In 5 Jahren von der Uni ins Klassenzimmer: Was sich beim Lehramt-Studium ändert
LINZ/WIEN. Die Ausbildung für Lehrkräfte soll von derzeit sechs auf fünf Jahre verkürzt werden – so will das Bildungsministerium dem Lehrermangel entgegenwirken.
Vier Jahre Bachelorstudium, darauf folgt der zweijährige Master, danach die Induktionsphase mit Mentorenbegleitung mit einer Dauer von einem Jahr an einer Schule – so der derzeitige Plan für jene, die in der Sekundarstufe I und II unterrichten. "So gesehen ist Österreich weltweit eines jener Länder mit der längsten Lehrerausbildung. Die vier Jahre Bachelorstudium schrecken aber viele ab, in praktisch fast allen anderen Fächern gibt es dreijährige Bachelorstudien", sagte Bildungsminister Martin Polaschek (VP) bei einer Pressekonferenz in Linz.
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Etwa zehn Jahre sind seit der Einführung der neuen Ausbildung für Pädagogen vergangen, nun seien in einem Evaluierungsprozess mit Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und Lehrpersonen Verbesserungen besprochen worden. Das Ergebnis: Die Ausbildung soll künftig wieder nur fünf Jahre dauern. "Das soll das Studium attraktiver für die Studierenden gestalten", sagte Polaschek. "Wir brauchen eine pädagogische Ausbildung, die modern und von der Zeit her attraktiv für angehende Lehrpersonen ist", unterstützte auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP) die Pläne des Bildungsministers.
Video: Polaschek warb in Linz für verkürzte Lehrerausbildung
Dienstrechtliche Schutzfunktion
An der Ausbildungsdauer für Volksschulpädagogen werde sich nichts ändern, jedoch wird auch hier das System auf drei Jahre Bachelor, zwei Jahre Master umgestellt. "Das wertet den Masterstudiengang für die Primarstufe auf, bisher dauerte der nur ein Jahr", sagte Johannes Reitinger, Rektor der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz.
Die Qualität der pädagogischen Ausbildung soll aber nicht unter der Verkürzung leiden. "Es geht jetzt um die Verzahnung von Theorie und Praxis. Die einzige Frage, die sich nun stellt: Wie wird die begleitete Praxis ausschauen und kann diese auch angerechnet werden?", so Reitinger.
Auch dienstrechtliche Änderungen werden in die neue Lehrerausbildung integriert: Bis zum Master-Abschluss sollen die angehenden Pädagogen maximal eine halbe Lehrverpflichtung übernehmen, nicht fachfremd unterrichten und keine Verantwortung als Klassenvorstand tragen müssen – eine dienstrechtliche Schutzfunktion für die Junglehrer, sagte Polaschek.
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Die Begutachtungsfrist für den Entwurf der neuen Pädagogen-Ausbildung laufe nun noch bis Mitte Februar, dann benötige es den Beschluss im Parlament. "Wir haben noch einige Stellungnahmen abzuwarten, es bedarf auch noch einiger Vorbereitungszeit, aber die Primarstufe könnte im Wintersemester 2025/26 mit der neuen Ausbildung beginnen", sagte der Bildungsminister. Bei der Sekundarstufe werde es aber länger dauern.
Anrechnung für Studierende
Für jene Studierenden, die sich bereits in der Ausbildung befinden und von einem Umstieg betroffen sind, soll es entsprechende Anrechnungen geben, "das könnte auch im Pensionsbereich möglich sein", sagte Polaschek.
Vor allem der schnellere Berufseinstieg werde von den Studierenden allgemein sehr positiv aufgenommen, sagte Hannah Till, Studentin der PHDL. "Wir können dann mit vollem Gehalt rascher in der Klasse stehen. Auch der Schwerpunkt inklusive Pädagogik ist gut gewählt."
Mehr Entlastung hinsichtlich der administrativen Aufgaben und der Schulbürokratie forderten die Grünen. "Verantwortung und Herausforderungen für die Pädagogen wachsen ständig, dafür benötigen sie auch ein zeitgemäßes und hochprofessionelles Rüstzeug. Mit dieser Ausbildungsreform ist dies gelungen", begrüßte Bildungssprecher Reinhard Ammer die Reform.
Zahlen zur Ausbildung
- 10 Jahre sind vergangen, seitdem zuletzt die Ausbildung der Pädagogen auf das Bachelor-Master-System österreichweit umgestellt wurde.
- 20.000 Lehrer sind derzeit in Oberösterreich an einer Schule beschäftigt, darunter auch 97 Quereinsteiger. Österreichweit konnten sich 4800 Quereinsteiger zertifizieren.
- 1000 neue Studierende haben sich im Wintersemester 2023/24 für ein Lehramtsstudium entschieden – ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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Tja, vor ein paar Jahren noch konnte mein Sohn kein Sonder-und Volksschullehrer werden, da er nicht singen!konnte. Heute nimmt man jeden.
Viele Köche verderben den Brei! Dieses Sprichwort ist vielen bekannt und doch gibt es Themen, wo jedermann er sei ein Experte und könne mitreden. Ich habe - da ich selbst Jahrzehnte lang unterrichtet habe - diesen Artikel sehr genau gelesen. Wenn es Lehrer betrifft, dann muss fast jeder seinen Senf dazugeben und meint er weiß genau wie es geht oder gehen soll. Als ich zu unterrichten begann herrschte auch ein sehr großer Lehrermangel, da ja die neuen höheren Schulen wie die Schwammerl aus dem Boden schossen. Daher hat man an den Unis bei den Studenten geworben, doch früher schon zu unterrichten zu beginnen. Wenn man dann einen Politiker kannte, konnte man schon früher - fast gleich nach der Matura - zu arbeiten beginnen. Wenn nicht - Pech gehabt. Ich habe daher zuerst einmal in der vorgesehenen Zeit mit Studium beendet und dann zu arbeiten begonnen. Da ein sehr großer Lehrermangel herrschte war man froh, dass ich sehr gerne auch Überstunden gemacht.