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Der Edelsitz wurde Ort für Sexfilme und Hausmannskost

Von Erhard Gstöttner, Sandrine Wauthy, Christopher Buzas und Stefanie Webinger, 29. August 2014, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Die Linzer Eisenhandstraße
Bild: (Volker Weihbold)

LINZ. Das Eisenhand-Kino: Das einstige Lichtspieltheater wurde zum Schmuddelkino und ist nun ein alternatives Theater.

In den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts rollte die Sexwelle an. Mit heißen Ohren erzählten einander Halbwüchsige damals vom Eisenhandkino. Denn dort spielten sie Sexfilme, ziemlich scharfe Sachen für damalige Verhältnisse.

Das 1950 gegründete Kino im Haus Eisenhandstraße 43 hatte eine große Historie. Hier wurde erstmals das Filmepos "Vom Winde verweht" gespielt. Später gab es hier die Fuzzy-, Herkules- und Winnetou-Filme zu sehen. Heute ist das ehemalige Kino das Theater Tribüne.

Mindestens so legendär wie das Kino waren die Eigentümer des Lichtspieltheaters, die Zwillingsbrüder Ernst und Fritz Steiner. Sie spielten 25 verschiedene Instrumente, nach anderen Angaben sogar 108. In den Dreißigerjahren waren die Brüder in Folge der großen Wirtschaftskrise arbeitslos.

Also zogen sie als Musikanten ins Ausland, zunächst nach Dubrovnik, dann nach Kalkutta und Shanghai. Schließlich spielten die Steiner-Buben in Japan und Java auf. Dann ging es weiter in die USA, nach Chicago und New York. Doch sie kehrten zurück nach Linz, spielten im Rosenstüberl in der Bürgerstraße. Ab 1950 betrieben sie im Haus Eisenhandstraße 43, das ihre Eltern 1892 erworben hatten, das Kino.

Nach dem bereits im 16. Jahrhundert errichteten Edelsitz "Zur eisernen Hand" (heute Eisenhandstraße 43) wurde 1869 der Straßenzug benannt. Im nördlichen Teil sind in dieser Straße vor allem Wohnhäuser. Im südlichen Teil zwischen dem Gasthaus "Zur Eisernen Hand" und dem Südbahnhofmarkt herrscht reges Leben, locken interessante Geschäfte mit ihren Waren.

Nächste Woche in den Linzer Nachrichten: Die Seilerstätte

 

Die Linzer Eisenhandstraße
Bäcker in vierter Generation: Der Geruch von frischgebackenem Brot, süßer Duft von Keksen: Damit ist Jürgen Möstl aufgewachsen. Der 35-jährige Bäckermeister leitet seit 2012 die Bäckerei in der Eisenhandstraße 38. Bild: (Volker Weihbold)

Jürgen Möstl (Bild: Weihbold)

Interview mit Jürgen Möstl

Bäcker in vierter Generation: Der Geruch von frischgebackenem Brot, süßer Duft von Keksen: Damit ist Jürgen Möstl aufgewachsen. Der 35-jährige Bäckermeister leitet seit 2012 die Bäckerei in der Eisenhandstraße 38.

1 Herr Möstl, Bäcker sein ist ein harter Job. Hatten Sie je einen anderen Berufswunsch?

Nein. Ich bin mit dem Geruch von Frischgebackenem aufgewachsen. Wir sind ein Familienbetrieb – die Bäckerei gibt es seit 1901, kurz nach dem ersten Weltkrieg hat meine Familie sie gekauft. Seit meinem vierten Lebensjahr gehe ich in diesem Gebäude ein und aus. Als Kind hab’ ich viele Stunden in der Backstube, die sich im Untergeschoß befindet, verbracht und beim Backen zugesehen.

2 Wahrscheinlich verbringen Sie jetzt noch mehr Zeit in der Backstube, als früher.

Mein Arbeitstag beginnt täglich um 23 Uhr. Bis fünf, sechs Uhr früh sind wir zu viert in der Backstube. Zwischen drei- und viertausend Gebäcke entstehen täglich. Kein leichter Job, aber ich mache das gerne.

3 Verraten Sie, woher die Rezepte stammen, oder ist das Betriebsgeheimnis?

Die Rezepte kommen allesamt noch von meinem Großvater. An die halten wir uns, wir backen seit jeher nach denselben Rezepten. Ich denke, das schmeckt man auch. Mit Brot aus dem Supermarkt hat unser Bäckerhandwerk nicht mehr wirklich viel zu tun.

 

Die Linzer Eisenhandstraße
Im Gastzimmer: Wirt und Koch Christian Schimpl mit seiner Tochter Alexandra (8)     Bild: (Volker Weihbold)

Wirt und Koch Christian Schimpl mit seiner Tochter Alexandra (8)    (Bild: Weihbold)

Die Gasthaus-Legende ist total munter

Zu Mittag ist es bummvoll im Gasthaus „Zur Eisernen Hand“. Denn hier gibt es Hausmannskost. Die schmeckt Senioren genauso wie einfachen Arbeitern und auch den Anzugträgern aus den Betrieben in der Umgebung.

Legendär war das Gasthaus schon im 19. Jahrhundert. Josef und Franziska Steiner übernahmen 1892 die eiserne Hand und machten es mit enormem Fleiß und guter Hausmannskost zu einem gern besuchten Ort. Zudem versorgten die Wirtsleute die Arbeiter der Baustellen in der Umgebung, vor allem beim Bau des Allgemeinen Krankenhauses.

Legendär war das Gasthaus auch unter der früheren Wirtin Marianne Bodingbauer. Vor sechs Jahren hat Christian Schimpl, zuvor Koch im Gasthaus Fischill in Katsdorf, das Lokal übernommen. Gasthaus und Essen sind auch heute zum Schwärmen. Obwohl Koch und Wirt Schimpl eine recht harte Zeit erlebte: „Kurz nachdem wir das Gasthaus übernommen haben, hat meine Frau erfahren, dass sie Krebs hat. Vor zwei Jahren ist sie gestorben.“

Dass Christian Schimpl ausgerechnet Wirt des Gasthauses „Zur Eisernen Hand“ geworden ist, hat er seiner Schwiegermutter zu verdanken. „Die hat als Souffleuse im Eisenhand-Theater gearbeitet und erfahren, dass die Wirtsleut einen Nachfolger suchen“, erzählt Schimpl.

Hier gibt es noch Leberschädl

Währenddessen ist in den verschiedenen Gaststuben wie jeden Mittag von Montag bis Freitag Hochbetrieb. Denn wochentags gibt es zusätzlich zum umfangreichen Angebot der Speisekarte jeweils zwei zweigängige Mittagsmenü, einmal mit und einmal ohne Fleisch. Heute, Freitag, gibt es übrigens Erdäpfelsuppe mit Eierschwammerln und als Hauptspeise Leberschädl (sieben Euro) bzw. gebackene Scholle (6,80 Euro).
 

Deshalb kommen Passanten gerne in die Eisenhandstraße

"Täglich bin ich drei bis vier Mal in der Eisenhandstraße, weil ich mit Patienten der Elisabethinen fixe Abholzeiten habe." - Uwe Beer, Taxifahrer, 46, Linz

"Ich wohne nebenan bei den Elisabethinen, Auch wenn diese Gegend sehr Zentrumsnahe liegt, ist es sehr schön und vor allem ruhig hier." - Schwester Rita Kitzmüller, Ordensschwester, 51, Linz

"In dieser Straße gibt es ein tolles Café in dem ich öfters sitze. Da ich nicht weit entfernt wohne, passt das ganz gut für mich." - Johann Pischläger, Pensionist, 72, Linz

"Da ich in der Nähe in einer Schule arbeite, bin ich sowieso öfters in der Eisenhandstraße. Dass der Markt gleich um´s Eck ist gefällt mir auch." - Doris Campregher, Lehrerín, 55, Puchenau

"Ich habe mein Auto hier geparkt, weil ich einen Freund besuche. Diese Gegend scheint recht nett und ruhig zu sein." - Karl Hinterholzer, Lehrer, 39, Bad Zell

"Ich schlendere hier nur so durch, weil ich mein Rad nebenan zur Reparatur gebracht habe und gleich meinen Hund vom Hundefrisör abhole." - Anke Schünemann, Marketingangestellte, 50, Linz

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5  Kommentare
5  Kommentare
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( Kommentare)
am 29.08.2014 11:52

„Der Edelsitz wurde Ort für Sexfilme und Hausmannskost“

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 29.08.2014 08:40

"Hier wurde erstmals das Filmepos "Vom Winde verweht" gespielt." genau heissen.

Erstmals wo?

In Amerika wird der Film wohl schon vorher gelaufen sein. In Europa wahrscheinlich auch wo anders. Soll das also "erstmals in Linz" bedeuten? Das wäre dann weniger sensationell...

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Gugelbua (33.213 Kommentare)
am 29.08.2014 08:33

Wochenlang war das Kino ausverkauft mit dem Film
Vom Winde verweht.
Und die ersten Sexfilme - laut lach - waren Amateurfilme übers FKK Geschehen grinsen

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 29.08.2014 08:39

heute mit diesem Geschäftsmodell nicht mehr zieht, kann man doch in Linz FKK "live" am Pleschingersee oder Weikerlsee erleben.

Recht aufregend ist ein FKK-Badestrand allerdings nicht. Man sieht viele Menschen, vor allem ältere und bei (fast) allen, ob alt oder jung ist es so, dass sie nackt etwas weniger reizvoll aussehen, als angezogen, weil eben nur wenige Top-Model-Körper haben.

Das ist recht lehrreich. Das gute am FKK-Baden: Man hat nach dem Schwimmen keine nassen Badesachen am Körper, das ist fein...

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 29.08.2014 08:22

meistgelesene?

Vermutung: Weil das Wort "Sexfilme" darin vorkommt.

Premiumleser lesen eben gerne Premium-Inhalte.

:-)

Zur Sache: Ich mag die Vorstellung der Linzer Stadtteile und Strassen in den Linzer Nachrichten. Selbst als Linzer lernt man da viel über die eigene Stadt dazu.

Frage an die Redaktion: Werden diese Berichte gesammelt als Buch zum Nachschlagen erscheinen?

Wäre eine gute Idee.

Das könnte dann die Stadt Linz z.B. den Neo-Linzern als Einstandsgeschenk schenken, denn bei diesen Geschenken werden ja die Kosten und damit der Wert aus Spargründen stark reduziert. So ein Buch um 15 oder 20 Euro sollte sich aber doch noch ausgehen.

Damit würden die neuen Linzer (und auch die alten) viel über Linz lernen können. Und dank der hervorragenden Weihbold-Fotos wäre das Werk auch künstlerisch angehaucht...

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