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Afrikanische Schweinepest: "Zu uns ist es nicht mehr weit"

Von Marina Mayrböck, 22. Februar 2018, 05:58 Uhr
(Symbolbild) Bild: (Volker Weihbold)

BRAUNAU. 2010 ist die Schweineseuche in Europa eingeschleppt worden – Innviertler Behörden und Jäger sind alarmiert.

Hoch ansteckend – ein weggeworfenes Stück Wurstbrot reicht, um das Virus zu verbreiten: Unaufhaltbar nähert sich die Afrikanische Schweinepest unserer Region. Über Speiseabfälle im russischen Schwarzmeerhafen Poti ist das aggressive Virus 2010 nach Europa eingeschleppt worden und hat sich seither bis ins tschechische Brünn, 80 Kilometer von der niederösterreichischen Grenze entfernt, ausgebreitet. Auch im Innviertel ist man in Alarmbereitschaft, denn die Frage ist nicht ob, sondern wann diese Schweineseuche zu uns kommt.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Seuche zu uns kommt, ist groß. So realistisch muss man sein", sagt Braunaus Amtstierarzt Josef Stöger. In der Behörde ist die ASP, so die Abkürzung für Afrikanische Schweinepest, schon seit Jahren Thema. Jäger, Bauern und Gemeinden sind über Präventionsmaßnahmen informiert, um die Hausschweinebestände zu schützen. Es wurden Biosicherheitsmaßnahmen angeordnet und es gilt die Schweinegesundheitsverordnung. Für Menschen ist ASP absolut ungefährlich, die wirtschaftlichen Folgen für Landwirte wären jedoch enorm. "Exportmärkte würden sofort geschlossen werden, für die Schweinewirtschaft würde das einen gravierenden Preisverfall bedeuten", sagt Stöger.

Die ASP wurde erstmals vor knapp 100 Jahren in Kenia beschrieben. In Europa ist in der Vergangenheit nur die Europäische Schweinepest (ESP) aufgetreten, die ASP vor 2010 noch nie – mit Ausnahme Sardinien. ASP ist für Haus- und Wildschweine hoch ansteckend und verläuft meist tödlich.

Josef Stöger, Amtstierarzt Braunau     Bild: (Marina Mayrböck)

Josef Stöger, Amtstierarzt Braunau    

Hat sich ein Schwein infiziert, leidet es an hochgradigem Fieber und Blutungen am gesamten Körper – an den inneren Organen und an der Haut. Die Ansteckung erfolgt über Körpersekrete wie Harn, Kot, Blut und Fleisch. Die Inkubationszeit beträgt fünf bis 15 Tage, innerhalb zwei bis sieben Tagen sterben die Tiere. Derzeit gibt es keinen Impfstoff, um die Hausschweine gegen diese Seuche zu schützen.

Verbreitung über Speisereste

Die Ausbreitung dieser Seuche über größere Distanzen erfolgt nicht durch Wildschweine. "Das Wildschwein ist das Virusreservoir. Meist erfolgt die Verbreitung durch den Menschen. Ein infiziertes Wildschwein wandert nicht mehr über weite Distanzen, weil es dazu nicht mehr in der Lage ist. Ein erkranktes Schwein sucht sich eine Suhle, um die Körpertemperatur abzukühlen, und stirbt nach wenigen Tagen. Die Verbreitung der Seuche über weite Strecken erfolgt nicht durch das Tier, sondern durch den Menschen. Hier spielen Lebensmittel eine zentrale Rolle. Ein Stück Wurstbrot, das ein Arbeiter oder Reisender aus Polen an einer Raststätte weggeworfen hat, reicht, um das Virus zu verbreiten. Die Wildschweine sind intelligent, sie wissen um die Nahrungsquelle Autobahnraststätten, weil sie dort oft Futter finden", sagt der Amtstierarzt.

Virus 400 Tage in Parmaschinken

Das Virus hält sich in Fleisch, Blut und Umwelt relativ lang. Im Parmaschinken zum Beispiel bis zu 400 Tage. Frisst also ein Wildschwein ein über ein Jahr altes, infiziertes Stück Parmaschinken, hat es sich angesteckt. "Da sich das Virus in der Umwelt relativ lange hält, spricht man nicht mehr von Viruspräsenz, sondern von Umweltkontamination", sagt Stöger. Infektiöses Schweineblut hält sich auf Kleidung vier Monate und darum rät der Amtstierarzt Jäger zur Vorsicht: "Die Jagd kann eine wesentliche Schnittstelle für das Verbreiten des Virus sein und darum wird heftig abgeraten, Wildbret von Auslandsjagden mitzubringen. Verschmutzte Kleidung muss ausgekocht werden. Es reicht schon ein Blutspritzer aus, um das Virus zu übertragen."

 

Rieds Bezirksjägermeister Rudolf Wagner   Bild: (Haslinger)

Rieds Bezirksjägermeister Rudolf Wagner  

"Bei uns wurde noch kein Tier gefunden"

Seit 2010 ist die ASP nun in Europa. Seither wird ihr Verlauf akribisch beobachtet. So eine Seuche wandert im Schnitt 300 Kilometer im Jahr, das ist in diesem Fall nicht passiert, die Krankheit blieb länger stationär als erwartet. Amtstierarzt Stöger nennt dafür zwei Gründe: Zum einen – wie beschrieben – wandert ein krankes Tier keine weiten Strecken, zum anderen die Problematik, dass der Schwarzwildbestand von Osten nach Westen in Europa immer mehr zunimmt. Je dichter die Wildschweinpopulation, desto mehr Möglichkeiten für das Virus, sich zu halten. Problem Nummer drei: Schwarzwild ist schwierig zu bejagen.

"In Deutschland werden die Wildschweine von ausgesuchten Jägern mit Nacht-Sichtgeräten bejagt. Die Bejagung der Wildschweine ist äußerst schwierig. Die Tiere sind nur nachtaktiv, um sie schießen zu können, braucht man Licht durch Mond bzw. Schnee. Bei Vollmond haben die Wildschweine zum Beispiel Angst vor ihrem eigenen Schatten. In Tschechien gibt es bereits erste Sperrgebiete. Auch im Norden Deutschland ist die Gefahr mittlerweile sehr groß", sagt Rieds Bezirksjägermeister Rudolf Wagner aus Antiesenhofen und ergänzt: "Bis dato wurde bei uns noch kein totes, infiziertes Wildschwein gefunden. Sollte ein Jäger einen toten Schweinekadaver finden, ist dies unverzüglich dem zuständigen Amtstierarzt zu melden." (mahu/josz)

 

Zum Schutz von ASP

Die Bezirkshauptmannschaft Braunau hat einen Brief an alle Gemeinden mit Präventionsmaßnahmen ausgeschickt:

Speisereste: Keine Verfütterung an Hausschweine und keine Entsorgung in der Natur. Fremdarbeitskräfte sind dahingehend zu instruieren, dass Reiseproviant-reste nur in verschlossenen Müllbehälter einzuwerfen sind.
Futter und Einstreu ist am Betrieb vor Wildschweinen geschützt zu lagern, keine Verfütterung von Gras an Hausschweine, das vorher von Wildschweinen kontaminiert wurde.

Schweinehaltung: Fremdarbeitskräfte und andere betriebsfremde Personen dürfen nur in Schutzkleidung den Stall betreten, Mäuse und Ratten als mögliche Infektionsüberträger sind konsequent zu bekämpfen.

Trennung von Jagd und Tierhaltung: Kein Betreten des Schweinestalls in Jagdkleidung, -ausrüstung und mit Jagdhund. Kein Aufbrechen von Schwarzwild auf einem Schweinebetrieb. "Tot aufgefundene Wildschweine sind dem Amtstierarzt unverzüglich zu melden", sagt Bezirkshauptmann Georg Wojak.

 

 

 

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4  Kommentare
4  Kommentare
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fanfarikuss (14.211 Kommentare)
am 22.02.2018 08:46

Poison Ivy bei uns? Wo? Frage ist ernst gemeint.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 22.02.2018 09:20

Vor ca einem Jahr:

http://www.krone.at/Nachrichten/Poison_Ivy_blueht_in_Graz_Zwei_Kinder_verletzt-Hochgiftiger_Efeu-Story-512873

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Selten (13.716 Kommentare)
am 22.02.2018 06:59

Schweine dürfen eh schon seit Jahrzehnten nur mehr zum Sterben aus dem Stall und von Lebensmittelresten können diese zum Fressen von Industriestaubfutter verdammten armen Kreaturen nicht einmal mehr träumen.

Die Fremdarbeitskräfte werden vermutlich auf diverse Anordnungen etwas husten.

Passt aber sonst gut ins Bild der Unterwanderung, gerne auch verniedlichend Globalisierung genannt - vom Asiatischen Marienkäfer über das Amerikanische Eichhörnchen, den Riesenbärenklau, Poison Ivy bis zum Drüsigen Springkraut und diversen Wanzen.

Über die Humaninvasion möchte ich hier gar nicht reden.

Alles Gute kommt von?

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Fanthomas (860 Kommentare)
am 22.02.2018 11:54

Wahnsinn!
Jetzt hast extra die FPÖ gewählt und dann das!

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