Bezirk Braunau: 1280 Kameraden Tag und Nacht im Einsatz
BEZIRK BRAUNAU. 350 Einsätze: Evakuierung, überlastete Rückhaltebecken, ignorante Autofahrer und sogar eine Evakuierung von 60 Leuten
Vollgelaufene Keller, Straßensperren, überlastete Rückhaltebecken, ignorante Autofahrer und eine Evakuierung: Seit Samstag standen Tag und Nacht insgesamt 1280 Kameraden von 64 Feuerwehren aus dem Bezirk Braunau im Hochwassereinsatz. Ein 95-Mann/Frau-starker Trupp ist sogar noch nach Niederösterreich gefahren, um im Katastrophengebiet zu helfen.
Die fünf Züge aus Oberösterreich wurden im Nachbarbundesland vom Kommandozug aus dem Bezirk Braunau geleitet. Am Sonntagvormittag kam die Alarmierung, "fünf Minuten später waren die Mannschaften samt Fahrzeuge parat und bereit, 24 Stunden in Niederösterreich zu helfen. Das ist schon faszinierend, auf diese Einsatzbereitschaft kann man stolz sein", sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Franz Baier. Am Montag daheim wieder angekommen, spitzte sich die Lage nachts im Bezirk zu. Vom Starkregen betroffen waren zahlreiche Gemeinden: Mattighofen, Schalchen, Lengau, Mauerkirchen, Neukirchen, Handenberg.
Notwendige Straßensperren wurden ärgerlicherweise von einigen ignoriert. "Das ist kein Hinweisschild, sondern ein Verbot", betont Baier, durch dieses rücksichtslose Verhalten werden Einsatzkräfte in Gefahr gebracht. Glück hatte jener 84-jährige Autofahrer am Dienstagabend in Helpfau-Uttendorf, der die errichtete Straßensperre im Bereich der "Mattigtaler Gemeindestraße" im Ortschaftsbereich Reichsdorf missachtete. Das Auto wurde von der starken Strömung abgetrieben und gegen eine Brücke gedrückt. Der Mann konnte sich wegen der großen Wassermenge nicht selbstständig aus dem Auto befreien, zwei 17-Jährige, die den Unfall zufällig gesehen haben, verständigten die Feuerwehr. Der 84-Jährige wurde leicht verletzt. Insgesamt mussten zehn Fahrzeuge geborgen werden, weil Straßensperren ignoriert wurden.
Neubausiedlung unter Wasser
Wie berichtet, musste in Mauerkirchen eine Neubausiedlung evakuiert werden, 60 Personen wurden zum Teil mit Booten gerettet, verletzt wurde niemand. Die Bewohner sind zunächst im Veranstaltungszentrum untergekommen, mittlerweile konnten die meisten wieder zurück in ihre Häuser. In acht Häusern stand das Wasser zirka einen halben Meter hoch. Insgesamt wurden in dieser Nacht in Mauerkirchen und Helpfau-Uttendorf 1800 Sandsäcke gelegt. Grund für die Überschwemmung war das Überlaufen des Rückhaltebeckens Sonnleiten in der Nachbargemeinde Helpfau-Uttendorf, das den Brunnbach entlasten sollte. Dieser trat schließlich über die Ufer. Nicht nur Sonnleiten, sondern auch die Rückhaltebecken in Lengau waren voll. Um Schäden zu vermeiden, wurde das Wasser kontrolliert über den Bach abgelassen. "Hätten wir die Rückhaltebecken nicht, dann hätte es bestimmt ‚Land unter’ in Lengau geheißen. Gut, dass die Rückhaltebecken noch erweitert werden. Wie man sieht, erreichen auch die großen bei solchen Ereignissen ihre Grenzen", sagt Bürgermeister Erich Rippl.
Und man darf sich auch ruhig die Tatsache bewusst machen, dass dieses, von der überhitzten Adria aufgeladenes, Italientief quasi nur gestreift hat.
Bei einem Volltreffer hätten wir mit über 80% MEHR Niederschlägen rechnen müssen, da hätten auch die erweiterten Rückhaltebecken nichts mehr genutzt.