaziergang
Das Team von Bergführer Finsterer leistete ganze Arbeit, alle Teilnehmer erreichten den Gipfel und sie trugen auch bravourös die Verantwortung dafür, dass niemand ein Ötzi-Schicksal erleiden musste, auch wenn der Rückweg über den Gletscher lang und beschwerlich war. Während es beim Aufstieg noch von Vorteil war, dass es in der Nacht geregnet hatte, abkühlte und die Schneedecke gefroren war, hatte die Sonne beim Abstieg ihre Schattenseiten: Die Schneedecke weichte auf und ohne Schneeschuhe brach man bei jedem fünften Schritt ein. "Jetzt bin ich aber froh, wenn wir es geschafft haben", sagte Marlene Kittel (HappyFoto).
Kein Wunder, denn die Finailspitze ist kein Spaziergang, sondern eine anstrengende Hochtour. Die Uhr am Handgelenk zeigte fast 20 Kilometer und rund 1200 Höhenmeter – nur im Aufstieg. Gehzeit: sieben Stunden. "Es war aber traumhaft", sagte Gasselsberger mittags zurück auf der Hütte – und er hatte recht. Für ihn war es nach seinem 65. Geburtstag auch die Jubiläumstour zu 40 Jahre Unabhängigkeit der Oberbank, die am Wochenende gefeiert wurde, und ein weiterer Gipfelsieg nach dem gewonnenen Match gegen die UniCredit. Am Ende ging es dann für alle mit zwei Siegen wieder hinunter ins Tal nach Kurzras (italienisch Maso Corto). Wobei unten relativ ist, immerhin liegt die kleine Gemeinde am hinteren Ende des Schnalstals auf 2011 Meter. Wir hoffen, der Wettergott meint es nächstes Jahr auch wieder gut mit uns – ohne Hagel, lieber Sonne.
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